Im Gegensatz zu Jahreskalendern, die immerhin den Unterschied zwischen Monaten mit 30 und 31 Tagen kennen, weiß ein ewiger Kalender sogar, wann ein Schaltjahr ist. Nämlich alle vier Jahre. Allerdings wird diese Regel ab und zu außer Kraft gesetzt, nämlich in den glatten Jahrhundertjahren, die nicht ohne Rest durch 400 teilbar sind. So waren 1700, 1800 und 1900 keine Schaltjahre, und 2100, 2200 und 2300 werden auch keine sein. Die Ausnahme von der Ausnahme sind Jahre wie 1600, 2000 und 2400, in denen es den 29. Februar gibt. So sieht es der Gregorianische Kalender vor, den Papst Gregor XIII. 1582 einführte und der heute weltweit fast überall gilt.
Wer heute einen ewigen Kalender kauft, braucht sich um das Jahr 2100 nicht zu kümmern. Richtig? Falsch. Es sind schon viele junge Menschen auf der Welt, auch junge Erwachsene, das Datum erleben werden. Und es werden von Jahr zu Jahr mehr. 2080 wird sich wohl niemand mehr einen ewigen Kalender heutiger Bauart kaufen. Und 2070, 2060? Wo ist die Grenze?
Eternal statt Perpetual
IWC hat sich nun dieses dräuenden Themas nun als eine der wenigen großen Marken angenommen, und zwar mit einer Armbanduhr, die den säkularen Kalender nicht mit weiteren großen Komplikationen verbindet. Das unterscheidet sie etwa von der Patek Philippe Taschenuhr Calibre 89 von 1989, dem säkularen Kalender von Svend Andersen aus den Neunzigerjahren, der Aeternitas von Franck Muller, der Code 11.59 Universelle von Audemars Piguet (beides Superkomplikationen mit vielen Funktionen) oder der Perpetual Secular Calendar von Furlan Marri – die beiden letzteren wurden 2023 vorgestellt. Auch die vor einigen Wochen erst vorgestellte komplizierteste Uhr der Welt, The Berkley Grand Complication von Vacheron Constantin, besitzt einen säkularen Kalender.
IWC hat für seine intelligente Neuerscheinung einen eigenen Namen gefunden: Der Eternal Calendar unterscheidet sich vom Perpetual Calendar dadurch, dass er auch die oben erwähnten Ausnahmen kennt.
So funktioniert‘s
Was sich kompliziert anhört, hat IWC auf überraschend einfache Weise gelöst. Die Technik basiert auf dem ewigen Kalendarium, das der einstige IWC-Chefkonstrukteur Kurt Klaus in den 1980er Jahren ersonnen hat. Es zeichnet sich dadurch aus, dass alle Funktionen über die Krone einstellbar sind. Seinen Kern bildet das Programmrad mit unterschiedlichen Vertiefungen, das alle 48 Monate eines Schaltjahreszyklus abbildet. Je tiefer die Einkerbung, desto kürzer der Monat. Durch einen Taster, der auf dem jeweils aktuellen Monat sitzt, „weiß“ das Uhrwerk, wie lange der jeweilige Monat zu sein hat.
Platzsparende Technik
Die relativ große Übersetzung von vier auf 400 besorgt ein kleines Malteserkreuzrad mit fünf Zähnen, das auf der Rückseite des Programmrads sitzt: Es dreht sich in 20 Jahren einmal um sich selbst und schaltet nach jeder vollen Umdrehung mit einem Finger das 400-Jahre-Rad um einen Zahn weiter. Das 400-Jahre-Rad hat 20 Zähne, dadurch braucht es (20 mal 20 =) 400 Jahre, bis es sich einmal um 360 Grad gedreht hat.
Das Besondere an dieser Konstruktion ist, dass sie Platz spart: Der Mechanismus nimmt kaum mehr Raum ein als der des herkömmlichen ewigen Kalenders. Entsprechend baut die Portugieser Eternal Calendar mit 15 Millimetern Gesamthöhe auch nur 0,1 Millimeter höher als etwa die Portugieser Perpetual Calendar, von der es 2024 ebenfalls neue Varianten gibt.
Hochpräzise Mondphase
Wem das Jahr 2100 schon zu weit entfernt ist, wird in ganz andere Zeitdimensionen entführt, wenn es um die neue, hochpräzise Mondphase geht: Diese soll nach Berechnungen von IWC so genau gehen, dass sie theoretisch erst nach sage und schreibe 45 Millionen Jahren um einen Tag vom realen Mondorbit abweicht. Zum Vergleich: Schon ein Tag Abweichung in 122 Jahren gilt in der Uhrmacherzunft heute als Präzisionsmondphase, zu schweigen von den Zeitraum von 577,5 Jahren, die IWC für seinen 2003 eingeführten ewigen Kalender errechnet hat. Um die neue, extrem genaue Mondphase zu entwickeln, hat IWC nach Aussage von Stefan Ihnen, Associate Director Technics der Schaffhauser Manufaktur, ein eigenes Computerprogramm entwickelt. Nach einigen Wochen ergaben sich daraus knapp 23 Millionen Berechnungen, aus denen IWC dann diejenige auswählte, mit der sich die bestmögliche Volumenausnutzung ergab. Insgesamt waren nur drei zusätzliche Zwischenräder vonnöten. Die Mondphasenanzeige, die nebeneinander die Sichtweise aus Nord- und Südhalbkugel anzeigt, sitzt wie gewohnt bei 12 Uhr; dabei stehen die Monde selbst fest, während sich die Glasscheibe darüber dreht.
Platin und Saphirglas
Mit 44,4 Millimetern ist die Uhr durchaus nicht zu groß geworden, und trotz der Verwendung von Platin als Gehäusematerial auch nicht zu schwer. Die Zifferblattaufteilung entspricht der des Perpetual Calendar, das Zifferblatt besteht allerdings aus weiß lackiertem Glas und lässt bei vier Uhr eine kreisförmige Öffnung, durch die man das Modul für den säkularen Kalender sieht. Wie bei den anderen Portugieser-Modellen von 2024 sieht das Design vorn wie hinten Saphirgläser im Boxglas-Stil vor, die sich wie eine Haube über Zifferblatt und Boden wölben. Das Manufakturkaliber 52640 mit sieben Tagen Gangreserve wird von einem Massivgoldrotor automatisch aufgezogen. Getragen wird der bis 50 m wasserdichte Eternal Calendar an einem schwarzen Alligatorlederband von Santoni. Den Preis für diese immerwährende Uhr beziffert IWC mit 150.000 Schweizer Franken.