Borgward: Der Auto-Mythos kehrt wieder

Jürgen Betz ist Inhaber der Borgward Zeitmanufaktur.
Jürgen Betz ist Inhaber der Borgward Zeitmanufaktur. (Bild: christoph goeckel)

Borgward ist eine Legende unter den deutschen Automarken. Unter diesem Namen wurden in den Nachkriegsjahren in Bremen Autos und Lastkraftwagen hergestellt. Der spektakuläre Konkurs im Jahr 1960 gilt heute unter Zeitgeschichtlern als das Ende der Wirtscthaftswunderjahre. Um so überraschender ist die Wiederkehr auf dem gerade stattfindenden Genfer Autosalon. Christian Borgward, der Enkel von Carl F.W. Borgward, ist der Initiator, einer der bekannten Partner ist der chinesische Nutzfahrzeughersteller Foton. Der Stand in Genf zeigte noch kein Fahrzeug, auf der IAA in Frankfurt soll jedoch ein SUV zu sehen sein. Bis dahin möchte man in Stuttgart eine Europazentrale eröffnet haben. Das UHREN-MAGAZIN nimmt diese Neuheit zum Anlass, um mit Jürgen Betz, dem Inhaber der Borgward Zeitmanufaktur (Uhren), über die Auswirkungen dieser Nachricht zu sprechen.

UHREN-MAGAZIN: Wussten Sie von den Plänen, die Automarke Borgward wieder zu beleben?

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Die P100 von Borgward auf Basis eines ETA/Valjoux 7750 ist auf 1.890 Exemplare limitiert und kostet 2.360 Euro.
Die P100 von Borgward auf Basis eines ETA/Valjoux 7750 ist auf 1.890 Exemplare limitiert und kostet 2.360 Euro.

Jürgen Betz: Vor Jahren schon war man an uns herangetreten, ob man unsere Markenrechte, die wir europaweit für den Bereich Uhren und Schmuck besitzen, nicht von uns erwerben könnte. Wir standen damals ganz am Anfang mit unserer Uhrenmarke. Aber meine Frau und ich hatten schon so viel Herzblut in den Aufbau gesteckt, dass wir uns nicht dazu durchringen konnten, die Rechte abzugeben. Danach war es still geworden um das Thema. Ich war ja bei meinem früheren Job als Produktionsleiter in der Zifferblattfabrik Schätzle noch auf Werkzeuge für Borgward-Uhren gestoßen. So war ich überhaupt auf die Idee gekommen. Ich wollte mit der Uhrenmarke die Erinnerung an den Mythos bewahren. An ein Wiedererstehen der Automarke habe ich dabei nicht gedacht.

UHREN-MAGAZIN: Um so mehr dürften Sie sich über die neue Medienaufmerksamkeit freuen?

MIt der legendären Isabella zielte Borgward auf die Käuferschaft von Mercedes-Benz.
MIt der legendären Isabella zielte Borgward einst auf die Käuferschaft von Mercedes-Benz.

Jürgen Betz: Das erinnert mich schon stark an unsere eigene Geschichte. Am Anfang hat uns wirklich jeder abgeraten. Im Uhrenmarkt sind starke Konzerne unterwegs, da habe man als kleiner Nischenanbieter doch keine Chance. Aber wir haben uns mit unglaublich viel Fleiß und Engagement durchgesetzt. Der Markt bei Autos ist in dieser Hinsicht sehr ähnlich. Aber vor ein paar Jahren kannte auch noch keiner Dacia. Mit dem richtigen Konzept sollte es der Borgward AG auch gelingen, wieder am Markt Fuß zu fassen, davon bin ich überzeugt.

Auch im Rennsport hat Borgward Tradition. Die Uhrenmarke Borgward will demnächst daran anknüpfen.
Auch im Rennsport hat Borgward Tradition. Die Uhrenmarke Borgward will demnächst daran anknüpfen.

UHREN-MAGAZIN: Welche Pläne gibt es bei Ihnen, die Marke Borgward weiter zu entwickeln?

Jürgen Betz: Da ist zunächst unsere neue Kollektion, die wir auf der Retro Classics in Stuttgart vorstellen werden. Mit der knüpfen wir an die Rennsporttradition an, die Borgward ebenfalls besitzt. Hier werden viele Chronographen vertreten sein. Zum anderen eröffnen wir in Bremen ein eigenes Atelier und kehren damit an den alten Firmenstandort zurück. Hier entstehen in Handarbeit exklusive Kleinserien. Die Silberbesteck-Manufaktur, mit der wir dabei zusammen arbeiten, hat übrigens in ihren Ursprüngen für Borgward die Stoßstangen verchromt. Das ist unser “Back-to-the-Roots”-Projekt.

UHREN-MAGAZIN: Herr Betz, herzlichen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte UHREN-MAGAZIN:-Chefredakteur Thomas Wanka

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