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Jagd nach Perfektion: Die Gemeinsamkeiten von Rolls-Royce und Uhrenmarken

Jaeger-LeCoultre: Reverso Classic Duoface Small Seconds
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1904 markierte ein Treffen von The Hon. Charles Stewart Rolls und Henry Royce im Midland Hotel in Manchester, England, die Gründung einer der begehrenswertesten Automarken der Welt. Diese Partnerschaft war gleich in mehrerer Hinsicht einzigartig. Während Charles Rolls ein Mitglied der Aristokratie war, betrieb der Vater von Henry Royce eine Getreidemühle. Es gab zudem einen großen Altersunterschied zwischen den beiden: Rolls wurde 14 Jahre nach Royce geboren.Diese Unterschiede wog aber leicht auf, was die beiden gemeinsam hatten: die Begeisterung für Technik. Sie lebten in einer aufregenden Zeit, in der die Industrialisierung und aufkommende Elektrifizierung die Welt für immer veränderte. Für Royce war es auch eine Möglichkeit, den bescheidenen Verhältnissen, aus denen er stammte, zu entfliehen. Nach seiner abgebrochenen Lehre bei der Eisenbahngesellschaft Great Northern Railway arbeitete er kurz bei einem Werkzeughersteller, bevor er zur Electric Light and Power Company wechselte. Mit 21 Jahren machte er sich mit einem Elektrobetrieb selbstständig und fertigte zuerst Türklingeln und Glühbirnenfassungen. Um die Jahrhundertwende begann er sich mehr und mehr für Autos zu interessieren. Als seine Firma erfolgreich wurde und er sich Autos leisten konnte, war er aber schnell von der Qualität enttäuscht. Er überlegte, wie sich die Fahrzeuge verbessern ließen, und begann, selbst ein Modell zu entwickeln und zu bauen.

Charles Rolls: Aristokrat und Rennfahrer

Charles Rolls war der dritte Sohn von John Rolls, dem 1. Baron Llangattock. Dank des großen Vermögens der Familie war er nicht gezwungen, einen normalen Beruf zu ergreifen. Wie Royce war Rolls technikbegeistert und installierte bereits in der Schulzeit einen großen Generator, um das Landhaus der Familie mit Strom zu versorgen. Im Oktober 1896, als er gerade 19 wurde, kaufte er sein erstes Auto, einen Peugeot Phaeton. Es war der Anfang einer lebenslangen Passion für motorisierte Fortbewegungsmittel, vor allem Autos und Flugzeuge. Schon bald nahm Rolls an verschiedenen Rennen in England und anderen Teilen Europas teil und konnte sogar einige gewinnen. Auch wenn seine gesellschaftliche Stellung eine andere Lebensweise erwarten ließ, liebte er es, Autos zu fahren und an ihnen zu arbeiten. Bald entdeckte er ein weiteres Talent, das seine Verbindung zu Autos noch verstärkte: Er war ein geborener Verkäufer und eröffnete ein Autohaus für Panhard und später für die belgische Marke Minerva. Mit seinem Geschäftssinn war er die perfekte Ergänzung zu den technischen Fähigkeiten von Henry Royce. Noch wichtiger: Beide teilten die Vision, das weltbeste Auto zu bauen.

Der Beste sein

In der Uhrenindustrie gibt es ebenfalls einige Marken mit einem Doppelnahmen. Eine davon ist Jaeger-LeCoultre. Nur ein Jahr, bevor sich Charles Rolls und Henry Royce trafen, gab es eine ähnliche Zusammenkunft von Edmond Jaeger and Jacques-David LeCoultre. Jaeger hatte sich einen Namen als brillanter Uhrmacher und Werkeentwickler gemacht. Er hatte für die französische Marine Schiffschronometer gebaut, bevor er für Louis Cartier einige mechanische Wunderwerke entwickelte. Jacques-David LeCoultre war der Enkel des Firmengründers Antoine LeCoultre. Zwischen den beiden gab es eine ähnliche Verbindung wie zwischen Rolls und Royce, und auch das Ergebnis des Treffens war vergleichbar. Jaeger-LeCoultre sollte nicht nur die erste vertikal integrierte Manufaktur im Vallée de Joux werden, bei der alle Handwerkskünste unter einem Dach vereint waren, sondern auch eine Benchmark für die Branche.
Die Jaeger-LeCoultre Reverso Classic Duoface Small Seconds © www.djaccomo.nl

