Die Entstehung von Grand Seiko

Wege zur Perfektion

1960 erschien die erste Grand Seiko. Sie war die Krönung des beständigen Strebens nach Präzision, Zuverlässigkeit und Ablesbarkeit.

Grand Seiko: Die erste Grand Seiko Uhr 1960
Das erste Modell von Grand Seiko konnte die damalige Chronometernorm erfüllen.

Die von Kintaro Hattori Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Firma Seikosha machte schon durch den Namen deutlich, welche Werte dem Gründer wichtig waren: Der Markenname bedeutet übersetzt „Haus der Präzision“. Und das Streben nach Genauigkeit, Langlebigkeit und guter Benutzerfreundlichkeit zeichnete den japanischen Hersteller von Anfang an aus.
Seikosha fertigte 1892 die erste Wanduhr und 1895 die erste Taschenuhr Japans, und schon 1913 entstanden die ersten Armbanduhren. Dabei wollte Seikosha stets alle Komponenten selbst fertigen und erreichte dieses Ziel 1940 sogar bei der Unruhspirale. Sie gilt als das am schwersten zu fertigende Teil einer mechanischen Uhr und ist maßgeblich für die Ganggenauigkeit verantwortlich. Dabei spielt, neben der genauen Zusammensetzung der Legierung und ihrer Homogenität, auch das präzise Auswalzen des Drahts für die Spiralfeder in gleichbleibender Dicke eine große Rolle.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für Seiko ist die Zuverlässigkeit. Hier konnte das Unternehmen 1956 mit der intern entwickelten Diashock-Stoßsicherung einen großen Schritt nach vorn gehen. Denn die Stoßsicherung an der Unruh sorgt dafür, dass die Unruhwelle selbst bei starken Schlägen nicht mehr bricht und repariert werden muss. Mit der ersten Grand Seiko wollte Seikosha die perfekte Uhr schaffen: die genaueste, zuverlässigste und am besten ablesbare. Als wichtige Meilensteine auf dem Weg zum Kaliber 3180 der ersten Grand Seiko von 1960 gelten die Kaliber der Lord Marvel von 1958 und der Crown von 1959. Die Lord Marvel besaß schon eine Stoßsicherung und gab das generelle Layout von Räderwerk, Federhaus und Unruh vor. Für die Crown wurde die Unruh vergrößert, um die Genauigkeit zu verbessern, und ein größeres Federhaus verbaut, wodurch das Drehmoment gesteigert wert werden konnte. Auch die Diashock-Stoßsicherung wurde hier weiter verbessert.

Grand Seiko: Kaliber 3180, Lord Marvel (links) und Crown 1959
Das Kaliber 3180 der ersten Grand Seiko erreichte mit großer Unruh und Exzenterfeinregulierung Chronometerwerte.  Die zwei Kaliber der Lord Marvel von 1958 (links) und Crown von 1959 ebneten den Weg für das erste Grand-Seiko Kaliber

Am 18. Dezember 1960 wurde die Grand Seiko vorgestellt. Sie besaß eine Feinregulierung, bei der der Rücker über einen Exzenter verstellt wurde. Somit konnten die Uhrmacher den Gang genauer einstellen. Die beiden vorigen Werke mussten lediglich mit einer Rückerregulierung auskommen. 25 Steine reduzierten die Reibung. Damit das Öl an den richtigen Stellen blieb, gab es um die Schmierstellen herum eine fettabweisende Epilamisierungsbeschichtung. Mit 45 Stunden Gangreserve speicherte das Federhaus Energie für fast zwei Tage. Zudem verfügte das Werk schon über einen Sekundenstopp, der die Unruh beim Ziehen der Krone anhielt und so das exakte Einstellen der Zeit ermöglichte. Die erste Grand Seiko konnte mit diesem Werk die damalige Chronometernorm erfüllen und lief mit einer Genauigkeit zwischen −3 und +12 Sekunden Abweichung pro Tag. Seikosha stellte aber nicht nur an das Werk höchste Ansprüche, sondern auch an die weitere Ausstattung. So zeigte der Stern in der unteren Hälfte des gewölbten Zifferblatts an, dass die Indizes aus massivem Gold gefertigt waren und der Grand-Seiko-Schriftzug dreidimensional ins Zifferblatt eingeätzt wurde. Die Diskussion, welches die geeignete Schrift für das Logo wäre, wurde im gesamten Unternehmen und mit den Niederlassungen geführt.

Grand Seiko: Erste Grand Seiko Uhr 1960 Rückseite
Der Löwe als König der Tiere steht symbolisch für Grand Seiko als König der Uhren. Boden der ersten Grand Seiko: Der Löwe sollte an den hohen Anspruch der Marke erinnern

Die Mehrzahl sprach sich schließlich für eine klassische gotische Schrift aus, die auch bis heute verwendet wird. Einfacher fiel die Entscheidung für den Löwen als Ergänzung des Logos, wie es sich auf der Rückseite findet. Der Löwe als König der Tiere sollte alle an den Anspruch Grand Seikos als König der Uhren erinnern. Ansonsten sollte das Design vor allem zeitlos sein und der optimalen Ablesbarkeit dienen. Die erste Grand Seiko von 1960 gab hier schon viele Elemente vor, die sich bei späteren Grand-Seiko-Modellen wiederfinden: facettierte Dauphine-Zeiger, die bis an ihre Skala reichen, facettierte und aufgesetzte Stabindexe für die Stunden sowie einzelne lackierte Minutenindizes. Die meisten dieser Designelemente wirken nicht nur ästhetisch, sondern erhöhen auch die Ablesbarkeit. So lassen sich die Zeiger dank ihrer Facetten in verschiedenen Lichtsituationen deutlich schneller erfassen als flache Zeiger. Das vergoldete, runde Gehäuse verfügte über angeschweißte facettierte Bandanstöße. Schon 1960 gab es eine Platinversion. Der hohe Aufwand spiegelte sich auch in einem entsprechenden Verkaufspreis wider: Die Grand Seiko war nicht nur die mit Abstand hochwertigste, sondern auch die teuerste japanische Armbanduhr.

Aus damaliger Sicht stellte die Grand Seiko von 1960 den Endpunkt einer Entwicklung hin zur perfekten Uhr dar. Aber Grand Seiko ruhte sich keinesfalls auf seinen Lorbeeren aus, sondern verbesserte die Werke und das Design weiter. Und so steht dieses Modell aus heutiger Sicht am Anfang eines Weges, der zu zahlreichen Innovationen und technischen Weiterentwicklungen führte und auch heute noch lange nicht zu Ende ist. jk

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Produkt: UHREN-MAGAZIN 6/2019
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