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Die kleinen Komplikationen: Das Datum

Die Datumsanzeige ist die am häufigsten vorkommende Zusatzfunktion bei Armbanduhren – dementsprechend viele Varianten haben sich im Laufe der Zeit herausgebildet. Wir zeigen, welche unterschiedlichen Anzeigeformen es gibt und welche Vor- und Nachteile sie bieten.
Nomos Glashütte: Tangente 2date mit doppelter Datumsanzeige in Rot
© Nomos Glashütte

Die Datumsanzeige ist die mit Abstand häufigste Zusatzfunktion bei einer Armbanduhr. Sie erfordert einen zusätzlichen technischen Aufwand im Werk, der aber nicht mit extrem anspruchsvollen Mechanismen wie einem Chronographen oder gar einer Minutenrepetition vergleichbar ist. Daher nennt man eine solche Zusatzfunktion, wie auch die Anzeigen von Wochentag, Gangreserve oder Mondphase, gern "kleine Komplikation". 

Das Datum ist die einfachste Kalenderfunktion. Die aufwendigeren Stufen, von der Wochentagsanzeige über den Vollkalender und den Jahreskalender bis zum ewigen Kalender, beinhalten selbstverständlich auch das Datum. Gleichwohl, beim Datum scheiden sich auch die Geister. Auf der einen Seite bietet es eine Information, die vielen wichtig ist. Auf der anderen Seite kann ein Datumsfenster die Symmetrie auf dem Zifferblatt und damit die Ästhetik stören. Damit wären wir auch schon bei den Anzeigeformen. Das Fensterdatum ist die bekannteste, aber es gibt viele weitere. Im Folgenden zeigen wir die wichtigsten Beispiele.

Die verschiedenen Formen der Datumsanzeige

Das Fensterdatum

 

Rolex: Land-Dweller

Rolex erfand die sogenannte Zykloplupe zur besseren Ablesbarkeit des Datums. Auch die 2025 eingeführte Land-Dweller kommt mit dieser Datumslupe.

© Rolex

Fun Fact: In den frühen Jahren der Herrenarmbanduhr, die sich während des Ersten Weltkriegs bzw. kurz danach durchzusetzen begann, gab es mehr Modelle mit Chronograph als solche mit Datum. Anfangs maß man dieser Funktion keine große Bedeutung zu. Trotzdem gab es schon um 1915 erste Armbanduhren mit Fenster- und Zeigerdatum. Letzteres war zu Beginn nicht seltener als ersteres. Mit dem Beginn der 1940er-Jahre setzen sich dann Fenster- wie Zeigerdatum auf breiter Front durch. Und 1945 wird die Rolex Datejust als wasserdichte Automatikuhr mit Datumsfenster bei 3 Uhr schnell zum Inbegriff der alltagstauglichen Uhr. Berühmt wurde die von Rolex eingeführte und später oft kopierte Datumslupe: Der Legende nach kam Rolex-Gründer Hans Wilsdorf auf die Idee, als im Badezimmer ein Wassertropfen auf das Glas seiner Uhr fiel und das Datum darunter vergrößerte. 1954 brachte er die erste Datejust mit Lupe auf den Markt.

Rolex: Goldene Datejust von 1945

Rolex: Goldene Datejust von 1945, noch ohne Namenszusatz "Datejust" auf dem Zifferblatt

© Rolex

Heute hat sich das Fensterdatum längst als Standard durchgesetzt. Und nachdem es jahrzehntelang eine Selbstverständlichkeit war, hat man sich in den letzten zwei Dekaden immer mehr Gedanken um seine ästhetischen Implikationen gemacht. So ergibt sich etwa ein Problem, wenn man Werke mit kleinem Durchmesser für große Uhren verwendet: Dann rutscht die Datumsscheibe zu weit in die Mitte. Ein bei 3 Uhr platziertes Datumsfenster stellt die Designer dann vor die Entscheidung, die Ziffer 3 wegzulassen, anzuschneiden (sehr kritisch) oder den Durchmesser der Uhr so zu vergrößern, dass Datum und 3 nebeneinander Platz finden – alles Kompromisslösungen.

Spätestens seit wir es mit Zifferblättern in den unterschiedlichsten Farben zu tun haben, gilt es als Qualitätsmerkmal, die Datumsscheibe in der Farbe des Zifferblatts zu bedrucken, anstatt das Datum immer schwarz auf weiß anzuzeigen.

