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Wie lange dauert ein Uhrenservice?

Uhrenservice bei A. Lange & Söhne: Das Uhrwerk wird komplett zerlegt, gereinigt, geölt, zusammengesetzt und einreguliert
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Wenn Sie Ihre Uhr zum Service geben, müssen Sie sie mitunter länger missen als vermutet. Das liegt an den vielfältigen Arbeiten, die an Uhrwerk und gegebenenfalls auch an Gehäuse und Armband ausgeführt werden, teilweise aber auch an der Organisation der jeweiligen Uhrenmarke.Inhalt:

Was ist eigentlich ein Uhrenservice?

Als Uhrenservice oder auch Uhrenrevision bezeichnet man das Zurückversetzen einer hochwertigen Uhr in einen optisch und funktional einwandfreien Zustand. Dies wird von Juwelieren und Uhrenmarken alle drei bis fünf Jahre empfohlen, wobei der Uhrenfan noch Spielraum hat, ohne seinen Zeitmesser gleich zu ruinieren. Der größte Aufwand beim Uhrenservice liegt in der Überholung und gegebenenfalls in der Reparatur des mechanischen Uhrwerks. Dieses muss zerlegt, gereinigt, geölt, wieder zusammengebaut und einreguliert werden. Unter Umständen muss der Serviceuhrmacher einzelne Werkteile ersetzen.

Was passiert bei einem Uhrenservice?

Zu einer umfassenden Uhrenrevision gehört außerdem die Reinigung und gegebenenfalls Aufarbeitung des Gehäuses. Vor allem bei Edelmetallen, aber auch bei Edelstahl zeigen sich im Alltag schnell Kratzer, die die Servicemitarbeiter aus der Oberfläche herauspolieren. Dasselbe gilt für Metallarmbänder, die vor allem an der Schließe leicht verkratzen. Leder- oder Textilbänder werden je nach Zustand auf Wunsch des Kunden ausgetauscht. Um die Wasserdichtheit einer Uhr weiterhin zu gewährleisten, tauscht die Serviceabteilung der Uhrenmarke oder die Servicewerkstatt des Juweliers die Dichtungen in Krone und Gehäuseboden aus, da diese mit der Zeit spröde werden. In manchen Fällen wird gleich die ganze Krone inklusive der Dichtungen ersetzt, was bei Edelmetallkronen einen deutlichen Kostenfaktor darstellt.
Bei TAG Heuer in La Chaux-de-Fonds: Die Gehäusekomponenten werden gereinigt und bei Bedarf aufpoliert © Fred Merz / Rezo.ch

Wie lange dauert ein Uhrenservice?

Was viele Uhrenfans im Zusammenhang mit einer Uhrenrevision am meisten beschäftigt, ist die Frage, wie lange sie im Servicefall auf ihre Uhr verzichten müssen. Um diese Frage allgemeingültig beantworten zu können, sind die Voraussetzungen je nach Marke, Größe der Servicewerkstatt oder der Preislage und Komplexität der mechanischen Uhr zu unterschiedlich. Ein allgemeiner Trend bei namhaften Manufakturen ist jedenfalls die Zentralisierung des Uhrenservice: Mittlerweile nehmen viele Hersteller die Uhrenrevision lieber im eigenen Haus vor, statt sie beim Fachhändler ausführen zu lassen. Da der Zeitmesser vom Juwelier zur Marke und zurück geschickt wird, verlängert sich die Wartezeit schon durch den Postweg. Hinzu kommt die Frage nach den Kapazitäten der zentralisierten Servicestelle.

Das sind die Uhrenservicezeiten wichtiger Marken in verschiedenen Preissegmenten:

