Platz da, Silizium – Carbon übernimmt: TAG Heuer stellt die TH-Carbonspring vor
Geneva Watch Days 2025
Es gibt Momente in der Uhrmacherei, die nicht nur technische Evolution, sondern echte Revolution markieren. 1675, als der niederländische Universalgelehrte Christian Huygens den modernen Oszillator erfand, war sicherlich so einer. Ende der 1990er, als Silizium den Sprung von der Halbleiterwelt in die Uhrenwerke wagte ebenso. Und jetzt – 2025 – bringt TAG Heuer Carbon ins Spiel. Ein erneuter Durchbruch?
Die Spiralfeder zählt seit ihrer Erfindung vor über 350 Jahren zum schlagenden Herz mechanischer Zeitmesser. Herkömmliche Unruhspiralen werden aus Stahl beziehungsweise Eisen-Nickel-Legierungen wie Nivarox hergestellt. Aus Stahllegierungen gefertigt, war sie jedoch empfindlich gegen Stöße, Temperaturunterschiede und Magnetfelder – die ewigen Feinde mechanischer Präzision. Mit der Zeit kamen robustere Legierungen, und vor rund 25 Jahren brachte Silizium einen großen Fortschritt: leicht, widerstandsfähig, antimagnetisch. Die Alltagstauglichkeit mechanischer Uhren wurde damit spürbar verbessert. Bis vor Kurzem wurden Silizium-Unruhspiralen jedoch nur von wenigen Unternehmen verwendet, die diese Technologie patentieren ließen. Auch wenn die Patente diese Vorreiter nun auslaufen, sind wir scheinbar nicht am Ende neuer Erkenntnisse.
Der TH-Carbonspring-Oszillator wurde vollständig im TAG Heuer Labor konzipiert, entwickelt und gefertigt und ist das Ergebnis einer zehnjährigen intensiven Forschungs- und Entwicklungsarbeit.
TAG HeuerAndere hätten Silizium einfach weiter optimiert. Doch TAG Heuer entschied sich bewusst gegen den naheliegenden Weg. Stattdessen ging das Labor zurück an die Wurzel der Idee – mit der Frage, wie sich die Spiralfeder im 21. Jahrhundert völlig neu denken lässt. TAG Heuer ist so präsent im Alltag, dass man fast vergisst, wofür der Name eigentlich steht: Techniques d’Avant Garde. Und genau das ist es, was die Marke seit jeher antreibt – technische Uhrmacherei am Limit. Aus dieser Haltung heraus entstand die TH-Carbonspring. Und so beginnt, pünktlich zum 350. Jubiläum von Huygens’ Erfindung, ein neues Kapitel der Uhrmacherkunst: das Carbon-Zeitalter.
TAG Heuer Monaco Flyback Chronograph TH-Carbonspring und TAG Heuer Carrera Chronograph Tourbillon Extreme Sport TH-Carbonspring
TAG HeuerNeuer Meilenstein für das TAG Heuer Lab
Nach fast zehn Jahren Entwicklungsarbeit präsentiert die Marke die TH-Carbonspring, eine Spiralfeder aus Carbon-Verbundwerkstoff, die den Anspruch erhebt, Silizium vom Thron zu stoßen. Kein kleines Wort. Aber wer sich durch die Geschichte von TAG Heuer arbeitet, weiß: Die Schweizer suchen seit 160 Jahren nicht den bequemen Weg, sondern die Pole Position.
TAG Heuer Monaco Flyback Chronograph TH-Carbonspring, Referenz CBL5190.FT6313
TAG HeuerCarbon statt Silizium – warum das wichtig ist
Carbon bringt drei Vorteile: Es ist resistent gegen Magnetismus, steckt Stöße robust weg, und seine geringe Dichte reduziert die Trägheit. Denn Carbon ist zusätzlich leichter als Silizium. Heißt im Gesamtpaket übersetzt: mehr Gangstabilität im Alltag. Eine Revolution nicht nur auf dem Papier, sondern ebenso eine, die sich beim Tragen zeigt.