TAG Heuer: Carrera Date Twin-Time

Datumsscheibe in Zifferblattfarbe: Die TAG Heuer Carrera Date Twin-Time ist nur eines von vielen Beispielen.

© TAG Heuer

Das Zeigerdatum

Ursprünglich galt das Zeigerdatum als ebenbürtige Alternative zum Fensterdatum. Heute trifft man es nicht mehr so oft an. Gerade in der Version mit zentralem Datumszeiger schafft es einen nostalgischen Effekt. Oris gehört mit seiner Big Crown Pointer Date zu den bekanntesten Vertretern dieser Funktion mit Retro-Appeal.

Oris x Cervo Volante Big Crown Pointer Date

Oris hat seit vielen Jahren ein Zeigerdatum im Programm: Oris x Cervo Volante Big Crown Pointer Date

© Oris

Wird das Datum über ein Hilfszifferblatt als dezentrales Zeigerdatum angezeigt, benötigt der Träger dafür allerdings schärfere Augen. Diese Lösung wird oft dann gewählt, wenn das Zifferblatt Platz für die Anzeige weiterer Zusatzfunktionen benötigt. Bei der 2025 lancierten Pilot Travel Time Ref. 5524G von Patek Philippe ist das Hilfszifferblatt für das Datum bei 6 Uhr trotzdem relativ groß, zudem ist nur jede dritte Zahl ausgeschrieben, was das Ablesen etwas erleichtert.

Patek Philippe: Pilot Travel Time Ref. 5524G-010

Dezentrales Zeigerdatum: Patek Philippe Pilot Travel Time Ref. 5524G-010

© Patek Philippe

Wie funktioniert die Datumsanzeige einer Uhr?

Die technische Umsetzung des Fensterdatums ist schwieriger zu realisieren als die des Zeigerdatums. Beide bauen auf der gleichen Grundlage auf: dem Minutentrieb in der Mitte des Uhrwerks. Das Springen des Datums geht also von einer Komponente mit geringem Durchmesser aus, und deren Bewegung muss auf die Datumsanzeige am Rande des Uhrwerks, also auf einen weitaus größeren Durchmesser, transferiert werden. Hierbei müssen Winkelfehler und Schwierigkeiten beim Datumssprung bewältigt werden. Und schließlich liegt bei der Fensteranzeige im Vergleich zur Zeigervariante durch die höhere Reibung und das zusätzliche Gewicht der Datumsscheibe ein höherer Energieverlust vor. Dementsprechend sind auch bei der Produktion des Fensterdatums wesentlich mehr und anspruchsvollere Arbeitsgänge erforderlich – sei es bei der Herstellung der Teile unter Einhaltung geringer Toleranzen oder bei der Sorgfalt in der Montage.

In unserem Video zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie das Datum Ihrer mechanischen Uhr einstellen:

Das Großdatum

Die beste Lösung in Sachsen Ablesbarkeit ist das Großdatum. Schon in den 1930er- und 1940er-Jahren gab es erste Armbanduhren mit einer getrennten Anzeige von Zehner- und Einerstellen des Datums in getrennten Fenstern, unter anderem von Girard-Perregaux. Doch erst mit der Lange 1 von A. Lange & Söhne schlug die Stunde des Großdatums. Seine ausgewogene Gestaltung mit Mittelsteg und die technische Lösung mit Einerscheibe und Zehnerkreuz sind bis heute State of the Art. Trotzdem haben verschiedene Uhren Hersteller seit den späten 1990er-Jahren eine ganze Reihe unterschiedlicher Lösungen für Technik und Darstellungsart eines Großdatums gefunden. Und während bei Lange Zehner- und Einerscheibe einen kleinen Höhenunterschied aufweisen (verdeckt durch den Mittelsteg), gibt es auch Lösungen, bei denen beide Scheiben plan zueinander stehen. 

A. Lange & Söhne: Lange 1 Ref. 191.063, Limited Edition in Rotgold

A. Lange & Söhne: Lange 1 Ref. 191.063, Limited Edition in Rotgold

© A. Lange & Söhne

Ohne Höhenunterschied oder Überlappung der beiden Zahlenkreise kommt beispielsweise das Panoramadatum von Glashütte Original aus. Es besteht aus zwei ineinander liegenden Ringen. Dieses System findet sich unter anderem bei der neuen Senator Panoramadatum Mondphase mit Zifferblatt in "Frostkupfer". 