Über die eigene Marke hinaus

Die Uhrwerke von Jaeger-LeCoultre sind von so hoher Qualität, dass sogar andere Marken der Haute Horlogerie sie in ihren Uhren nutzten. Das beste Beispiel ist das Kaliber 920, ein sehr flaches Automatikwerk, das die wichtigsten Uhren von Audemars Piguet and Patek Philippe antrieb, die Royal Oak Ref. 5402ST von 1972 und die Nautilus Ref. 3700/1A, die 1976 vorgestellt wurde.Rolls-Royce nahm eine ähnliche Stellung als Hersteller von Flugzeugtriebwerken ein. Nachdem Charles Rolls die Brüder Orville und Wilbur Wright traf, war er so begeistert vom Fliegen, dass er sich als erster Engländer privat ein Flugzeug kaufte. Seine Passion nahm ein trauriges Ende, als er am 12. Juli 1910 bei den Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum der Stadt Bournemouth mit seinem Flugzeug tödlich verunglückte. Henry Royce war nicht so begeistert vom Fliegen, aber als die britische Regierung ihn am Anfang des Ersten Weltkriegs bat, Flugzeugtriebwerke zu entwickeln, konnte er nicht nein sagen. In diesem Bereich erwarb das Unternehmen ebenfalls unvergänglichen Ruhm, denn der Rolls-Royce Merlin-Motor sorgte für die Überlegenheit der Spitfire- und Hurricane-Jagdflugzeuge im Zweiten Weltkrieg. Und heute sind Rolls-Royce-Triebwerke so verbreitet, dass nahezu jeder schon mit einem damit ausgerüsteten Passagierflugzeug geflogen ist.Oldtimerfans kennen den Namen Jaeger von den Armaturenbrettinstrumenten. Als die Nachfrage nach Uhren zurückging, wagten sich Jaeger und LeCoultre in diesen Bereich und wurden auch hier schnell zu einer Referenz und konnten nahezu alle führenden Autohersteller zu ihren Kunden zählen. Sogar Rolls-Royce nutzte Jaeger-Instrumente.
Die Rückseite der Jaeger-LeCoultre Reverso Classic Duoface Small Seconds zeigt eine 24-Stunden-Anzeige © www.djaccomo.nl
Rolls-Royce und Jaeger-LeCoultre bauten beide viele Produkte, die historisch relevant waren. Bei Rolls-Royce ist der Phantom das wichtigste Fahrzeug. Er folgte dem Silver Ghost, der die Marke zum führenden Hersteller seiner Klasse machte. Der Phantom führt diese Tradition bis heute fort und war immer eines der komfortabelsten und luxuriösesten Autos. Bei Jaeger-LeCoultre übernimmt diese Rolle die Reverso. Ursprünglich für Polospieler entwickelt, erkennt man dieses Modell ebenso leicht wie den Phantom. Einzigartig ist die Art, wie die beiden Hersteller diese Modelle weiterentwickelten. Ohne das Original aus dem Blick zu verlieren, haben es beide Marken geschickt verstanden, die Anforderungen der Kunden in der jeweiligen Zeit zu erfüllen. Nur so kann man eine Ikone schaffen, die wie der Phantom und die Reverso schon fast hundert Jahre alt sind.

