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Die 10 besten Uhren aus Deutschland

Lang & Heyne: Anton "Manufaktur Edition"
© Lang & Heyne
Die deutsche Uhrenszene ist so lebendig wie nie zuvor: Neue Marken, neue Designs und neue Komplikationen entstehen dank einem kreativen Entrepreneurship, kühnen Gestaltern und Meistern der traditionellen Handwerkskunst. Wir haben die aus unserer Sicht besten deutschen Uhren in zehn Kategorien ausgewählt. Spot an für die Uhrenstars der Watchtime.net-Redaktion!

1. Komplikation: A. Lange & Söhne Odysseus Chronograph

A. Lange & Söhne: Odysseus Chronograph © A. Lange & Söhne
Ob ewiger Kalender, Minutenrepetition, Schleppzeigerchronograph oder Tourbillon – A. Lange & Söhne beherrscht alle großen Komplikationen der Uhrmacherei. Gleichzeitig hat die Manufaktur den Anspruch an sich, diesen komplexexen Mechanismen immer etwas Besonderes mitzugeben, was man woanders nicht findet. So ist es auch beim Odysseus Chronograph, der im Frühjahr 2023 vorgestellt wurde: Sein in der Manufaktur neu entwickeltes Chronographenkaliber L156.1, bei Lange das erste mit Automatikaufzug, verfügt über eine einzigartige Nullrückstellung. Der zentrale rote Sekundenzähler springt beim Betätigen des Drückers bei 4 Uhr nämlich nicht einfach auf dem kürzesten Weg zurück zur Null, sondern vollführt für jede bereits gestoppte Minute eine volle Umdrehung. Trotzdem geschieht das Ganze so schnell, dass man es mit dem Auge kaum verfolgen kann.
A. Lange & Söhne: Das automatisch aufziehende Kaliber L156.1 der Odysseus Chronograph © A. Lange & Söhne
Wichtiger für die Ablesbarkeit ist jedenfalls der ebenfalls zentrale, silberfarbene Minutenzähler, mit dem man die gestoppten Minuten gut erkennen kann – bis eine Stunde verstrichen ist. Langes Wahl eines zentralen Minutenzählers liegt im Design begründet: So braucht es neben der kleinen Sekunde bei 6 Uhr kein weiteres Hilfszifferblatt und die Odysseus-typische Aufteilung der markentypischen Fenster bei 9 Uhr (Wochentag) und 3 Uhr (Datum) kann unverändert beibehalten werden. Ein weiteres technisches Feature ist die Doppelbelegung der Drücker: Schraubt man die Krone auf und zieht sie in die mittlere Position, lassen sich Wochentag und Datum schnellverstellen, bei verschraubter Krone betätigt man damit wie gewohnt den Chronographen.Edelstahl | 42,5 mm | Manufakturkaliber L156.1, Automatik | 50 h Gangreserve | limitiert auf 100 Exemplare | 135.000 Euro

2. Taucheruhr: Glashütte Original SeaQ Chronograph

Glashütte Original: SeaQ Chronograph © Glashütte Original

Die beliebte Taucheruhr SeaQ gibt es seit Herbst 2022 auch als SeaQ Chronograph. Dabei hat Glashütte Original nicht nur das Design gekonnt adaptiert, sondern es auch geschafft, die Wasserdichtheit bis 300 Meter beizubehalten, obwohl die Chronographendrücker nicht verschraubt sind. Auch verzichtet die Uhr nicht auf das markentypische Panoramadatum: Es befindet sich direkt oberhalb der Ziffer 6 und besteht wie immer aus zwei konzentrisch angeordneten Scheiben, die auf derselben Ebene liegen, sodass auf einen Trennsteg in der Mitte verzichtet werden kann. Da bei einer Taucheruhr der Minutenzeiger der wichtigste ist, ist dieser mit einer großen Pfeilspitze markiert. Dank der verwendeten Leuchtmasse Superluminova kann man Zeiger wie Ziffern und Indexe auch nachts gut ablesen. Das Manufakturkaliber 37-23 mit Selbstaufzug, Siliziumspirale und Flybackfunktion sorgt für die präzise Zeitangabe und dank vertikaler Kupplung für ein ruckfreies Starten des Sekundenzählers. Das gewölbte Saphirglas und der kratzfeste (und natürlich nur einseitig drehbare) Keramikzahlenring in der Lünette tragen zur hochwertigen Ausstattung bei, sodass der SeaQ Chronograph das Beste aus zwei Welten vereint: Er ist genauso eine leistungsfähige Toolwatch wie eine hochwertige Luxusuhr.

