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8 Minuten

Frederique Constant: CEO Niels Eggerding im Interview

Frederique Constant CEO Niels Eggerding in Genf
© Frederique Constant
35 Jahre Frederique Constant – der seit 2016 zur Citizen Group gehörende Schweizer Uhrenhersteller feiert in diesem Jahr sein 35-jähriges Bestehen. Auch wenn das im Vergleich zu manch anderen Urgesteinen äußerst jung erscheinen mag, macht sich dies die Marke durch fokussierte Leistung eher zum Vorteil. Beachtlich: Das Unternehmen hat mit den diesjährigen Sondermodellen bereits sein 31. Manufakturkaliber präsentiert.
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Die Frederique Constant Manufaktur in Genf © Frederique Constant/Eric Rossier
Im Jahr 1988 beginnen die Gründer Aletta und Peter Stas, ihre eigene Uhrenkollektion zu entwerfen. Ihre Vision: Schweizer Uhrmacherkunst durch erschwingliche Preise einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wir sprachen mit CEO Niels Eggerding vor der 35-Jahr-Feier von Frederique Constant während der Geneva Watch Days über Modellneuheiten, Herausforderungen und Emotionen.

CEO Niels Eggerding im Interview

Frederique Constant CEO Niels Eggerding in Genf
Frederique Constant CEO Niels Eggerding in Genf © Frederique Constant
WatchTime: Können Sie uns etwas die Neuheiten des zweiten Halbjahres erläutern?Niels Eggerding: Gerne, dazu gehen wir am besten zurück ins Jahr 2019. Da haben wir mit der Highlife-Linie angefangen, jedoch die Komfortzone des Sport-Chics nicht wirklich verlassen. Das war ein klassischer Downsizing-Trend. Und das integrierte Edelstahlarmband war sehr beliebt. Daran haben wir angeknüpft, wir sind gewachsen, wir haben die Kollektion wirklich positioniert. Gleichzeitig haben wir aber auch mit dem Kreativteam unsere Klassiker neu ausgerichtet. Das Ergebnis haben wir jetzt, im Jahr 2023 präsentiert, und mit dem Beitritt zur Watches and Wonders untermauert. Wir haben ein Tourbillon in einem neu gestalteten Gehäuse und mit einem 39 Millimeter großen Zifferblatt auf den Markt gebracht. Zur Feier des 35-jährigen Jubiläums haben wir vier Editionen, unter anderem in Edelstahl, in Gold und Platin aufgelegt. Die Geneva Watch Days nutzen wir jetzt noch für unsere gr0ße Feier. Ein paar Geheimnisse werden heute Abend gelüftet. Und eines davon ist natürlich die Einführung unseres neuen Kalibers. Es ist die Nummer 31 unserer Manufakturkaliber. 31 – das ist eine Menge. Unsere Kaliber werden in drei Konzepten hergestellt, 700, 800, 900er... 700 steht für das Basiskaliber, 800 ist das exklusivste, das monolithische Kaliber, und 900 ist der ewige Kalender mit Tourbillon. Das Automatikkaliber FC-735 ist für uns das erste Werk, das ein Großdatum, eine Mondphase und eine Gangreserve kombiniert. Die Gangreserve wurde um 25 % erhöht. Wir haben den Lauf und die Spirale im Lauf angepasst. Das große Datum hat zwei Scheiben, einfach einstellbar über die Krone. 40 Millimeter Gehäuse, Silver Edition, Blue Edition. Um das 35-jährige Jubiläum mit der 31. Auflage zu feiern, lautet der Kalibername 735. Die Goldversion kommt mit 350 Stück in limitierte Auflage. Die neue Platinversion mit einem Zifferblatt aus Meteoritengestein, die Sie hier sehen, ist auf 35 Stück limitiert.Ist das Modell bereits ausverkauft?Ja, die Variante ist ausverkauft. Sie kam sehr gut an. Wir feiern unser 35-jähriges Jubiläum, da konnten wir die Stückzahlen aber nicht verdoppeln.
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Die Classic Power Reserve Big Date Manufacture im Edelstahlgehäuse © WatchTime
35 Jahre alt, das ist eigentlich noch eine junge Marke...Im Gegensat zum Standard, ja, sehr jung. Wenn man sich die großen Giganten anschaut, die ihr 200-jähriges Bestehen feiern, lachen sie über uns. Aber wir lachen auch über sie, weil wir uns in Erinnerung rufen, dass wir die Einzigen sind, die in 35 Jahren das erreicht haben, was wir erreicht haben. Wenn man darüber nachdenkt, haben wir innerhalb von nur 20 Jahren 31 eigene Kaliber zum Leben erweckt – wir sind 2004 mit dem ersten Manufakturkaliber gestartet. Wir feiern also mit Stolz und sind sehr glücklich darüber, dass wir zu den wenigen gehören, die so jung sind und eine solche Auswahl haben. Das macht uns einzigartig.
