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TAG Heuer: CEO Frédéric Arnault im Interview

Frédéric Arnault, CEO von TAG Heuer
© TAG Heuer
Anlässlich der Boutique-Eröffnung in München sprachen wir mit TAG Heuer CEO Frédéric Arnault über den Wandel der Marke unter seiner Leitung, der Prägnanz von passenden Partnerschaften und Produkten sowie Herausforderungen.
Frédéric Arnault, seit 2020 CEO von TAG Heuer © TAG Heuer
WatchTime: Wie wichtig ist die Partnerschaft mit Porsche für TAG Heuer?Frédéric Arnault: Sie spielt eine Schlüsselrolle. Sie gehört zu den wichtigsten beiden Partnerschaften für unsere Marken, zusammen mit Red Bull Racing. Sie wissen, wie eng wir seit Jahrzehnten, seit 60 Jahren, mit der Welt des Motorsports verbunden sind. Mit Porsche haben wir den besten Marken-Fit, das passt zu unseren Werten. Wir haben die Partnerschaft im Jahr 2020 offiziell gestartet. Aber in den Köpfen der Leute ist es eine Partnerschaft, die schon ewig andauert. Aber das war das erste Mal, dass wir wirklich etwas zusammen gemacht haben. Jetzt kreieren wir tolle, gemeinsame Produkte. Wir veranstalten spannende Events zusammen – und das soll auch so bleiben.Welche Rolle spielt die Carrera in der gesamten TAG Heuer-Kollektion?Die Carrera ist für uns das Flaggschiff der Kollektion. Sie ist der elegante Sportchronograph – eine Ikone, die 1963 geboren wurde. Wir feiern das 60-jährige Bestehen der Linie. In diesem Jahr feiern wir auch das 60-jährige Bestehen des Porsche 911. Und um eine weitere Verbindung zu Porsche zu schaffen: Carrera ist auch ein Name, der für Porsche ikonisch ist. Mit dieser Kollektion erwecken wir also die Verbindung mit Porsche zum Leben.
Frédéric Arnault mit Patrick Dempsey, Robert Ader (Porsche Marketing Director) und Moderatorin Lisa Ramuschkat bei der Boutique Eröffnung in München © TAG Heuer
Wie hat sich die Marke unter Ihrer Führung verändert? Was denken Sie?Ich denke, die Marke hat sich ziemlich stark verändert. Zunächst einmal bei der Produktpositionierung, mit hohen Investitionen in Qualität und unsere ikonischen Modelle, wir gehen in den gehobenen Bereich, ins obere Segment. Für den Carrera Chronographen haben wir noch unsere hauseigenen Uhrwerke. Wir haben auch eine Brücke zwischen unserer Historie und avantgardistischer Modernität geschlagen. Wir hatten früher moderne Carreras und Vintage Carreras mit dem alten Heuer-Logo. Das haben wir geändert. Mein Ansatz ist, dass wir uns vom Original inspirieren lassen sollen, weil das ursprüngliche Design und die Idee genial waren. Aber wir machen daraus eine Uhr von heute, und so kamen wir dieses Jahr zum 60-jährigen Jubiläum auf die Glassbox-Variante. Und das jüngste Modell ist eine weitere Auflage dieser neuen Vision für die Carrera mit dem Chronosprint Chronograph. Wir gehen also in den gehobenen Bereich, sprechen mehr Uhrensammler und Uhrenliebhaber an und verleihen dem Produkt mehr Tiefe. Auch der Vertrieb hat sich stark verändert. Wir sind heute hier in der neuen Münchner Boutique. Die alte Münchner Boutique war eine sehr gute Boutique für uns, aber sehr klein. Dabei ist es für uns die wichtigste Stadt in Deutschland. Wir mussten investieren und das Ergebnis ist eine der größten Boutiquen, die wir in der Welt haben. Mit dieser ersten Etage, die ziemlich spektakulär ist, mit einer großartigen Aussicht und einem tollen Erlebnis für unsere wichtigsten Kunden. Wir sind also im Wandel und die Partnerschaften haben sich stark verändert. Wir konzentrieren uns auf Sport, Motorsport und Kino, weil wir immer in der Nähe der Welt von Hollywood waren, durch Steve McQueen in den 70er Jahren, jetzt Patrick Dempsey und Ryan Gosling als unsere wichtigsten Botschafter.
