Ein Liter Öl für 10.000 Euro?! Was eine Uhrenrevision wirklich ausmacht

Marcus Krüger
Wir alle sind große Liebhaber feinmechanischer Exzellenz. Zu wissen, dass der eigene Zeitmesser allein durch die Bewegung des Handgelenks beziehungsweise das Drehen an der Krone zum Leben erweckt beziehungsweise am Laufen gehalten wird, ist für zahlreiche Uhrenfans eines der Hauptkriterien, die eine Uhr zur Luxusuhr werden lassen. Wer mit seinem mechanischen Begleiter jedoch über Jahrzehnte hinweg den Alltag meistern, die Tiefsee erkunden oder die Kochzeit des Frühstückseis stoppen will, der sollte etwa alle fünf bis zehn Jahre eine Revision von einem geschulten Uhrmacher durchführen lassen. Wir hatten das große Glück, einer solchen Überholung bei Juwelier Mahlberg im Detail beiwohnen zu dürfen. Wie die einzelnen Arbeitsschritte aussehen und warum eine Lupe unerlässlich ist, wird im folgenden Artikel deutlich. Begleiten Sie nun Uhrmacher Marvin Heymann bei seiner Reise durch die Feinmechanik einer Omega Speedmaster aus dem Jahre 1998.
Die Revision beginnt mit der Demontage der Uhr. Zuerst wird das Armband vom Gehäuse getrennt.

Nachdem der Gehäuseboden demontiert ist, kann das Werk aus dem Korpus herausgenommen werden. Auch die Tachymeter-Lünette wird für die Reinigung und Aufarbeitung vorbereitet.

Nun geht es an die Sicht-Prüfung der Feinmechanik. Während der Zustand des Kalibers kontrolliert wird, achtet Uhrmacher Marvin Heymann zudem auf den über die Jahre des Tragens hinweg aufgetretenen Verschleiß. Bauteile, die Mängel aufweisen, werden ersetzt.

Mit der Pinzette und sehr ruhigen Händen wird anschließend das Werk selbst vollständig demontiert.

Alle Einzelteile des mechanischen Zeitmessers sind nun ausgebaut. Spätestens jetzt wird sichtbar, wie komplex ein derartiges mechanisches Uhrwerk ist.

Insgesamt vier Bäder durchlaufen die Klein- und Kleinstteile. Auch ein Ultraschall-Band sorgt für gründliche Reinigung bis ins kleinste Detail.

Während die Werkskomponenten von Öl und Verschmutzungen befreit werden, kontrolliert der Fachmann das Gehäuse und Band auf Tragespuren und mögliche Beschädigungen.

Mithilfe feiner Poliergeräte werden die Oberflächen der Uhr aufgearbeitet. Kratzer oder feine Macken sind anschließend meist nicht mehr zu sehen.

Nachdem die Instandsetzung von Band und Korpus sowie die Reinigung der Werkskomponenten abgeschlossen ist, beginnt die Montage der Einzelteile. Verschlissene Komponenten sowie Dichtungen werden ausgetauscht. Hochpräzise Spezialschmierstoffe, die gezielt aufgetragen (hier beispielsweise auf das Ankerradlager) und nicht selten zu einem Literpreis von über 10.000 Euro angeboten werden, garantieren später einen zuverlässigen Gang.

Nicht alle Bauteile der Uhr werden verschraubt. Zum Teil, wie auf diesem Bild ersichtlich ist, kommen auch präzise Pressen zum Einsatz. Es kann beobachtet werden, wie das Übertragungsrad für den Chronographen auf das Sekundenrad aufgepresst wird.

Während der Montage wird laufend die Funktionstüchtigkeit geprüft – hier der Minutenzähler des Chronographen.

Der Zeitmesser nimmt langsam Gestalt an: Nachdem die Zifferblattschraube, die das Uhrengesicht auf dem Kaliber befestigt, festgezogen ist, werden die sechs Zeiger aufgesetzt.

Bevor das frisch revisionierte Kaliber nun wieder in das aufgearbeitete Gehäuse integriert wird, findet eine letzte Sauberkeitskontrolle statt.

Um eine hohe Ganggenauigkeit garantieren zu können, wird die Uhr auf der Zeitwaage kontrolliert. Sind alle Werte in Ordnung und keine Feinjustierungen nötig, wird der Gehäusedeckel mit einer neuen Dichtung versehen und anschließend verschraubt.

Die Uhr erstrahlt nun in neuem Glanz und ist bereit für die nächsten Jahre des Tragens und Faszinierens. Ist der Liebhaber bei dem Durchführen regelmäßiger Revisionen so zuverlässig wie der mechanische Begleiter im Anzeigen der Zeit, so steht jahrzehntelanger Uhren-Freude nichts mehr im Weg.
