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Besuch beim Uhrenhersteller Piaget

Piaget Manufaktur
© PR
Nach einem Besuch der Manufaktur von Piaget im Genfer Industrievorort Plan-les-Ouates ist man auf jeden Fall ein wertvollerer Mensch. Das ist ganz wörtlich gemeint: Es bleibt tatsächlich eine winzige Menge von Goldstaub in Haar und Kleidung haften, wenn man durch die Hallen geht, in denen Uhrengehäuse und Armbänder aus dem Edelmetall gefertigt werden.
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Piaget, Genf: Hier werden die Gehäuse gefertigt © all rights reserved
Wer weiß, vielleicht müssen Besucher und Mitarbeiter eines Tages sogar in eine spezielle Werksdusche steigen, damit Piaget auch diese Restmenge einfangen und recyceln kann. "Wir verlieren nur etwa 0,1 Prozent des Goldes, das wir hier verarbeiten", erklärt Balthasar de Pury, der Besucher bei Piaget herumführt. Öl und Wasser aus den CNC-Maschinen wird aufgefangen und die Goldpartikel herausgefiltert, Lappen eingesammelt und das Gold herausgewaschen. In den ständig laufenden Luftfiltern sammeln sich ebenfalls Rückstände – all das summiert sich zu einer relativ großen Menge wiederverwertbaren Edelmetalls.

Gold-Uhren sind eines der Markenzeichen von Piaget

Denn es wird viel Gold bei Piaget verarbeitet: Ein Markenzeichen der alteingesessenen Manufaktur, die bereits seit 1874 Uhren herstellt, ist es, nur Uhren aus Edelmetall herzustellen. Jeder, der im Jet-Set Rang und Namen hat, besitzt mindestens eine Piaget- Uhr, die Damen häufig eine mit Diamanten ausgefasste Version. Gentlemen wählen zum Anzug oder Smoking gerne eine der ultraflachen Uhren von Piaget, denn auch dies ist eine Spezialität des Hauses. Kaum einer anderen Manufaktur gelingt es, soviel technische Raffinesse auf so wenig Raum unterzubringen.
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Zu Besuch bei Piaget: UHREN-MAGAZIN-Autorin Katrin Nikolaus in der Armbandfertigung © PR
Piaget arbeitet im Luxussegment, und das ist ja nach Ansicht einiger Auguren gerade wieder einmal durch politisch bedingte Wirtschaftskrisen bedroht. Gegen die Krisenherde kann auch Philippe Léopold-Metzger nichts ausrichten, aber der CEO von Piaget sieht die Lage noch sehr entspannt. Auch wenn man die wirklich Reichen heute kaum mehr an ihrem Äußeren identifizieren kann, werden Uhren immer einen festen Platz in den Tresoren haben: "Der Mann liebt seine Uhr", ist Philippe Léopold-Metzger überzeugt. Seit 1999 lenkt der schlanke Cosmopolit mit französischen Wurzeln, der jüngst seinen 60. Geburtstag feierte, die Geschicke von Piaget. Und als Mitglied der Management Group des Mutterkonzerns Richemont wirkt er an konzernweiten Entscheidungen mit. Unbeirrt setzt er den Expansionskurs fort: Mit zwei weiteren neuen Boutiquen in Mailand und in der edlen Rue-de-Paix in Paris vertreibt Piaget nun in weltweit 98 Niederlassungen die Uhren und den Schmuck aus der Schweiz. "Wir haben als einer der ersten Uhrenmarken mit dem Vertrieb über eigenen Boutiquen begonnen", erklärt Léopold-Metzger. Uhrenkäufer seien in der Regel Menschen, die viel reisen. "Wir müssen unsere Uhren überall dort anbieten, wo sich diese Reisenden häufig aufhalten."