Glashütte Original: Senator Excellence Panoramadatum Mondphase Frostkupfer

Glashütte Original: Senator Excellence Panoramadatum Mondphase mit Zifferblatt in Frostkupfer

© Glashütte Original
Das Großdatum ist also eine schöne und funktionale Lösung. Es sorgt nicht nur für eine bessere Ablesbarkeit, sondern ist auch ein eigenständiges Designmerkmal sowie eine bemerkenswerte technische Komplikation.

Das doppelte Datum

Nomos Glashütte: Tangente 2date weiß-rot Detail

Nomos Glashütte: Tangente 2date mit doppelter Datumsanzeige

© Nomos Glashütte

Nomos Glashütte überraschte vor einigen Jahren mit einer neuartigen Datumsanzeige, sozusagen einem Zeigerdatum ohne Zeiger. Wie bei einem zentralen Zeigerdatum befindet sich am Rand des Zifferblatts die Skala mit den 31 Daten. Doch weist darauf kein Zeiger. Stattdessen befinden sich zwischen den Zahlen Aussparungen, von denen immer zwei farbig belegt sind und das betreffende Datum einrahmen – dank einer dahinterliegenden Scheibe. Diese Innovation hat Nomos 2024 mit einem klassischen Fensterdatum bei 6 Uhr kombiniert. Die Uhr mit diesem Feature heißt Tangente 2date und ist mit weißem und blauem Zifferblatt erhältlich. Eine überflüssige Doublette? Mag sein. Aber eine ästhetisch sehr gelungene. Ermöglicht wird die Darstellung durch das Manufakturkaliber DUW 4601.

Vacheron Constantin: Overseas Mondphase Retrograde Datumsanzeige

Vacheron Constantin: Overseas Mondphase Retrograde Datumsanzeige

© Vacheron Constantin

Das retrograde Datum

Beim retrograden Datum läuft der Zeiger von der 1 bis zur 31 und springt dann um 24 Uhr am letzten Tag des Monats wieder zur 1 zurück. Diese Art der Anzeige gehört seit vielen Jahren zum festen Repertoire von Vacheron Constantin, aktuell zu sehen bei der Overseas Mondphase Retrograde Datumsanzeige mit strahlend blauem Zifferblatt. Doch auch bei anderen Marken sieht man diese Art der Darstellung. Roger Dubuis etwa setzt bei der 2025 gelaunchten Excalibur Biretrograde Calendar der retrograden Datumsanzeige bei 3 Uhr eine ebensolche Wochentagsanzeige bei 9 Uhr gegenüber.

 

Roger Dubuis Excalibur Biretrograde Calendar

Roger Dubuis: Excalibur Biretrograde Calendar

© Roger Dubuis 

Datum mit Doppelskala von Jean Marcel

Jean Marcel stattet sein Modell Optimum Automatik mit einer besonderen Datumsanzeige aus. Zum Einsatz kommt ein großes Fenster mit Doppelskala. Wie diese Anzeige funktioniert, erfahren Sie im Video:

Datum im vergrößerten Fenster

Eine Sonderform des oben beschriebenen Fensterdatums ist das Datum im vergrößerten Fenster. Es findet sich oft bei Fliegeruhren, zum Beispiel von IWC, und zeichnet sich dadurch aus, dass neben dem aktuellen Datum auch das vorherige und das nächste sichtbar sind. Zumindest theoretisch. Denn an einem Tag wie beispielsweise dem 30. April wird ein nicht vorhandener 31. als Folgetag angezeigt. Um Missverständnisse auszuschließen, weist in der Regel ein Pfeil auf das richtige Datum. Mitunter hat das so verlängerte Datumsfenster auch eine spezifische Funktion im Gesamtdesign. So steht es bei der Bell & Ross BR-X3 der Gangreserve mit ihren drei Positionen 3 (full), 2 und 1 (empty) gegenüber und füllt den dazugehörigen Rahmen besser aus, als es ein normales Datumsfenster könnte. 

Bell & Ross BR-X3 Black Titanium

Langes Datumsfenster als Designelement: Bell & Ross BR-X3 Black Titanium

© Bell & Ross
Rolex A. Lange & Söhne A. Lange & Söhne Lange 1 Retrograde Anzeige Nomos Glashütte Großdatum-Anzeige TAG Heuer Oris Patek Philippe Glashütte Original Vacheron Constantin Roger Dubuis Bell & Ross

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