"Jetzt ist es an der Zeit, voranzukommen und nicht mehr klein und jung zu sein." – Niels Eggerding
Sie denken also nicht, dass es ein Nachteil ist, sondern eher ein Vorteil?Vor fünf Jahren dachte ich das schon noch. Es ist immer noch ein gewisser Nachteil, dass wir manchmal unter dem Radar fliegen. Aber wir sind größer geworden, stärker. Wir haben ernstzunehmende Kaliber auf den Markt gebracht, der Monolith war eine Revolution, als wir ihn einführten. Es gibt also keinen Anlass mehr, um uns nicht wahrzunehmen. Jetzt ist es an der Zeit, voranzukommen und nicht mehr klein und jung zu sein.
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35 Jahre Frederique Constant Party im Strandclub mit Feuertänzern und einem Überraschungsauftritt des DJs „The Avener“ in Genf © Frederique Constant
Was sind Ihrer Meinung nach die derzeit größten Herausforderungen?Neue und gute Mitarbeiter zu finden. Man kann Personen einstellen. Aber das ist kein Trick. Es geht viel mehr um die richtigen Persönlichkeiten. Es geht darum, die Unternehmenskultur ein wenig anzupassen, auch jüngere Generationen anzuziehen. Unsere Generation neigt dazu, den Leuten vorzuschreiben, wie sie arbeiten sollen. Wir neigen dazu, sie zu instruieren, was sie diese Woche tun sollen. Auf diese Weise kann man niemanden mehr anziehen. Die Personen kommen, und nach drei bis sechs Monaten gehen sie wieder, und dann schauen wir uns alle gegenseitig fragend an. 'Wie ist das möglich?' Nun, es ist möglich, weil man sich als Direktor nicht darauf einstellt, die Kultur so attraktiv zu gestalten, dass die Leute begeistert sind. Ich finde, das ist eine Herausforderung, wir arbeiten sehr hart daran. Ich arbeite also wirklich mit meinem Managementteam zusammen.Was haben Sie getan, um eine neue Kultur in Ihrem Team umsetzen?Inspirieren, positiv bleiben, engagieren, einbeziehen. Sie sprechen lassen. Wissen Sie, all diese Dinge sind wichtig. Aber für mich ist es die größte Herausforderung, Uhrmacher zu finden und die richtigen Leute einzustellen.
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Frederique Constant CEO Niels Eggerding mit DJ und Testimonial The Avener in Genf © Frederique Constant
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?Ich würde sagen, fragen Sie das Team. Ich bin Niederländer, Niederländisch ist immer noch anders, wir sind weniger Boss-orientiert. Ich stehe mittendrin. Ich rede mit den Uhrmachern, ich rede mit all meinen Mitarbeitern. Ich bin ganz nah dran an allen. Und ich konzentriere mich auf die Stärken. Mein Ziel ist es, die Stärken in den Menschen zu finden und diese effektiv einzusetzen, in einem Team, das miteinander konform arbeitet. Es muss nicht jeder die gleichen Stärken aufweisen, aber man sollte ein konformes Team bilden und sich auf positive Aspekte konzentrieren – Erfolge feiern. Es ist wichtig, zu coachen, Weiterbildungen zu fördern, dass man sich verbessern kann. Dann bemühen Menschen sich auch, voranzukommen, sich vorwärts zu bewegen, zu wachsen. Dann schafft man ein solides Team. Aber auch wir kämpfen. In den letzten Jahren haben wir erlebt, wie Leute, die seit zehn Jahren für uns arbeiten, das Unternehmen verlassen. Das ist auch das Ergebnis davon, dass viele in der Pandemie angefangen haben, ihr Leben zu überdenken, das ist sehr schmerzhaft. Daran muss man sich anpassen.Ist es nach zehn Jahren nicht auch eine gute Zeit, um weiterzuziehen und etwas Neues auszuprobieren?Das stimmt. Ich bin froh, dass Sie das sagen, weil wir angefangen haben, nervös zu werden. Aber manchmal ist es auch gut für den Einzelnen, seine Flügel neu zu auszustrecken. Wissen Sie, wenn einige mit 20 Jahren zu uns kamen, sind sie jetzt 30. Sie müssen ein paar Erfahrungen sammeln. Und vielleicht kommen sie eines Tages zurück, weil sie merken, dass es ihnen bei uns wirklich gefallen hat.Und sie kommen mit neuen Erfahrungen und mehr Wissen zurück...Das ist absolut richtig. Das gefällt mir.
