Uhrenseminar Horaculix: Eine Armbanduhr zum Selberbauen

Unter Anleitung eine eigene Uhr mit Handaufzug bauen

Einmal eine eigene Armbanduhr bauen, das reizt viele Uhrenfans. Uhrenseminare, die unter Anleitung genau dies ermöglichen, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Melissa Gößling, Redakteurin vom UHREN-MAGAZIN, und Nadja Ehrlich, Transaction-Editor-Volontärin von Watchtime.net, haben sich in München angesehen, wie so ein zweitägiger Kurs abläuft.

Uhrmachermeister Burkhard Morgenstern leitet das Uhrenseminar.
Uhrmachermeister Burkhard Morgenstern leitet das Uhrenseminar.

Das Uhrenseminar Horaculix wird von Uhrmachermeister Burkhard Morgenstern geleitet. Morgenstern machte seinen Meister 1976 in Weimar und zog kurz vor der Wende nach München, wo er bei Juwelier Andreas Huber eine Anstellung fand. „Ich hatte ein Buch von Huber und so ging ich da einfach hin und fragte, ob sie noch einen Uhrmacher brauchten”, erzählt Morgenstern den Teilnehmern. Huber, 2002 vom Schweizer Uhrenhaus Bucherer aufgekauft, brauchte noch einen Uhrmacher und so arbeitete Morgenstern dort bis 2005. Die letzten zehn Jahre leitete Burkhard Morgenstern die Huber-Filiale in der Kaufingerstraße als Geschäftsführer. Danach mietete er Räumlichkeiten im ehemaligen Verwaltungsgebäude von Andreas Huber und richtete dort eine Uhrenreparaturwerkstatt ein. Diese führt er seit zehn Jahren mit seinem Sohn Sven Morgenstern, der seit 2014 ebenfalls Uhrmachermeister ist.

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Das Zerlegen des Uhrwerks

Doch bevor wir uns interessante Uhren zeigen lassen, die Morgenstern repariert hat, heißt es erst einmal: Am Uhrmacherwerktisch Platz nehmen. Nach einer anschaulichen Einführung in die Funktionsweise eines mechanischen Werkes dürfen wir dann auch schon selbst Hand anlegen. Vor uns liegt das Seagull Handaufzugskaliber ST3620, das nahezu baugleich ist mit dem bekannten Unitas 6498-2 aus den 1950er-Jahren.

Schritt für Schritt wird das Uhrwerk auseinandergebaut. Hier zu sehen: Das Entfernen der Sperrradschraube.
Das Handaufzugswerk Seagull ST3620 in seinen Einzelteilen.
Sorgfältig in die kleinen Fächer einsortiert, findet man die Einzelteile später schneller wieder.

Schritt für Schritt erklärt uns Burkhard Morgenstern, wie wir das Werk auseinanderbauen. „Ich war ein wenig skeptisch, ob ich das hinbekomme, weil ich so feinmotorische Dinge schon lange nicht mehr gemacht habe”, erzählt ein Teilnehmer beim anschließenden Mittagessen, „aber mit der Hilfe von Herrn Morgenstern und Herrn Neuwirth hat es erstaunlich gut geklappt.” Harald Neuwirth organisiert zusammen mit Claudia Pichlmeier die Uhrenseminare Horaculix, die in München und Dresden stattfinden. Harald Neuwirth unterstützt Herrn Morgenstern während des Seminars und steht den Teilnehmern bei Fragen und Problemen helfend zur Seite.

Die Veredelung des Handaufzugswerks

Nach dem Mittagessen widmen wir uns der Veredelung des Werkes. Herr Morgenstern leitet die eine Hälfte der Teilnehmer an, wie man mit einer feinen Polierpaste und einer Glasplatte Sperrkegel, Kron- und Sperrrad mattiert. „Bitte verliert nicht die Geduld!”, mahnt Morgenstern uns an. „Pro Werkteil braucht ihr ungefähr 15 Minuten.” An einer alten Drehbank setzen wir schließlich noch einen feine Rille auf die Räder.

Uhrmachermeister Burkhard Morgenstern zeigt, wie man mit feiner Polierpaste Werkteile mattiert.
Das fertig mattierte Sperrrad.
Bei der Perlage braucht es ein gutes Auge und eine ruhige Hand.
Die Ankerbrücke erhält einen feinen Wölkchenschliff.
Das Bläuen der Schrauben braucht ein wenig Geduld.
Die Schraube erstrahlt im tiefen Blau.
An der Drehbank erhält das Kronrad einen Schliff.