Kleinigkeiten machen die Perfektion aus

Kann etwas Perfektes noch perfekter gemacht werden? Eigentlich gibt es keine Steigerungsform des Adjektivs perfekt, aber Rolls-Royce denkt da anders. Jeder Bereich des Autos wird nochmals und nochmals durchdacht. Nur so kann der Grad von Perfektion erreicht werden, den Rolls-Royce erwartet. Bei A. Lange & Söhne teilt man diese Auffassung von Perfektion. Das ist auch der Grund, warum jedes Uhrwerk zweimal montiert wird. Das erste Mal, um technische Perfektion und Zuverlässigkeit zu erreichen. Das zweite Mal, um optische Perfektion zu erlangen. Dafür wird das Werk wieder auseinandergenommen und jedes Teil gesäubert und aufwendig verziert. Technische Perfektion geht Hand in Hand mit der ästhetischen Erscheinung. Auf ein nochmals höheres Level hat A. Lange & Söhne den optischen Genuss mit seinen Handwerkskunst-Editionen gehoben.
A. Lange & Söhne Lange 1 Tourbillon Ewiger Kalender Handwerkskunst © www.djaccomo.nl
Das Richard Lange Tourbillon Pour le Mérite war 2011 das erste Modell, das diesen hohen Standard etablierte. Die normale Version dieser Uhr ist schon beeindruckend mit ihrem Antrieb über Kette und Schnecke und dem Minutentourbillon. Die Inspiration für das Design stammt von einer Chronometer-Taschenuhr, die 1807 von Johann Heinrich Seyffert, dem königlich-sächsischen Hofuhrmacher und Mentor Ferdinand-Adolph Langes, gebaut wurde.
A. Lange & Söhne Richard Lange Tourbillon Pour le Mérite Handwerkskunst mit Tremblage-Blatt © PR
Wie ein Rolls-Royce ist diese Uhr die beste Mischung aus Tradition und unverbrüchlichem Bekenntnis zur Handwerkskunst. Gehäuse, Zeiger und Zifferblatt sind aus Honiggold gefertigt, einer Lange-eigenen Legierung, die härter als normales Gold ist und einen sehr schönen Farbton aufweist. Das Blatt ist zudem mit einer Tremblage-Verzierung versehen. Dabei entfernt ein Kunsthandwerker kleine Teile des Materials mit einem Stichel. Die Richtung muss immer wieder geändert werden, was ein hohes Maß an Können und Erfahrung erfordert. Das Gleiche gilt für die Gravuren der Lange 1 Torbillon Ewiger Kalender Handwerkskunst. Die Tremblage dient hier als Hintergrund und hebt die Gravuren noch stärker hervor. Lange gelang es auch, den Ewigen Kalender sehr harmonisch in das ikonische Design der Lange 1 zu integrieren.
Neues Level von Verzierungen: A. Lange & Söhne Richard Lange Tourbillon Pour le Mérite Handwerkskunst © PR
Ein Detail, das man nicht auf den ersten Blick sieht: Die Zahlen auf dem Großdatum sind von Hand aufgemalt. Das erfordert eine sehr ruhige Hand, genau wie bei Rolls-Royce die von Hand gezogene Seitenlinie. Der kleinste Fehler würde hier dafür sorgen, dass das ganze Fahrzeug neu lackiert werden muss. Aber als Verneigung vor der Handwerkskunst würde Rolls-Royce nie über einen anderen Weg nachdenken. Das Gleiche gilt für A. Lange & Söhne.

Alt ist wieder neu

Bevor Michel Parmigiani seine eigene Marke gründete, machte er sich einen Namen als Restaurateur einiger der kompliziertesten historischen (Taschen-)Uhren. Als jemand, der die Uhrenhistorie studiert hat, sollte man annehmen, dass seine eigenen Uhren traditionell ausfallen. Aber anstatt die Geschichte wieder aufleben zu lassen, war Parmigiani eher daran interessiert, die Zukunft zu gestalten. Kunsthandwerk wird geschätzt bei Parmigiani, aber so ausgeführt, dass die Uhren einen zeitgemäßen Stil ausstrahlen. Ein gutes Beispiel ist die Tonda PF Micro-Rotor mit ihrem „Weniger ist mehr“-Ansatz. Nichts im Design ist überflüssig, es fehlt aber auch nichts, denn die Uhr ist harmonisch gestaltet. Gleichzeitig ist sie leistungsstark, denn das Kaliber PF703 liefert eine Gangreserve von 48 Stunden – bei einer Höhe von nur 3,07 Millimetern. Das erlaubt Parmigiani eine Gesamthöhe der Uhr von lediglich 7,8 Millimetern, was den Tragekomfort und den Look verbessert.
Weniger ist mehr: Reduziertes Design bei der Parmigiani Tonda PF Micro-Rotor in Edelstahl mit Platinlünette © www.djaccomo.nl
Es gab eine Zeit, in der Rolls-Royce die Leistung seiner Fahrzeuge nicht genau angab, sondern lediglich mit „genug“. Auch wenn einige die genaue PS-Zahl wissen wollten – Rolls-Royce hatte Recht damit, dass es an Leistung nicht fehlte. Ich finde, es ist eher angemessen, Erwartungen überzuerfüllen, als die Performance in den Mittelpunkt zu rücken. Beim Tonda PF Micro-Rotor ist die Wasserdichtigkeit von 100 Metern etwas, was Parmigiani nicht bewirbt, sondern nur zusammen mit anderen Fakten im Datenblatt erwähnt. Auch wenn kaum ein Besitzer das Modell in diese Tiefe mitnimmt, die hohe Druckfestigkeit macht es zu einer besseren Uhr.
Die Rückseite der Parmigiani Tonda PF Micro-Rotor zeigt das Manufakturkaliber © www.djaccomo.nl
Bei Rolls-Royce möchte man ebenfalls nicht in der Vergangenheit stehenbleiben. Die Marke glaubt fest daran, dass die Aufgabe, das weltbesten Auto zu bauen, nicht erfüllt ist, wenn man es einmal geschafft hat. Wie Parmigiani arbeitet der Hersteller konsequent an der Verbesserung seines Könnens auf allen Ebenen. Dabei soll bleiben, was großartig ist, und hinzugefügt werden, was es noch besser macht. Das bedeutet auch, dass Handwerk geschätzt und weitergegeben wird. Rolls-Royce betreibt daher ein großangelegtes Ausbildungsprogramm, das junge Menschen fördert, aber gleichzeitig auch eine Rolle spielt im ewigen Streben, das beste Auto zu bauen.

