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Parmigiani Fleurier: CEO Guido Terreni über die Tonda PF GMT Rattrapante

Parmigiani Fleurier: Tonda PF GMT Rattrapante
© Parmigiani Fleurier
Nach über 20 Jahren als Uhrenchef von Bulgari führt Guido Terreni Parmigiani Fleurier als CEO. Unter seiner Leitung entstand das Design der neuen Linie Tonda PF mit dem Ziel, sie zum Inbegriff des neuen, verjüngten Markenauftritts zu machen.
© Parmigiani Fleurier

Markenwerte

Als ich zu Parmigiani kam, begann ich als Erstes damit, einige grundlegende Fragen zu klären wie: Wofür steht die Marke? Warum existiert sie? Woran erkennt man sie? Es gibt zwei grundlegende Werte von Parmigiani Fleurier: Der erste betrifft das tiefgehende Uhrenwissen unseres Gründers Michel Parmigiani. Als Restaurator – und Michel ist einer der besten der Welt – muss man die Uhrmacherkunst auf höchstem Niveau beherrschen. Das umfasst sowohl das technische Können als auch die Kenntnis der gesamten Historie. Der zweite Wert basiert auf Understatement. Ein guter Restaurator muss ein Stückweit unsichtbar werden, denn es soll ja gerade das Werk des ursprünglichen Kreateurs zum Vorschein kommen. Diese Verbindung aus Meisterschaft und Zurückhaltung verkörpert Michel Parmigiani zu 100 Prozent, und sie macht auch unsere Marke aus.

Designcodes

Wir kreierten die Linie Tonda PF, um ein jüngeres Publikum zwischen 30 und 50 Jahren anzusprechen. In ihren ersten 25 Jahren seit der Gründung 1996 war die Marke zusammen mit ihren Kunden gealtert. Sie hatte nicht wirklich eine Antwort darauf, dass unsere Art zu leben, sich zu geben und zu kleiden deutlich informeller geworden ist. Wir haben mehrere Designcodes herausgearbeitet: Erstens das ellipsenförmige Logo mit den Buchstaben PF. Es fand sich zuvor etwas versteckt im Werk und auf der Krone. Wir haben es aufs Zifferblatt gebracht. Zweitens die Verzierung der Zifferblätter. Deren Guillochierung war handwerklich erstklassig, aber ein wenig altmodisch. Wie konnten wir diese Guillochierung moderner machen? Die Lösung war, sie zu miniaturisieren. Damit wird aus dem Muster eine Art Textur. So wie bei einem feinen Anzug: Man spürt sie mehr, als dass man sie sieht. Der dritte Code war schon da und wir behielten ihn bei: die skelettierten Delta-Zeiger. Den vierten gab es bereits bei einigen Tonda-Modellen: die Verwendung besonders kleiner Indexe.
Parmigiani Fleurier: Tonda PF GMT Rattrapante © Parmigiani Fleurier

Arbeit am Detail

Was den fünften Designcode angeht, hatte ich etwas Glück: Ich sah eines Tages eine Makroaufnahme unseres Hijrialenders, die eine optische Täuschung auslöste: Es sah für mich so aus, als ob die umlaufende Minuterie tiefer liegen würde als das Zifferblatt. In Wirklichkeit war das nur ein Schatten, aber so kam mir die Idee, bei der Tonda PF die Minuterie abzusenken. Dadurch und durch die Verwendung der kleinen Indexe – zusammen mit dem kleineren Logo und den skelettierten Zeigern – geben wir dem Zifferblatt und seiner Mikroguillochierung besonders viel Raum und heben es optisch hervor. Sie sehen: Alle diese Codes haben viel mit Könnerschaft und Understatement zu tun und passen daher sehr gut zu Parmigiani. Und gleichzeitig entstand so ein Design, das ein jüngeres Publikum stärker anspricht.

Entstaubte Guillochierung

Ich wollte eine Guillochierung, die ein sehr kleinteiliges Muster ergibt. Das war meine Aufgabenstellung ans Team. Eines Tages kam der Entwicklungsleiter zu mir und sagte: „Sie wollten die Guillochierung winzig, wir haben sie winzig gemacht!“ Und sie war so klein, dass man sie fast nicht mehr sehen konnte! Ich schlug vor, verschiedene Varianten zu erstellen: 10 Prozent, 20 Prozent und 30 Prozent größer. Schließlich entschieden wir uns für die, die um 10 Prozent größer war als beim Prototypen. Das ist das Besondere an der Guillochierung der Tonda PF: Sie ist gleichzeitig unsichtbar und sichtbar. Je nachdem, wie das Licht einfällt, hat man das Gefühl, ein glattes Zifferblatt vor sich zu haben, oder eines mit Struktur. Mit der Miniaturisierung haben wir das Thema Guillochierung entstaubt und für ein junges Publikum attraktiv gemacht.
Die miniaturisierte Guillochierung des Zifferblatts gehört zu den Designcodes der Marke © Parmigiani Fleurier

Das Muster

Das Muster der Guillochierung auf dem Zifferblatt der Tonda PF ist ein vertikal ausgerichtetes Gerstenkornmuster, auf Französisch Grain d’orge. Das finden Sie in vielen Parmigiani-Kollektionen, zum Beispiel bei der Kalpa oder bei der Toric – dort war es kreisförmig. Bei der Tonda GT sind die einzelnen Elemente der Guillochierung dreieckig, wodurch das Muster geometrischer und sportlicher wird. Bei der Tonda PF machen wir es vertikal und klein.

Informalität und Stil

Unsere Großväter trugen einen Smoking, wenn sie essen gingen. Früher war alles viel formeller, aber das gab einem gleichzeitig auch eine gewisse Sicherheit. Man folgte den Regeln und konnte dabei nicht viel falsch machen. Heute, wo alles viel informeller ist, gerät man viel schneller aufs Glatteis. Daher ist es heute umso wichtiger, dass man selbst Stil hat. Man braucht ein geschultes Auge, um zu erkennen, was geschmackvoll ist. Was nicht diskret und subtil ist, ist für die Tonda PF nicht geeignet. Wenn wir heute darüber nachdenken, wie wir diese Linie erweitern können, müssen wir das berücksichtigen. Denn auch dann, wenn man etwas Technisches macht, designt man. Umgekehrt stecken auch im Technischen Design und Schönheit. Es ist nicht interessant, die Vergangenheit zu imitieren. Stattdessen muss man die uhrmacherische Tradition reinterpretieren im Hinblick auf ein zeitgemäßeres Design. Der Preis der Tonda PF GMT Rattrapante liegt bei 27.000 Euro. buc

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