Edelstahl | 43,2 mm | Manufakturkaliber 37-23, Automatik | 70 h Gangreserve | Synthetikarmband | 15.100 Euro

Hier geht's zu unserem Hands-on-Video.

3. Fliegeruhr: Junghans Meister Pilot Chronoscope Desert

Junghans: Meister Pilot Chronoscope Desert © Junghans

Junghans fertigte schon früh im 20. Jahrhundert mechanische Borduhren, die in Luftschiffen und Flugzeugen zur Bestimmung der Flugdauer dienten und damit unverzichtbare Navigationsinstrumente waren. In den 1950er-Jahren entwickelte die Marke aus dem Schwarzwald im Auftrag der neu gegründeten Bundeswehr seine erste Armbanduhr für Piloten. An diesen damaligen Fliegerchronographen lehnt sich die heutige Meister Pilot Chronoscope Desert an. Unverkennbar sind ihre zwölf konkaven Aussparungen auf der beidseitig drehbaren Lünette: Sie ermöglichen es dem Piloten, den Drehring auch mit Handschuhen exakt zu justieren. Das 43,3 mm große Gehäuse mit Saphirglas und Flugzeuggravur auf dem Boden ist bis 100 m wasserdicht.

Edelstahl, DLC-beschichtet | 43,3 mm | Kaliber Sellita SW 200, Automatik | 2.590 Euro

4. Auszeichnung: Meistersinger Edition Singularis Emaille

Meistersinger: Edition Singularis Emaille © Meistersinger

Meistersinger verdankt seinen Erfolg seinen Einzeigeruhren. In den über 20 Jahren ihres Bestehens hat die in Münster ansässige Marke immer wieder gezeigt, wie variantenreich man dieses Thema spielen kann. Das Faszinierende einer Einzeigeruhr liegt nicht nur in dem – wegen der nur auf 5 Minuten genauen Zeitanzeige gegebenen – entspannteren Umgang mit der Zeit, sondern auch darin, dass man das langsame Verstreichen eines Vor- oder Nachmittags, Morgens oder Abends bewusster beobachten kann als bei einer Uhr, bei der die Aufmerksamkeit vor allem auf dem Minutenzeiger liegt. Die überzeugende Gestaltung wurde schon mehrfach prämiert, zuletzt 2023 einmal mehr vom weltweit renommierten Designpreis Red Dot. Dessen Jury zeichnete die Edition Singularis Emaille, mit elfenbeinfarbenem Emailzifferblatt und exklusivem Handaufzugskaliber MSH01, 2023 als eine von nur 10 Armbanduhren mit ihrem begehrten Award aus. Auch das 20916 eingeführte, fein verzierte Werk mit zwei Federhäusern und einer Gangreserve von 120 Stunden hatte vor Jahren bereits den Red Dot und den German Design Award gewonnen.

Edelstahl | 43 mm | Kaliber MSH01, Handaufzug | limitiert auf 20 Exemplare | 6.490 Euro

5. Technik: Sinn EZM 12

Sinn Spezialuhren EZM 12 © Sinn Spezialuhren

Die Frankfurter Marke Sinn Spezialuhren steht für instrumentelle Uhren mit vielen ausgeklügelten technischen Details, die die Uhren besser, robuster, langlebiger oder besser ablesbar machen. Die Einsatzzeitmesser (EZM) verkörpern diese Tugenden in ganz besonderer Weise. Der für Rettungsflieger konzipierte EZM 12 verfügt über eine ganze Anzahl der Sinn-typischen Merkmale: ein tegimentiertes und damit besonders kratzfestes Gehäuse, eine schwarze Hartstoffbeschichtung auf der Drehlünette, die Ar-Trockenhaltetechnik (sie garantiert eine erhöhte Funktions- und Beschlagsicherheit), einen Magnetfeldschutz bis 100 mT (80.000 A/m) und eine Funktionssicherheit von –45 bis +80 Grad Celsius. Zudem ist die Uhr unterdrucksicher und nach Einsätzen einfach zu reinigen. Das sind viele, aber noch längst nicht alle technischen Features, die Sinn zu bieten hat – eine Uhr, die über alle verfügt, gibt es (noch) nicht. Wichtig für Rettungsflieger sind speziell der aufwärtszählende Innendrehring zum schnellen Ablesen der „Golden Hour“ und der „Platinum Ten Minutes“, die integrierte Pulsskala sowie die abwärtszählende Drehlünette. Der EZM 12 wurde mit dem Red Dot Product Design Award und mit dem Excellent Product Design Award prämiert.

Edelstahl | 44 mm | Kaliber Eta 2836-2, Automatik | 3.590 Euro

Unseren Test der Sinn EZM 12 finden Sie HIER.