Rückkehr zu den Wurzeln

Mit der Zeit ändert sich unsere Vorstellung von dem, was Luxus bedeutet. Die Ansprüche der Kundschaft ändern sich. In den letzten Jahren hat Rolls-Royce festgestellt, dass immer mehr Käufer selbst hinter dem Steuer sitzen möchten. Das ist für die Marke eine Rückkehr zu ihren Wurzeln, denn am Anfang fuhren die Käufer ebenfalls selbst. Während der imposante Phantom, den es inzwischen in seiner achten Generation gibt, immer noch die Ära der Chauffeurlimousinen repräsentiert, baute Rolls-Royce zusätzlich fahrerorientierte Modelle wie Ghost, Wraith, Dawn und Cullinan. Die Black-Badge-Linie machte diese Modelle sogar noch dynamischer und damit anziehender für die heutige Klientel, die von allem das Beste will.

Uhr mit Differenzial

Und das zu bieten, ist kein leichtes Unterfangen, was Greubel Forsey bestätigen kann. Die 2004 von Robert Greubel und Stephen Forsey gegründete Marke ist einer der wichtigsten Vertreter der modernen Haute Horlogerie. Ihre Kreationen kokettieren mit der Perfektion und schwelgen in ihrer Komplexität, aber wie Rolls-Royce sind sie Hüter von Handwerkskunst, die ohne sie bereits vergessen wäre. Doch in Verbindung mit frischem, modernem Design bleiben diese Fertigkeiten wichtig. Die Double Balancier Convexe ist dafür ein gutes Beispiel. Mit ihren beiden um 30 Grad gekippten und über ein Differenzial verbundenen Unruhn will sie die Ganggenauigkeit verbessern. Damit ähnelt sie dem Rolls-Royce Wraith, der alles bietet, was man erwartet, und dann noch einiges, von dem man erst weiß, dass man es braucht, wenn man es hat.
Die Greubel Forsey Double Balancier Convexe © www.djaccomo.nl
Wie das Coupé Wraith genauso luxuriös wie seine viertürigen Brüder und mit der gleichen Sorgfalt und Hingabe gebaut ist, so bietet die Double Balancier Convexe eine Haute-Horlogerie-Finissage, die man von einer klassischen Dresswatch mit Komplikation und Edelmetallgehäuse erwarten würde. So gibt es beispielsweise Goldchatons und eine Schwarzpolitur der stählernen Differenzialbrücke. Beide verstecken aber nicht ihre dynamische, sportliche Seite. Der Wraith strahlt schon im Stand Kraft aus, beim Fahren zeigt sie sich in geradezu verschwenderischer Weise. Die Double Balancier Convexe ist im Grunde eine Sportuhr. Das Titangehäuse ist konkav geformt, um den Tragekomfort zu erhöhen. Dank der Wasserdichtheit von 100 Metern gibt es wenig, was man mit dieser Uhr nicht machen kann. Das ändert auch die Einstellung, denn nun bekommt man (fast) alles in einer Uhr. Der Wraith schafft etwas Ähnliches: Über genau so ein Auto könnten Rolls und Royce bei ihrem ersten Treffen gesprochen haben. Es macht so vieles so richtig, dass es nicht übertrieben ist, es das beste Auto der Welt zu nennen.
Die Greubel Forsey Double Balancier Convexe verbessert die Ganggenauigkeit mit den zwei gekippten Unruhn © PR