Die Produktion an zwei Standorten erfordert großen Aufwand von Piaget

Piaget vereinigt Expertise in der Uhrenmanufaktur und in der Schmuckherstellung. Während alle Schritte, die mit der Goldverarbeitung zu tun haben, in Plan-les-Ouates erfolgen – der Firmensitz wird gerade erweitert, um erheblich mehr Arbeitsplätze unterbringen zu können – ist die Herstellung der Uhrwerke wie schon in den vergangenen 140 Jahren in La Côtes-aux-Fées beheimatet. Rund eineinhalb Stunden dauert die Autofahrt von Genf in das winzige Dorf, in dem heute nur noch etwa 470 Menschen wohnen. Zu Beginn der Uhrenproduktion im 19. Jahrhundert zählte die Gemeinde im Neuenburger Jura noch rund 1.600 Einwohner. Alle der 37 Manufakturkaliber von Piaget wurden hier entwickelt.
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Piaget: Altiplano 38 mm 900P © PR
Die Aufteilung der Produktion auf zwei Manufakturstandorte ist nicht immer praktisch, das merkt man insbesondere bei der Herstellung der Altiplano 900P. Diese gilt mit 3,65 Millimetern als die flachste mechanische Uhr der Welt. Das ist nur durch einen besonderen Kniff möglich: Die Grundplatine ist gleichzeitig der untere Gehäuseboden. Deshalb kann das Uhrwerk nicht wie bei den anderen Modellen in La Côtes-aux-Fées hergestellt und dann in Plan-les-Ouates eingeschalt werden, sondern muss noch einen Weg mehr zurücklegen: Grundplatinenproduktion in Genf, Werkherstellung im Jura, dann Rücktransport nach Genf, wo je nach Modell noch die Steine gesetzt werden müssen und Endkontrolle und Auslieferung erfolgen.

Handwerkskunst und industrielles Engineering gehen bei Piaget Hand in Hand

Wie die hauchdünne Grundplatine bearbeitet wird, kann man in der Manufaktur in La-Côtes-aux-Fées schön beobachten. Eine Mitarbeiterin muss jeden Lagerstein selbst an die richtige Stelle setzen und dann per Hand den Pressarm absenken, mit viel Fingerspitzengefühl, denn sonst würde die Platine brechen. Nebenan übernimmt das für die anderen Uhrenwerke eine Maschine, die Hunderte von Lagersteinen am Tag setzen kann. Die Altiplano 900P ist eine Serienuhr und wird hier zwar nicht in riesigen Stückzahlen, aber doch routinemäßig produziert. Da müssen die Prozesse ausgereift sein. "Wir lieben es, kreativ zu sein, aber die Produktion muss auch folgen können", sagt Léopold-Metzger, "und die Altiplano 900P ist das perfekte Produkt." Hier verbindet sich Handwerkskunst mit industriellem Engineering.
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Piaget: Altiplano Chonograph © PR
Im Winter 2014 präsentierte Piaget einen weiteren Coup in Sachen ultradünne Komplikationen: den Altiplano Chronographen. Damit holte Piaget erneut einen Sieg im Wettlauf mit anderen Manufakturen um die flachsten Komplikationen: Das Chronographenwerk 883P mit Flyback-Funktion ist nur 4,65 Millimeter hoch, das gesamte Gehäuse bringt es gerade einmal auf 8,24 Millimeter. Dieses flache Meisterstück bauen die 120 Uhrmacher in ihren hellen Arbeitsräumen in La Côtes-aux-Fées zusammen. Die 25.000 Uhrwerke, die hier jedes Jahr hergestellt werden, erfüllen alle die Merkmale einer Luxusuhr: anglierte Kanten, Genfer Streifen auf den Platinen und Rotoren, Perlage auf den Brücken. Die Zierschliffe werden je nach Modell komplett von Maschinen, teilweise von Maschinen mit manueller Nachbearbeitung oder vollständig von Hand ausgeführt. Man muss schon ganz genau hinschauen, um zu sehen, dass die Perlage einer Maschine nicht die ganz kleinen Unregelmäßigkeiten einer Perlage von Hand aufweist. In der fertigen Uhr kann das selbst der Fachmann kaum erkennen, zumal die meisten Schliffe ja gar nicht von außen zu sehen sind. So kann es gehen in der Welt des Luxus.
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Montage eines Goldarmbands bei Piaget © PR
Einige Modelle benötigen spezielle Werkzeuge, die die Uhrmacher erst einmal entwickeln müssen. Bei der mit Diamanten besetzten Weißgold-Version der Altiplano 900P bestehen auch die Köpfe der beiden sichtbaren Schrauben aus Diamanten. "Das gibt es nur bei Piaget", erklärt Balthasar de Pury beim Rundgang durch die Manufaktur, »wir mussten extra Schraubenzieher entwickeln, mit denen sich die Diamantschrauben fest ziehen lassen." Zurück in Plan-les-Ouates ist es ein außerordentliches Erlebnis, die Fertigung von Uhrenarmbändern zu beobachten. Während die meisten Mitbewerber die Bänder zukaufen, pflegt Piaget die hohe Kunst, extrem flexible und glatte Armbänder aus Gold selbst zu fertigen. Die Grundlagen für diese Art von Schmuck und Uhren hat Yves Piaget geschaffen. Der 72-Jährige repräsentiert heute in vierter Generation die Familie Piaget im Unternehmen und legte den Grundstein zu einer Marke, die auf Eleganz und Stil ebenso setzt wie auf uhrmacherisches Know-How. Text: Katrin Nikolaus
Piaget Altiplano
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