6. Eleganz: Nomos Glashütte Orion Neomatik 39

Nomos: Orion Neomatik 39 © NOMOS Glashuette

Während die Marke Nomos Glashütte früher fast deckungsgleich mit dem Modell Tangente war, haben die Glashütter ihr Produktportfolio über die Jahre stetig ausgeweitet und die Identität jeder Linie gestärkt. Die ohne Stundenziffern auskommende Orion ist dabei die eleganteste. Das liegt zum einen an dem polierten Stahlgehäuse mit seiner runden und auch nach außen abgerundeten Lünette und den sanft angewinkelten Bandanstößen, die einen ganz anderen Eindruck vermitteln als die geraden und am Ende abgeknickten Hörner der Tangente. Bei der Orion Neomatik kommen dazu das weiß versilberte Zifferblatt und die goldfarbenen geprägten Stundenindizes, die einen spannungsreichen Kontrast zu den temperaturgebläuten feinen Zeigern bilden. Auch die nicht mehr vertieft liegende kleine Sekunde trägt zur erhöhten Eleganz bei. Trotz ihres leicht gewölbten und innen verspiegelten Saphirdeckglases ist die Orion Neomatik 39 nur 8,7 Millimeter hoch und rutscht geschmeidig unter die Hemdmanschette. Die geringe Höhe ergibt sich unter anderem aus dem nur 3,2 Millimeter flachen Manufakturkaliber DUW 3001, das dank Unruhbrücke robust konstruiert ist.

Edelstahl | 39 mm | Manufakturkaliber DUW 3001, Automatik | 3.180 Euro

7. Handwerkskunst: Lang & Heyne Anton "Manufaktur Edition"

Lang & Heyne: Anton "Manufaktur Edition" © Lang & Heyne

Lang & Heyne hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2001 der Pflege der traditionellen uhrmacherischen Handwerkskunst verschrieben. Im Mittelpunkt stehen hochfeine, in mühevoller Handarbeit erzielte Dekorationen und ein oft historisch anmutender Werkaufbau, dazu eine hohe Fertigungstiefe und verschiedenste Möglichkeiten der Personalisierung. All dies findet sich im Spitzenmodell der Dresdner Manufaktur, der rechteckigen Tourbillonuhr Anton, wieder. Spektakulär ist das Handaufzugskaliber IX mit seinen vier gestuften Kloben, genauso aber das Zifferblatt. Im Gegensatz zu den bekannten Goldmodellen ist die neue und auf nur fünf Exemplare limitierte Anton „Manufaktur Edition“ mit ihrem Platingehäuse sehr kühl designt, sodass die klassische Uhrmacherei in einen spannenden Kontrast zu heutigen Sehgewohnheiten gestellt wird. Zum Gehäuse passt das runde Innenzifferblatt aus schwarzer Keramik, das umgeben ist von einer aufgerauten Grundplatte, die unten aufgeschnitten ist, sodass das Tourbillon richtig zur Geltung kommt.

Lang & Heyne: Anton "Manufaktur Edition" mit Kaliber IX © Lang & Heyne
Platin | 40 x 32 mm | Manufakturkaliber IX, Handaufzug | limitiert auf 5 Exemplare | 190.400 Euro

8. Design: Leica ZM 11

Leica: ZM 11 Steel Midnight Blue © Leica Watch

Mit der ZM 11 emanzipiert sich Leica bei seinen Uhren vom Design der Kameras. Während bei der ZM 1 und der ZM2 noch Elemente wie der rote Punkt, die Linse eines Objektivs oder die Riffelung von drehbaren Teilen mehr oder weniger wiedererkennbar auf die Uhren übertragen wurden, hat sich das Uhrendesign bei der ZM 11 weiterentwickelt und geht abstrakter mit der Kamera-DNA um. Etwa, indem stärker mit dem Thema Licht und Schatten gespielt wird. Im Fokus des neuen Modells steht das zweischichtige Zifferblatt, dessen beiden Lagen nur 0,4 Millimeter dünn sind und verschiedene optische Effekte erzeugen. Die obere wird im Ätzverfahren mit Rillen versehen, sodass die untere durchscheint. Im Falle der ZM 11 Steel Midnight Blue liegt unter dem oberen blauen Zifferblatt eine schwarze Basisplatte, dadurch entsteht der Eindruck eines Farbverlaufs, obwohl das Blau an allen Stellen gleich ist. Beim Titanmodell ist das untere Zifferblatt schwarz, aber die Innenkanten der Schlitze sind rot lackiert. Erst wenn man das Handgelenk mit der Uhr dreht, kommt das Rot zum Vorschein. Bei der ZM 11 Titanium Coffee Black wiederum sind ebenfalls beide Ebenen schwarz, die obere wird aber mit einem durchscheinenden lack überzogen, die ihr einen warmen braunen Schimmer verleiht. Das mit Chronode entwickelte Automatikkaliber LA-3001 hat eine Gangreserve von 60 Stunden und wird auf Chronometergenauigkeit reguliert, die Bänder lassen sich dank des Leica Easy Change Systems per Knopfdruck und ohne Werkzeug austauschen.

