Chronoswiss verlässt Deutschland

Soll verkauft werden: die 2007 eröffnete Chronoswiss-Fabrik in Karlsfeld bei München

Chronoswiss hat bekanntgegeben, den Standort Karlsfeld bei München aufzugeben. Erst 2007 hatte die Marke dort eine große Fabrik eröffnet.

Trotz des Namens, der auf die Schweiz als Heimat der mechanischen Uhr anspielt, ist das Anfang der 1980er Jahre vom gebürtigen Braunschweiger Gerd-Rüdiger Lang in München gegründete Unternehmen immer als deutsche Marke angesehen worden. Lang, der in den 1960er und 1970er Jahren als Uhrmacher und Werkstattleiter für Heuer (heute TAG Heuer) in Biel, Frankfurt und München arbeitete, machte sich in München selbstständig, nachdem Heuer 1979 seine dortige Niederlassung infolge der Quarzkrise schließen musste. Mit der Gründung von Chronoswiss gehörte Lang in den Achtzigern zu den frühen Visionären der mechanischen Uhr – zu einer Zeit, als die massenhaft produzierte und viel präzisere Quarzuhr alles zu beherrschen schien. Die Chronoswiss-Uhren setzten nicht nur dezidiert auf mechanische Werke, sie hatten auch ein eigenes Gesicht. Typische Elemente waren die gerändelte Lünette, die Zwiebelkrone und die verschraubten Bandanstöße. Zu den wichtigsten Modellen zählte der 1987 erstmals vorgestellte Regulateur. Das wichtigste Gesicht aber war Lang selbst, der seine Marke viele Jahre lang auch auf den Anzeigenmotiven repräsentierte. Nach dem Jahrtausendwechsel hatte Chronoswiss ein Generationsproblem: Die Uhren erschienen zu klassisch für ein jüngeres Publikum. Chronoswiss fand keine befriedigende Antwort auf dieses Problem. Es gab zu viele Richtungswechsel. Dazu kam die ungeklärte Nachfolge: Während der 1943 geborene Lang langsam auf das Rentenalter zusteuerte, wurde klar, dass seine Tochter Christina nicht, wie noch Mitte der nuller Jahre von Chronoswiss angekündigt, die Nachfolge antreten wollte. Trotz eher bescheidener Umsätze baute Gerd-Rüdiger Lang in Karlsfeld bei München ein großes Fabrikgebäude, das 2007 feierlich eröffnet wurde.

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Chronoswiss-Gründer Gerd-Rüdiger Lang 2007 im Neubau der Karlsfelder Fabrik

Doch bald schon hörte man gerüchteweise, dass Chronoswiss zum Verkauf stehe. 2012 schließlich verkaufte Gerd-Rüdiger Lang seine Firma an die Schweizer Unternehmerfamilie Ebstein aus Luzern. Als Oliver Ebstein kurz darauf Luzern zum Hauptsitz von Chronoswiss machte und begann, die Marke als eindeutig schweizerisch zu positionieren, konnte man sich denken, dass die Tage der Karlsfelder Fabrik gezählt sein würden. Schon auf der Baselworld 2013 mochte Ebstein kein deutliches Bekenntnis zur Zukunft Chronoswiss’ im Münchner Vorort mehr abgeben. Nun hat er verlauten lassen, dass Chronoswiss Karlsfeld endgültig verlassen wird.

Oliver und Eva Maria Ebstein

Betroffen sind zunächst rund 20 Mitarbeiter in der Produktion (darunter etwa 15 Uhrmacher). Ihnen bot Ebstein an, weiterhin für Chronoswiss zu arbeiten, aber eben am Hauptsitz in Luzern. Wer weiß, wie ungern Uhrmacher umziehen, kann sich ausmalen, dass nicht viele den Weg in die Schweiz mitgehen werden. Dagegen werden die Mitarbeiter in Marketing, Kommunikation und Vertrieb vorerst von München aus weiterarbeiten. Für die Ernsthaftigkeit, mit der Ebstein Luzern als neuen Chronoswiss-Hauptsitz aufbaut, spricht auch, dass dort ebenfalls ein Umzug ansteht: Im Oktober will das Unternehmen ausgewählten Pressevertretern die neuen, größeren Räumlichkeiten vorstellen. Schon jetzt befindet sich in Luzern ein Chronoswiss-Atelier, in dem Zifferblätter guillochiert und emailliert werden (mehr darüber HIER.

buc

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