Gangreserve-Anzeige
Was die Tankanzeige in einem Auto, ist sie bei einer Uhr: Die Gangreserveanzeige gibt Auskunft darüber, wie viel Energie ein Uhrwerk gespeichert hat. Das macht nach Ansicht von Experten Sinn für Automatik- und Handaufzugsuhren und ist von erstaunlicher Vielfalt.

In der klassischen Mechanik ist die Energie eines Systems seine Fähigkeit, Arbeit zu leisten. Verloren geht dabei nichts – sieht man mal von gewissen Reibungsverlusten ab. Die Newtonschen Gesetze geben Aufschluss darüber, dass sich die Summe der Energien nicht ändert. Was an Energie zugeführt wird, wird in gleichem Maße wieder abgegeben.
Wie lange die Gangdauer eines Uhrwerks währt, hängt vom Übersetzungsverhältnis des Räderwerks, von der benötigten Kraft durch zusätzliche Anzeigen oder Komplikationen sowie von der Länge der Zugfeder und damit der Anzahl der Zugfederumgänge ab. Die Gangdauer beträgt bei klassischen Taschenuhren etwa 24 Stunden, bei Großuhren rund sieben Tage und bei normalen Armbanduhren etwa 50 Stunden. Kompliziertere Modelle haben diese Frist mittlerweile deutlich verlängert: Armbanduhren mit einer Gangautonomie von acht bis zehn Tagen leisten diese dank vergrößerter, verdoppelter oder verdreifachter Federhäuser.
Denn dem Federhaus kommt bei der Gangdauer die größte Rolle zu. Das Federhaus ist der Energiespender und -speicher des mechanischen Uhrwerks und beherbergt die Zugfeder. Diese wird durch das Aufziehen gespannt und indem sie sich entspannt, treibt sie das Räderwerk an. Das Federhaus hat in seiner Mitte als zentrale Achse den Federkern, auch Federwelle genannt, an der die Zugfeder eingehängt ist und von wo aus die Feder aufgezogen wird. Die Kraftabgabe erfolgt dann am anderen Ende der Feder. Dabei legt sie sich an die Wandung des Federhauses, wobei dieses rotiert. Über eine Verzahnung an der Unterseite des Federhauses erfolgt der Eingriff in das Räderwerk, das nun mit einer sehr langsamen Drehbewegung – etwa einer Umdrehung in sechs Stunden – angetrieben wird.

Um ein Überspannen der Zugfeder zu verhindern, gibt es verschiedene Konstruktionen. Bei Automatikuhren ist die Zugfeder mit einer Bride beziehungsweise einer Schleppfeder ausgestattet, einem Stück aus besonders starkem Federstahl. Es wirkt als Rutschkupplung, da die Schleppfeder bei Vollaufzug im Federhaus nachrutscht.
Bei Handaufzugswerken ist das Federende mit einem Endhaken oder Zaum (einer Handaufzugsbride) versehen, der verhindern soll, dass die Feder bricht. Der Aufzug wird durch den Rücklauf des Sperrkegels gestoppt, der in das Sperrrad eingreift.