Die Mühe lohnt sich, denn die fein mattierten Teile werden sich später deutlich von der Brücke mit Streifenschliff abheben – ein schöner Kontrast. Harald Neuwirth zeigt uns, wie wir Ankerbrücke und Platine perlieren und die Schrauben bläuen können. Die Veredelung des Werkes nimmt die restliche Zeit des ersten Seminartages in Anspruch. Wir arbeiten sehr sorgfältig, schließlich werden die bearbeiteten Teile später durch den Glasboden zu sehen sein.

Der Zusammenbau der Uhr

Am Morgen des zweiten Tages – die Uhrwerkteile wurden zuvor gereinigt – setzen wir das Handaufzugskaliber wieder zusammen. Konzentrierte Stille legt sich über den Raum, als wir die Unruhen einsetzen müssen. Fängt das Werk an zu ticken? Nicht bei allen klappt es auf Anhieb, aber mit ein wenig Unterstützung von Herrn Morgenstern schlagen am Ende alle mechanischen Herzen.

Keine alltägliche Arbeit für einen Uhrmacher: Das Zeigersetzen.
Keine alltägliche Arbeit für einen Uhrmacher: das Zeigersetzen.

Es wird noch einmal knifflig, als wir die Zeiger auf die Zifferblätter setzen sollen. „Es ist wichtig, auf den richtigen Abstand zwischen den Zeigern zu achten”, merkt Morgenstern an. Aber auch das gelingt am Ende allen. Erleichtert lachen wir auf, denn nun wird das Werk nur noch eingeschalt und einreguliert. Das geht recht schnell, sodass wir am Schluss stolz die eigenen Uhren ans Handgelenk legen können. „Das hat Spaß gemacht!” bringt ein Teilnehmer unser aller Meinung auf den Punkt.

Das fertig dekorierte und wieder zusammengesetzte Handaufzugswerk.
Das fertig dekorierte und wieder zusammengesetzte Handaufzugswerk.

Ein Wiedersehen ist nicht ausgeschlossen, denn neben dem Seminar mit einem Handaufzugswerk – zur Wahl stehen eine Marine- und eine Fliegeruhr – bietet Horaculix ab 2018 auch ein Seminar mit dem Automatikkaliber Eta 2824 an, woraus am Ende eine Taucheruhr entsteht. Auch hier sind keine Vorkenntnisse nötig, da die Uhrmachermeister die Teilnehmer Schritt für Schritt zur fertigen Uhr anleiten. Nur etwas Geduld und Freude am filigranen Tüfteln sollte man mitbringen. Die Teilnahme am Uhrenseminar Handaufzug in München kostet 1.050 Euro, das Seminar in Dresden 980 Euro. Wer lieber eine Automatikuhr bauen will, kann dies für 980 Euro in München tun. Bei jedem Seminar ist die Uhr im Preis inbegriffen. mg

Am Ende erhalten wir eine schöne Uhr mit Marine-Zifferblatt.
Am Ende erhalten wir eine schöne Uhr mit Marine-Zifferblatt.

Sie wollen sich selbst beim Zusammenbau einer Uhr versuchen? Dann ist der Uhrenbausatz Horaculix HC1 genau das Richtige für Sie. Das Werk der Tischuhr ist viermal größer als das einer Armbanduhr und lässt sich somit leichter zusammensetzen. Die inbegriffene Anleitung bringt die Mechanik des Uhrwerks verständlich auf den Punkt und ist speziell für Interessierte ohne Fachwissen oder Vorkenntnisse verfasst. [1287]

Produkt: Download: Die Rolex Daytona im Test
Download: Die Rolex Daytona im Test
Chronos testete eine der ersten neuen Stahl-Daytonas mit Keramiklünette von Rolex.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Was kostet so ein Seminar und wo kann ich mich anmelden?

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  2. Sehr interessant, möchte man direkt auch machen. Wie teuer ist sowas?

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  3. Lieber Herr Kramer,
    wir haben die Preise für die Uhrenseminare nun im Artikel ergänzt.

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  4. Für die Seminare können Sie sich unter http://www.uhrenbausatz-horaculix.de/shop anmelden.

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  5. Sehr interessant wurde es einmal machen habe selbst schon Armbanduhren zerlegt gereinigt und zusammengebaut mein uhrmacherwissen habe ich als Autodidakt erworben

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