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Lesedauer 2 Min.

Warum Komplikationen im Uhrwerk etwas Gutes sind

Die Vorderseite der Referenz 57260 von Vacheron Constantin
© Vacheron Constantin
Eine Komplikation beschreibt in der Uhrmacherei nicht – wie etwa in der Medizin – eine unerwünschte Situation während eines Eingriffs, sondern eine durchaus gewollte Zusatzfunktion in einem mechanischen Uhrwerk, die über die übliche Anzeige von Stunde, Minute und Sekunde hinausgeht. Komplikationen lassen sich als Funktionsmodule beschreiben, die das Uhrwerk als Basis nutzen, aber nicht Teil dessen selbst sind. Demnach gilt schon einen Datumsanzeige als Komplikation.
Patek Philippe: Ewiger Kalender Ref. 5320G
Der ewige Kalender mit der Referenz 5320G zählt zu den "Grandes Complications" von Patek Philippe © PR
Die Komplikation reicht über die Kombination mit dem Wochentag, die volle Kalenderfunktion bis hin zum Jahres- und ewigen Kalender. Aber auch Großdatum, springende Datumswechsel, retrograde Anzeigen, Mondphasenanzeigen, Chronometerregulierungen, Sekundenstopp, Chronograph, Flyback und Rattrapante, Wecker, Repetitionen, Schlagwerke, Zeitgleichung oder die Anzeige mehrerer Zeitzonen bis hin zur Weltzeit gelten als Komplikationen. Bei einfachen, wie etwa der Datums- oder auch der Gangreserveanzeige, spricht man von einer kleinen Komplikation. Die Kombination mehrerer aufwändiger Komplikationen, wie etwa die eines Chronographen mit einem ewigem Kalender und einer Repetition, gilt als große Komplikation. Hersteller, die solche bauen, definieren große Komplikationen ganz unterschiedlich. Die meisten beschreiben die Kombination von drei einzelnene Komplikationen als "Große Komplikation". Bei manchen, wie bei A. Lange & Söhne oder Audemars Piguet, müssen es sogar mindestens vier sein. Wieder eine andere Definition hat Patek Philippe für eine "Grande Complication". Hier werden auch die einzelnen Komplikationen wie der ewige Kalender mit retrogradem Datum oder der Chronometer mit Tourbillon und zehn Tagen Gangreserve als große Komplikation bezeichnet.
Am Tourbillon scheiden sich die Geister. Wie bei Patek Philippe wird es oftmals als Komplikation angesehen, was allerdings nicht ganz richtig ist. Das Tourbillon ist eine besondere Konstruktion der Hemmung und wurde einst erdacht, um in Taschenuhren den negativen Einfluss der Schwerkraft auf die Ganggenauigkeit zu korrigieren. Das Tourbillon gehört somit zum Uhrwerk und ist keine Zusatzfunktion. Obendrein entfällt bei Armbanduhren sein gangoptimierender Effekt. Da es aber kompliziert zu realisieren ist, bauen es verschiedene Uhrenhersteller trotzdem noch ein und betrachten es als Komplikation. Auf jeden Fall macht es die Uhr wertvoller und damit auch teurer, was natürlich auch auf Komplikationen zutrifft: Sie steigern den Funktionswert einer Uhr und damit auch den Preis. Die Zusatzmodule nennt man Kadraturen, die entweder auf das Uhrwerk gesetzt oder – was die aufwendigere Lösung ist – in dieses integriert werden. Für ihre Realisierung zeichnen Kadraturisten verantwortlich. MaRi
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