Interview: Rolf Bergmann, technischer Geschäftsführer Porsche Design, über Titan
Titan und Porsche Design gehören zusammen. Warum das so ist, klärt unser Interview
Auf der Suche nach neuen Werkstoffen für Armbanduhren-Gehäuse testete Professor Ferdinand Alexander Porsche viele Metalle – keines erwies sich als so innovativ wie Titan. Daher ist es seit der Vorstellung des Titan-Chronographen im Jahr 1980 bei Porsche Design das Material der Wahl. Rolf Bergmann, technischer Geschäftsführer, erläutert seine vielfältigen Qualitäten.

Mit dem Titan-Chronograph stellte Prof. F. A. Porsche 1980 den ersten Luxus-Zeitmesser aus diesem Hightech-Material vor. Warum setzte der Designer auf diesen damals exotischen Werkstoff?
Den Status quo zu hinterfragen und sich auf die Suche nach der besten Lösung zu begeben, war schon vor nun mehr über 40 Jahren Professor Ferdinand Alexander Porsches Ansporn und ist auch heute noch Teil der DNA des Unternehmens. Der Werkstoff war dank seiner technischen Vorzüge bereits seit 1968 aus dem Motorsport, speziell im Motorenbau, nicht mehr wegzudenken. Pleuel und Kurbelwelle aus Titanlegierungen tragen aufgrund der herausragenden Eigenschaften maßgeblich zur maximalen Performance von Rennmotoren bei.

Diese sind unter anderem eine besonders hohe Festigkeit, geringes spezifisches Gewicht und nahezu perfekte Korrosionsbeständigkeit – alles auch interessant für den Uhrenbau. Hinzu kommt, dass Titan hypoallergen ist. Es lässt sich vielfältig einsetzen und man kann durch Hinzugabe von Legierungselementen, wie etwa Aluminium und Vanadium, die ohnehin schon positiven Eigenschaften sowie die Verarbeitung verbessern. Bei der Bearbeitung sind andere Maßstäbe anzusetzen als bei Stahl. Titan ist zäh und nicht einfach zu zerspanen. Dies war in den 1960er- und 1970er-Jahren aufgrund der damals verfügbaren Schneidstoffe eher schwierig. Dank der Weiterentwicklung der Schneidstoffe und Werkzeugmaschinen in der Zerspanungstechnik konnte dann 1980 das komplette Gehäuse erstmals vollständig aus Titan gefertigt werden. Mit den heute verfügbaren Werkzeugen und Maschinen ist die Bearbeitung von Titan problemlos möglich.

Welche Vorzüge bietet Titan aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften für die Gehäusefertigung von Arbmbanduhren?
Ein wichtiger Punkt ist die Dichte des Werkstoffs, die dazu führt, dass Titan etwa 43 Prozent leichter ist als Edelstahl. Hinzu kommt die höhere Festigkeit. So ist zum Beispiel Titan Grad 5, bezogen auf die Streckgrenze, viel fester als legierter 316L Edelstahl. Das ist für die Konstruktion von Gehäusen mit großen Wandstärken nicht immer relevant, jedoch bei der Fertigung der filigranen Spangen unserer 1919-Kollektion ein elementarer Vorteil. Daher und aufgrund der guten Polierbarkeit kommt für die Gehäuse in dieser Kollektion auch Titan Grad 5 zum Einsatz. Zudem besitzt Titan eine hervorragende Korrosionsbeständigkeit gegen Salzwasser und viele andere aggressive Medien, ist sehr hautfreundlich, hat eine geringe Wärmeleitfähigkeit, so dass es sich auf der Haut angenehm “warm” anfühlt, und bietet eine ganz besondere Haptik.

Der optische Reiz von Titan liegt in seiner mattgrauen Farbgebung. Porsche Design variiert das Erscheinungsbild durch Beschichtungen. Welche Möglichkeiten gibt es in diesem Bereich?
Generell verwenden wir ein unbeschichtetes Natur-Titan, da man dieses nicht vor Umwelteinflüssen schützen muss. Es schützt sich quasi selbst durch eine natürliche Reaktion mit dem Luftsauerstoff der Umgebung.
Um Optische oder farbliche Anpassungen vorzunehmen, kommen die heute gängigen industriell verfügbaren Verfahren zum Einsatz. Vorwiegend ist hier das PVD-Verfahren zu nennen. PVD ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung „physical vapour deposition“. Stark vereinfacht gesagt wird hierbei in einer Vakuum-Kammer das als Beschichtung zu verwendende Material verdampft und auf dem zu beschichtenden Bauteil (z.B. dem Uhrengehäuse) abgelagert. Dabei werden noch unterschiedliche Gase in die Kammer gegeben, die dann dazu führen, dass sich eine Schicht mit sehr spezifischen Eigenschaften bildet. So können unterschiedliche Härtegrade, Farben und Anmutungen der Beschichtung hergestellt werden.
Speziell bei Titan kann man durch Erhitzen die sogenannten Anlassfarben erzeugen, die in der extrem dichten Oxidschicht auf der Oberfläche des Titans entstehen, ohne einen weiteren Stoff aufzutragen. Anodisieren ist ein weiteres Verfahren, um in die Farbgebung von Titan einzugreifen, dieses Verfahren kommt bei Porsche Design Uhren allerdings weniger zum Tragen.

Seit der Premiere ist Titan ein fester Bestandteil der Marken-DNA. Wird Porsche Design auch je Uhren aus einem anderen Material fertigen?
Die Ausnahme bestätigt die Regel, wir haben ja in der jüngsten Kollektion – der 1919 Globetimer UTC – ein Modell mit einem Gehäuse aus 18 Karat Roségold sehr erfolgreich aufgelegt. Wenn wir von Titan als Material für unsere Gehäuse abweichen, dann nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen, die technisch oder konzeptionell begründet sind
Was ist Ihr persönlicher Titan-Favorit?
Mein persönlicher Titan-Favorit innerhalb unserer Modellserien ist die 1919 Kollektion. Hier zeigen wir, wie die technische mattgraue Oberfläche der Gehäusespange mit einem Hochglanz poliertem Gehäuse-Container wirkt. Das erzeugt eine sportliche Eleganz, die zudem auch die besondere Linienführung des Gehäuse-Designs unterstreicht. Diese Art der Bearbeitung setzen wir beispielsweise bei den Modellen der 1919 Globetimer UTC sowie 1919 Chronotimer Flyback ein.
Of course, it is a matter of personal taste, but I find the Porsche Design 1919 Globetimer UTC Titanium with blue face well done! The idea with the time zones on the back are easier to read than on the face, maybe not practical, but good readable. All considered, just good design and that it shows the correct time, what more can I ask for? Maybe yellow hands for time alone might help when you need to have a quick look. Also, red for date and green for GMT. Just thoughts.