Edelstahl oder Titan | 41 mm | Automatikkaliber LA-3001 von Chronode | 6.800 bis 8.150 Euro

9. Ausgewogenheit: Hentschel H1 Chronometer Mystique

Hentschel Hamburg: H1 Chronometer Mystique © Hentschel Hamburg

Die Hamburger Uhrenmarke Hentschel hat sich einen Namen gemacht für elegante Dreizeigeruhren, meist mit kleiner Sekunde, die durch ihre ausgewogene Gestaltung und den Sinn fürs Detail überzeugen. In den letzten Jahren ist es Hentschel gelungen, seine Basismodelle H1 und H2 durch den Einsatz verschiedener Materialien und Farben so zu variieren, dass seine treue Fangemeinde immer wieder Grund hatte, die eigene Sammlung zu erweitern. Mit der H1 Chronometer Mystique wieder einen neuen Weg: Mit der Kombination eines dunklen, anthrazitgrauen Zifferblatts und einer schwarzen, aber erhabenen Beschriftung setzt die Uhr auf eine gedeckte, fast geheimnisvolle Optik, bei der die im Hause gefertigten, polierten Stahlzeiger sich je nach Lichteinfall mehr oder weniger deutlich abheben. Die Uhr bleibt somit für ihren Träger gut ablesbar, nicht aber für das Gegenüber auf der anderen Seite des Tisches; die Zeit wird damit zu einer ganz individuellen Angelegenheit. Wie bei ähnlichen Modellen setzt Hentschel fürs Innenleben auf ein historisches Schild-Kaliber, das in der Hamburger Manufaktur nach allen Regeln der Kunst verziert und als Kaliber HUW 1130 Premium mit einer Schwanenhals-Feinregulierung, verschraubten Goldchatons, thermisch gebläuten Schrauben und verschiedenen Zierschliffen aufgewertet wird. Das Werk wird 1000 Stunden lang in sechs Lagen geprüft und feinreguliert.

Edelstahl | 37 oder 39,5 mm | Kaliber HUW 1130 Premium, Handaufzug | 8.980 Euro (Premium-Servicepaket)

10. Newcomer: Äonic Automat

Äonic: Automat in Schwarz © Äonic

Aus Berlin kommt eine neue Marke, und sie hat es geschafft, eine Uhr zu kreieren, wie es sie noch nie gab. Die Äonic Automat sieht aus wie eine fliegende Untertasse, die direkt aus den Weiten des Weltraums an unser Handgelenk geflogen ist. Ihre zweite Besonderheit: Stunden, Minuten und Sekunden werden allesamt mithilfe von Schreiben dargestellt. So ist der vermeintliche Minutenzeiger auf die oberste schwarze Scheibe aufgedruckt und dreht sich in 12 Stunden um die eigene Achse, während in einem kleinen Kreissegmentausschnitt die kleine Sekunde mitläuft. Im schrägen und nach unten breiter werdenden Zifferblattrand befinden sich 12 Schlitze, von denen einer von einer dahinter laufenden Scheibe ebenfalls in Orange ausgefüllt wird, um die jeweilige Stunde zu bezeichnen. Dieser Bereich bildet sozusagen ein umgekehrtes Rehaut, das vom Zifferblatt zum Gehäuse nicht nach oben, sondern nach unten führt. Der Gehäuserand selbst ist schmal und flach, die Uhr liegt gut am Arm. Für eine gute Ergonomie sorgt zudem der Z-förmige Dorn der Schließe, der das Material vor Abrieb schützen soll. Der Berliner Designer Jörg Wichmann, der hinter Äonic steht, hat zusammen mit Damasko das Automatikwerk A 26-1W mit beidseitig aufziehendem Klinkenaufzug und einem Rotor mit zwei Keramikkugellagern entwickelt. Das erste Modell ist auf 100 Stück limitiert und mit einem schwarz DLC-beschichtetem und auf 1000 Vickers gehärtetem Edelstahlgehäuse geliefert. Armbänder sind in verschiedenen Farben und Lederarten erhältlich und dank eines Klettverschlusses leicht und ohne Werkzeug am Gehäuse zu befestigen.

Edelstahl | 41 mm | Kaliber Damasko A 26-1W, Automatik | 4.450 Euro