Zehn Jahre Kampf im Labor
Die Geschichte der TH-Carbonspring ist keine glatte Erfolgskurve. 2019 stand schon ein erster Prototyp auf dem Tisch, aber er scheiterte an den eigenen Genauigkeitsstandards. Rückschläge folgten, die viele Marken vielleicht zum Aufgeben bewegt hätten. Doch TAG Heuer machte weiter. Erst jetzt, fast ein Jahrzehnt später, ist die Spirale reif für die Serienproduktion – exklusiv für die Marke, komplett inhouse gefertigt und abgesichert durch die fünfjährige Garantie. Vier Patente sind angemeldet, eines bereits bestätigt. Es ist der vielleicht härteste Weg, den eine Unruhspirale je hinter sich gebracht hat.
Calibre TH20-60
TAG HeuerZwei Premierenmodelle
Natürlich belässt es TAG Heuer nicht bei einem Laborerfolg. Zum Start kommen zwei limitierte Uhren, die beide Ikonenstatus tragen: Der Monaco Flyback Chronograph TH-Carbonspring (17.700 Euro, 50 Stück) sowie die Carrera Chronograph Tourbillon Extreme Sport TH-Carbonspring (41.500 Euro, 50 Stück).
Beide Modelle zeigen sich in geschmiedetem Carbon, beide mit Zifferblättern, die eine Spirale als gestalterisches Zitat der Carbonspring tragen. Das Tourbillon-Modell ist dabei die kompromisslose Speerspitze, während die Monaco den Ansatz alltagstauglich übersetzt.
Der neue Monaco Flyback Chronograph TH-Carbonspring präsentiert schwarz-vergoldete Stunden- und Minutenzeiger mit weißer Superluminova, dazu kommen weiß lackierte Chrono-Zeiger. Indizes, Krone und Drücker aus geschmiedetem Carbon unterstreichen den Hightech-Charakter. Ein Kautschukband mit textiler Struktur schließt den Kreis. Unter dem Zifferblatt arbeitet das hauseigene Kaliber TH20-60 – ein COSC-zertifizierter Flyback-Chronograph mit 80 Stunden Gangreserve. Die Uhr ist bis 100 m wasserdicht.
TAG Heuer Carrera Chronograph Tourbillon Extreme Sport TH-Carbonspring, Referenz CBU5091.FT6305
TAG HeuerDie Carrera Chronograph Tourbillon Extreme Sport TH-Carbonspring schlägt in eine ähnliche Kerbe, geht aber noch einen Schritt weiter. Sie trägt eine Lünette aus geschmiedetem Carbon mit Tachymeterskala, wirkt sportlicher, wuchtiger. Im Inneren: das Kaliber TH20-61, ein Chronograph mit fliegendem Tourbillon, ebenfalls COSC-zertifiziert, mit 65 Stunden Gangreserve.
Beide Modelle erscheinen in streng limitierter Auflage von je 50 Stück – und kommen in eigens entworfener Präsentationsbox.
Calibre TH20-61
TAG HeuerEin Anfang, kein Ende
TAG Heuer betont selbst: Die TH-Carbonspring ist kein Endpunkt, sondern Startlinie. Ein Material, das neue Kapitel öffnen könnte – mit Blick auf Magnetismus, Stoßfestigkeit und Ganggenauigkeit. Carbon ist nicht nur Motorsport, nicht nur Lifestyle – es könnte das neue Rückgrat der mechanischen Uhrmacherei werden. Wie schnell TAG Heuer es schafft, ihre High-End-Modelle generell mit der neuen Carbon-Spirale auszustatten, bleibt abzuwarten. Gefertigt wird die Spirale bei TAG Heuer selbst – allerdings erfordert eine Erweiterung den Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten. Aber wenn sich Carbon als erfolgreich präsentiert, dann stehen wir hier gerade an einem Punkt, den die Branche in ein paar Jahren als „Before Carbon“ und „After Carbon“ einordnen könnte.