Frédéric Arnault mit Patrick Dempsey vor der neuen Boutique in München © TAG Heuer
Was sind Ihre Pläne für TAG Heuer und wo wollen Sie die Marke in zwei Jahren sehen?Jetzt geht es darum, sich zu konsolidieren und weiterzuwachsen – Grundlagen zu schaffen, unsere Stärken auszubauen. Wir werden das Einzelhandelsnetz mit Monobrand-Boutiquen weiter ausbauen, wir werden weiterhin in unsere wichtigsten Ikonen investieren und unsere Sammler weiterhin mit innovativen Stücken erfreuen und überraschen. Ich denke, dass wir in den nächsten zwei Jahren mehr innovative Stücke sehen werden als in den vergangenen zwei Jahren, denn die Uhrmacherei braucht Zeit. Es gibt viele Ideen, die wir hatten, die eine lange Entwicklungszeit brauchen und diese kommen nächstes oder übernächstes Jahr, sogar 2026, auf den Markt. Aber das sind Projekte, an denen wir in den letzten 2 bis 3 Jahren gearbeitet haben.
"Wir dürfen uns nicht zu sehr beeilen, sonst gehen wir ein zu großes Risiko bei der Qualität ein."
Was ist für Sie die größte Herausforderung bei Ihrer Arbeit? Vielleicht sogar die Tatsache, dass Sie so weit vorausdenken müssen, um Produkte im Jahr 2026 zu präsentieren?Das ist natürlich eine Herausforderung, weil wir eine Menge Ideen für die Marke haben. Wir wollen schnell vorankommen, wir wollen unsere Ideen umsetzen, aber das ist eine große Gefahr in der Uhrenindustrie, wir müssen die Vorlaufzeiten akzeptieren. Wir dürfen uns nicht zu sehr beeilen, sonst gehen wir ein zu großes Risiko bei der Qualität ein. Außerdem ist es für die aktuelle Wahrnehmung wichtig, diese Ikonen längerfristig zu installieren. Das ist also eindeutig eine Herausforderung. Dazu kommen wir aus einer Unternehmensgruppe, die sehr modeorientiert ist. Die Kultur weist viele Unterschiede auf, das ist wahrscheinlich eine der größten Herausforderungen.Sie haben von den Risiken gesprochen. Der TAG Heuer-Slogan lautet: "Don't crack under pressure". Gibt es etwas, das Sie an Ihre Grenzen bringt?Nein. Wir sind immer voller Ideen, die unsere Marke, das Team weiter zum Wachstum bringen. The sky is the limit!Wie gehen Sie mit Druck um? Wie erholen Sie sich nach einer harten Woche?Ich persönlich treibe sehr viel Sport, was auch gut zu der Marke passt. Ich trainiere, spiele Tennis. Das ist ein wichtiger Teil meines Tagesablaufs, und ich ruhe mich auch ausreichend aus. Es ist wichtig, dass man voll da sein kann, wenn es nötig ist.
© TAG Heuer
Um auf Ihre Wurzeln zurückzukommen, woher kommt Ihre Leidenschaft für Uhren?Die kam eigentlich erst, als ich in die Branche und zur Marke kam. Ich mochte Uhren, aber ich war nicht unbedingt leidenschaftlich, bevor ich dazu kam. Ich kam eigentlich über die Technologie dazu, weil ich zuerst die Abteilung für unsere Connected Watches bei TAG Heuer übernahm, und dann entdeckte ich diese Welt von innen, das Wissen, das Produkt, die Konkurrenz. Und so habe ich nach und nach eine Leidenschaft entwickelt, die noch immer wächst.Was ist Ihr wichtigstes Kriterium, wenn Sie eine neue Uhr für sich auswählen?Ich betrachte mich nicht unbedingt als der klassische Uhrensammler. Ich habe ein paar Uhren, aber es sind fast alles TAG Heuer-Uhren, was natürlich Sinn ergibt, weil ich zu vielen der Uhren eine starke emotionale Bindung habe, weil ich bei der Entwicklung, dem Designprozesses oder der Einführung beteiligt war. Ich mag viele verschiedene Facetten der Marke. Momentan ist eine meiner Lieblingsuhren die Monza, die wir im Januar auf den Markt gebracht haben. Sie hat eine lange Tradition, aber das Karbongehäuse, das Saphirglas und die Innovation des Uhrwerks sind die modernen Gegenstücke. Ich denke, das ist eine meiner Lieblingsuhren heute. Wie wähle ich eine Uhr aus? Zuerst muss mir das Design gefallen und dann muss ich die Story dahinter verstehen.Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Uhr?Es war eine Aquaracer Chronograph Quarz mit einem Hauch von Blau und Rot.Haben Sie das Modell noch?Ich trage sie nicht mehr, aber ich habe sie noch. Ich erinnere mich an den ersten Tag, an dem ich zur Arbeit kam. Ich hatte diese Uhr an. Ich war stolz. Und ein Kollege sagte zu mir: 'Oh, das ist eine Vintage-Uhr.'Vielen Dank für das Gespräch.Lesen Sie hier weiter: )

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