Audemars Piguet Royal Oak RD#5: Wenn Ergonomie zur Komplikation wird
150 Jahre Audemars Piguet – und die Manufaktur aus Le Brassus gönnt sich keinen Rückblick, sondern einen Blick nach vorn. Die neue Royal Oak „Jumbo“ Extra-Thin Selfwinding Flying Tourbillon Chronograph RD#5 ist nicht einfach eine Jubiläumsuhr. Sie ist eine radikale Neudefinition dessen, was ein Chronograph heute sein kann – technisch, haptisch, ästhetisch.
Audemars Piguet Royal Oak „Jumbo“ Extra-Thin Selfwinding Flying Tourbillon Chronograph RD#5 „150-Jähriges Jubiläum“ 39 mm, Referenz 26545XT.OO.1240XT.01
Audemars PiguetEine Premiere in der „Jumbo“-Linie
Seit Gérald Gentas Entwurf von 1972 gilt die Royal Oak „Jumbo“ als Ikone. 39 Millimeter Durchmesser, damals oversized – eine Uhr, die von Beginn an das Spiel mit Proportionen beherrschte. Dass Audemars Piguet nun erstmals einen Flyback Chronographen und ein fliegendes Tourbillon in genau dieses Gehäuse integriert, klingt fast wie ein Paradox. Doch genau dieser Spagat ist gelungen – ohne Kompromisse bei der Silhouette. Im Gegenteil: haptisch neu durchdacht.
Audemars Piguet Royal Oak „Jumbo“ Extra-Thin Selfwinding Flying Tourbillon Chronograph RD#5 „150-Jähriges Jubiläum“ 39 mm, Referenz 26545XT.OO.1240XT.01
Audemars PiguetDas Kaliber 8100 – ein neues Herzstück
Im Inneren arbeitet das brandneue Kaliber 8100, das nach fünf Jahren Entwicklungszeit gleich mehrere Dogmen des Chronographenbaus bricht. Statt Hammer und Herzstück übernimmt ein patentiertes Zahnsegment- und Ritzel-System die Nullstellung. Durch die Speicherung der Energie im Sperrkegel bleibt das Räderwerk kontinuierlich unter Spannung, wodurch das Zittern des Chronographenzeigers effektiv unterbunden wird. Gleichzeitig entfällt die Notwendigkeit einer Reibungsfeder, wie sie in modernen Chronographen üblich ist – ein Bauteil, das während des Betriebs und beim Rückstellen als konstante Bremse wirkt. Energie, die sonst verloren ginge, wird gespeichert – der Chronographenzeiger schnellt in weniger als 0,15 Sekunden zurück auf null. Durch den Einsatz von Titan-Komponenten, einschließlich des Zeigers und des Chronographenrads, erfolgt das Zurücksetzen augenblicklich und mit minimalem Energieaufwand. Ein springender Minutenzähler, ein vertikales Kupplungssystem und eine periphere Schwungmasse aus Platin runden das Bild ab. Ergebnis: ein präziser, effizienter Chronograph, dessen Mechanik so smart wirkt wie seine Haptik.
Kaliber 8100 mit Automatikaufzug
Audemars PiguetErgonomie als Leitmotiv
Die eigentliche Revolution liegt vielleicht nicht im Werk, sondern im Gefühl am Handgelenk. AP hat die Bedienung der Drücker neu gedacht – inspiriert von Smartphone-Tasten. Statt 1,5 Kilogramm Kraft und 1 Millimeter Hubweg genügen nun rund 300 Gramm bei 0,3 Millimeter. Ein feines, fast digitales Feedback, das in dieser Form in der Uhrmacherei neu ist und in der Hand wirklich überzeugt. Hinzu kommt ein Funktionswähler in der Krone, der diskret zwischen Aufzug und Zeiteinstellung wechselt.
Materialien mit Zukunft
Das Jubiläumsmodell der Royal Oak "Jumbo" ist auf 150 Stück limitiert und kombiniert Titan mit Bulk Metallic Glass (BMG) – einer amorphen Palladium-Legierung, die enorme Widerstandskraft mit einem ungewöhnlich brillanten Glanz verbindet. Bereits 2021 als Experiment vorgestellt, ist das Material hier in Lünette, Drückern und Stegen in Serie zu sehen. Das klassische „Bleu Nuit, Nuage 50“ Tapisserie-Zifferblatt trägt eine Jubiläumssignatur und zwei guillochierte Totalisatoren, die perfekt symmetrisch bei drei und neun Uhr sitzen.
Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Die RD#5 ist alles andere als ein nostalgisches Geburtstagsstück. Sie ist ein Statement: Wenn Chronograph, dann bitte so – ergonomisch, technisch mutig, ästhetisch klar. Dass Audemars Piguet diese Uhr in das vielleicht heiligste Gehäuse der Marke, die „Jumbo“, gesetzt hat, ist kein Zufall. Es ist ein Bekenntnis zur Tradition, aber vor allem eine Einladung, sich die Zukunft der Uhrmacherei einmal ganz genau anzusehen. Mit einem Preis von rund 332.000 Euro spielt die RD#5 in der absoluten Spitzenliga. Spannend wird sein, ob sich ihre technischen Innovationen eines Tages auch in alltagstauglicheren Modellen wiederfinden.