  • Die Glashütter Manufaktur A. Lange & Söhne nennt für die meisten Modelle, darunter ihren Klassiker Lange 1, eine durchschnittliche Bearbeitungsdauer von 12 bis 14 Wochen. Große Komplikationen wie Minutenrepetitionen, Tourbillons oder Chronographen mit ewigem Kalender können mehr Zeit in Anspruch nehmen. Enthalten sind das Aufarbeiten des Gehäuses und der Schließe durch Auffüllen mit dem ursprünglichen Material sowie das Ersetzen des Lederbands. Die Arbeiten finden am Firmensitz in Glashütte statt.
  • Audemars Piguet gibt für einfache Uhren ohne Komplikationen, die noch unter die Garantie fallen, vier Wochen an; ansonsten sind es acht Wochen. Bei komplizierten Zeitmessern verlängern sich die Servicezeiten je nach Reparaturbedarf auf bis zu 16 Wochen, bei Vintage-Modellen (älter als 25 Jahre) auf circa sechs Monate.
  • Bei Breitling dauert eine Überholung von Uhrwerk, Gehäuse und, falls vorhanden, Metallarmband, in der Regel vier Wochen. Das gilt sowohl für einfache Automatikuhren als auch für die bei Breitling allgegenwärtigen Chronographen mit Eta- sowie Manufakturkalibern.
  • Glashütte Original benötigt für die Revision einer Dreizeigeruhr vier bis fünf Wochen. Besonders komplizierte Zeitmesser beanspruchen bis zu 15 Wochen; solche Modelle werden ausschließlich im Stammhaus in Glashütte bearbeitet. Im Service enthalten sind der Austausch aller Verschleißteile im Werk sowie das Aufarbeiten von Gehäuse, Metallband und Schließe. Auf Wunsch werden auch Zeiger, Krone, bei Uhren mit Zusatzfunktionen die Korrektoren und bei Chronographen die Drücker ausgetauscht.
  • Jaeger-LeCoultre nennt für einen kompletten Uhrenservice inklusive Aufarbeitung des Gehäuses acht Wochen. Aufgrund der Einschränkungen durch Corona verlängert sich der Zeitraum auf maximal zehn Wochen.
  • Oris benötigt für die Uhrenrevision im deutschen Servicecenter drei Wochen. Hier werden einfache Automatikuhren, Chronographen und Armbandwecker bearbeitet. Im Falle der Manufakturkaliberserie 110 bis 115 verlängert sich der Zeitraum auf vier bis sechs Wochen, da diese Uhren allesamt zum Hauptsitz im schweizerischen Hölstein geschickt werden.
  • Auch bei Panerai ist der Service zweigeteilt: Die meisten Uhren kommen nach München und gehen nach rund vier Wochen an den Auftraggeber zurück. Tourbillons und andere extrem komplizierte Zeitmesser werden in die Manufaktur in Neuchâtel geschickt, sodass der Kunde zwei bis drei Monate veranschlagen muss.
  • Das deutsche Servicecenter von Patek Philippe in München benötigt sowohl für einfache Quarz-, Handaufzugs- und Automatikuhren als auch für Zeitmesser mit Weltzeitanzeige oder Jahreskalender sechs Wochen. Ewige Kalender und Chronographen aller Art, auch mit zusätzlichem ewigem Kalender, dauern zehn Wochen.
  • Rolex braucht in seiner deutschen Servicezentrale in Köln momentan für moderne Uhren rund einen Monat. Angenehm für den Kunden: Mit dem Kostenvoranschlag wird gleich ein Termin für die Rücksendung genannt.
  • Sinn Spezialuhren führt den Service zurzeit innerhalb von 12 bis 16 Wochen durch, egal, um welches Modell es sich handelt. In absehbarer Zeit soll sich die Bearbeitungsdauer aber wieder verringern. Gehäuse und Metallband werden überprüft und gereinigt. Die Aufarbeitung dieser äußeren Komponenten bieten die Frankfurter optional an und führen sie dann parallel zur Werkrevision durch.
  • TAG Heuer macht ebenfalls keinen Unterschied zwischen Uhren mit und ohne Komplikationen und gibt für Zeitmesser mit Eta- und Manufakturkalibern gleichermaßen vier bis fünf Wochen an. Vintage-Uhren und Modelle aus TAG Heuers Haute-Horlogerie-Kollektion werden in jedem Fall ins Schweizer Headquarter geschickt, was die Servicezeiten merklich erhöht.
  • Zenith veranschlagt für Garantiereparaturen drei bis vier Wochen, für einen kompletten Service vier bis fünf Wochen.
Doch was kostet eine Uhrenrevision? Hier finden Sie die Servicepreise von zwölf wichtigen Uhrenmarken. ak

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