Frischer Wind in Glashütte: Wie DUG die Uhrenwelt herausfordert
Glashütte gilt als Synonym für deutsche Uhrmacherkunst. Zehn Manufakturen haben sich hier in den letzten Jahrzehnten etabliert, die meisten mit langer Historie, hoher Exklusivität und – zumindest teilweise – entsprechend hohen Preisen. Seit Ende 2024 gibt es einen elften Uhrenhersteller: die Deutsche Uhrenmanufaktur Glashütte (DUG).
Mit seiner Marke will Gründer Toni Brodführer beweisen, dass „Glashütte/Sa“ auf dem Zifferblatt nicht zwangsläufig hohe Summen bedeuten muss. Der Ansatz ist so einfach wie radikal: Handwerk dort, wo es zählt – Digitalisierung überall sonst.
Varianten der Purist
WatchTimeDie Werke werden in Glashütte nach den strengen Regeln der Glashütte-Verordnung gefertigt, an Werkbänken von Uhrmachern, mit Anglierungen, Zierschliffen und viel Handarbeit. Gleichzeitig laufen Vertrieb, Konfiguration, Kundenkommunikation und Feedback-Kanäle ausschließlich digital. Wer eine DUG möchte, bestellt sie direkt über die Webseite, konfiguriert Farbe und Armband selbst, oder schreibt dem Team via Instagram. Kein Zwischenhändler, keine Vitrinen. Toni Brodführer sieht genau darin den Hebel: „So können wir alles in die Uhren stecken, anstatt Margen in Marketing und Vertrieb zu verlieren.“
Ein Proto der Taucheruhr am Handgelenk
WatchTimeTatsächlich kosten die bisherigen Modelle deutlich weniger als vergleichbare Glashütter Uhren – und sind seit dem Start regelmäßig vergriffen. Dass die Szene den Ansatz ernst nimmt, zeigen Bestellungen nicht nur aus Deutschland, sondern auch den USA, Japan und Dubai.
Ein Purist – und bald mehr
Das erste Modell, die Purist, ist eine schlichte Dreizeigeruhr, die in aktuell zwölf Varianten konfigurierbar ist – dazu eine Sonderfarbe und verschiedene Armbänder. Technische Details wie 100 Meter Wasserdichte, Schnellverstellung im Band und die Möglichkeit, die Uhr überall warten zu lassen, unterstreichen den Anspruch: Alltagstauglichkeit statt Vitrinenluxus. Der Preis startet bei 1.099 Euro.
Wir waren in diesem Sommer bei der Eröffnung der neuen Geschäftsräume in Glashütte dabei und erfuhren dort: Noch in diesem Jahr will DUG seine Linie erweitern: Ein 37,5-mm-Modell mit eleganteren Proportionen sowie eine Taucheruhr mit 42 mm Durchmesser und 300 Meter Wasserdichtigkeit stehen in den Startlöchern. Die Prototypen wurden bei dem Event in Glashütte gezeigt – mit noch nicht finalem Zeigersatz. Offiziell heißt es, man arbeite „mit Hochdruck“ an den Details. Die Auslieferung soll jedoch rechtzeitig vor Weihnachten beginnen.
Kleine Variante der Purist am schmalen Handgelenk
WatchTimeTradition ohne Pathos
Das Spannende an DUG ist, dass hier nicht eine weitere „Glashütter Geschichte“ verkauft wird. Stattdessen setzt die Marke bei null an und verlässt sich auf ihr Produkt und den direkten Austausch mit den Kunden. Brodführer: „Bei uns sind die Träger unsere Brand Ambassadors.“ Das heißt nicht, dass DUG auf Tradition verzichtet. Verzierungen am Werk, von Hand eingefärbte Datumsscheiben oder der eigens gefräste Rotor stammen klar aus dem Repertoire klassischer Uhrmacherei. Aber sie werden neu interpretiert – bewusst schlicht, zeitlos. Das Ziel: ein Stück Glashütte für den Alltag. Nicht nur für Sammler mit Safe, sondern für Menschen, die ihre Uhr auch beim Schwimmen oder auf Reisen tragen wollen.