"31 Uhrwerke bedeutet nicht, dass wir alle 31 Kaliber in Produktion haben. Das würde uns das Genick brechen."
31 Kaliber sind wirkliche viel in 35 Jahren. Wie würden Sie den Spagat zwischen einem guten Preisniveau und dem Streben nach hoher Komplikation beschreiben?Zuallererst geht es darum, fokussiert zu bleiben. Das ist sehr wichtig. 31 Uhrwerke bedeutet nicht, dass wir alle 31 Kaliber in Produktion haben. Das würde uns das Genick brechen. Wir müssen also sehr sorgfältig den kommerziellen Erfolg überwachen. Eine schlanke Organisation wahren. Aber noch wichtiger ist, dass wir auch mal eine geringere Gewinnspanne in Kauf nehmen, um den Kunden ein sehr faires Produkt anbieten zu können. Das ist völlig anders als bei anderen Wettbewerbern. Das ist unsere Arbeitsweise. So haben wir von Beginn an gearbeitet. Und so wollen wir auch heute noch arbeiten.
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Frederique Constant Tourbillon Kaliber FC-980G3H9 © Frederique Constant/Eric Rossier
Wie würden Sie Ihren Kunden beschreiben?Wir haben wirklich Kunden, die drei, vier oder mehr Uhren von uns haben. Aber meistens geben sie Geld für zwei unterschiedliche Kaliber aus – in gewissem Umfang zum Beispiel für einen Chrono, den wir mit der Highlife-Linie abdecken. Der Fokus liegt jedoch auf Manufacture, weil viele die Handwerkskunst und das Preisverhältnis schätzen. Das ist eine ziemlich einzigartige Gruppe. Die Mehrheit dürfte aber diejenigen beinhalten, die nach Schulabschluss und dem ersten beruflichen Erfolg nun eine seriöse Uhr besitzen möchten. Dieser Kreis wächst mit der Marke. Rolex, Patek, Richard Mille, AP diktieren die Branche. Die weisem schöne Zahlen auf, aber ich glaube, viele Leute haben sich auch satt gesehen. Jeder trägt eine Rolex, es ist eine wunderschöne Uhr. Aber meistens ist es eine Uhr, die ein Geschenk war, weil sie ziemlich teuer ist. Also bekommt man die Uhr von seinem Mann, seiner Frau, seinen Eltern. Unsere Uhr ist dagegen eine Rebellen-Marke. Die Leute, die sie kaufen, tun es, weil sie es können. Sie wollen sie, weil sie die Uhr selbst kaufen können. Und sie sind stolz darauf, anders zu sein. Das ist es, was meiner Meinung nach mit der Marke passiert. Nehmen Sie unsere zwei Tourbillons: Für dieses Geld kann man eine Rolex kaufen, aber die Kunden kaufen trotzdem Frederique Constant. Warum kaufen sie diese Uhr? Weil es für sie einen gewissen Wert hat. Und ich denke, das ist es, wo wir hinwollen. Wir wollen etwas schaffen, das mehr ist, als nur erschwinglich zu sein. Die Zugänglichkeit ist für mich bereits erreicht. Denn wer definiert, was erschwinglich und was Luxus ist? Jeder hat seine eigene Preiskategorie und weiß, womit er sein Geld verdient. Es geht also mehr um die Emotionen, die man erzeugt.Wie würden Sie Ihre emotionale Beziehung zu Uhren beschreiben?Leidenschaftlich. Äußerst leidenschaftlich. Inspiriert. Ich bin sehr inspiriert von einer schönen Uhr. Mit einem Auge fürs Detail und den kommerziellen Erfolg.
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Head of Editorial Daniela Pusch mit Niels Eggerding, CEO Frederique Constant, in Genf © WatchTime
Was ist das wichtigste Kriterium für Sie persönlich, wenn Sie sich für eine neue Uhr entscheiden?Ich muss die Emotionen spüren, wenn ich eine Uhr sehe.Können Sie sich noch an ihre erste Uhr erinnern?Ein Geschenk von meinen Großeltern. Ein Chrono. Sehr klassisch. Mit einem Lederarmband. Damals war ich 14, 15 Jahre alt. Meine Großeltern nahmen mich mit zu einem Händler in Amsterdam. Sie ließen mich die Uhr aussuchen, natürlich gebunden an ein gewisses Budget. Ich habe mich sofort in eine Uhr verliebt. Ich habe sie immer noch. Es ist eine Citizen. Das Lustige daran ist, dass wir mit Frederique Constant von Citizen erworben worden sind. Also hat diese Erinnerung etwas einzigartiges. Es klingt fast wie eine nette PR-Geschichte. Aber es ist wirklich wahr.Vielen Dank für das Interview.Lesen Sie hier direkt weiter: )
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