Die Zukunft ist maßgefertigt

Bei Purnell weiß man einiges über Tourbillons, denn man macht hier nichts anderes. Die Marke zielt auf den absoluten Luxusmarkt und sieht sich den gleichen Schwierigkeiten wie Rolls-Royce gegenüber. Das beginnt beim Anspruch, technische Meisterleistungen zu kreieren. Bei Purnell hat man das mit der Escape II erreicht, die zwei Drei-Achsen-Tourbillons besitzt. Ihre Käfige drehen mit hoher Geschwindigkeit. Das gesamte Tourbilon-System wiegt nur 0,79562 Gramm, was die Herstellung zu einer technischen Herausforderung macht. Ebenso wichtig wie die uhrmacherische Qualität ist für Purnell der künstlerische Anspruch. Rolls-Royce hat diesen Bereich mit seinen Individualisierungsoptionen, vor allem aber mit dem Galleriebereich in der Armaturentafel des Phantom auf ein ganz neues Niveau gehoben. Hier können Kunden einmalige Kunstwerke oder Designstücke hinzufügen, was ihr Fahrzeug zu etwas ganz Besonderem macht. Purnell liebt ebenfalls ausgefallene Details und erlaubt Kunden beispielsweise, die Farbe der Tourbillonkäfige zu wählen. Auf Wunsch besetzt Purnell sogar den äußeren Tourbillonkäfig mit Edelsteinen oder schließt ihn ganz, wie sie es für den Ballon d’Or getan haben. Als offizieller Partner des prestigeträchtigen Fußballpreises gestaltete Purnell den Käfig passenderweise im Stil eines goldenen Fußballs, was technisch extrem schwer zu realisieren ist.
Die Purnell Escape II besitzt zwei Mehrachsentourbillos und lässt sich in hohem Maße indvidualisieren © www.djaccomo.nl

An Wünschen wachsen

Träume wahr werden zu lassen, die die Kunden noch nicht einmal hatten, erfordert einen umfassenden Ansatz. Manchmal sind es auch die Käufer, die die Marke mit der Verwirklichung ihrer Wünsche vor Herausforderungen stellen. Marken wie Purnell und Rolls-Royce müssen dann teilweise neue Wege finden, um sie zu meistern. Auch wenn es oft schwierig ist, kann die Suche nach einem neuen Ansatz die Kunstfertigkeit und das Know-how der Marke weiter erhöhen. Manchmal benötigen die Kunden intensivere Beratung. Dann kann Inspiration helfen, etwa in Form von extrem individualisierten Fahrzeugen, wie sie Rolls-Roys vor Kurzem auf dem Festival of Speed im englischen Goodwood vorgestellt hat. Sie können für Kunden eine Basis sein, von der aus sich eigene Träume weiterspinnen lassen. Für Rolls-Royce sind die Kundenwünsche die immerwährende Herausforderung, dem Anspruch der Gründer gerecht zu werden und das beste Auto der Welt zu bauen.

Luxus neu erfinden

Lange Zeit galt das Tourbillon als prestigeträchtigste Komplikation, die man in ein Uhrwerk einbauen kann. Ursprünglich erfunden, um den Einfluss der Schwerkraft auf die Ganggenauigkeit einer Taschenuhr zu minimieren, sind es heute eher die Komplexität und der hypnotisierende Tanz, die die Uhrenliebhaber begeistern. Mit der zunehmenden Zahl an Marken, die diese Komplikation anbieten, sinkt gleichzeitig die Exlusivität etwas. Die Aufmerksamkeit der Kunden zu gewinnen und aus der Masse hervorzustechen, wird immer herausfordernder. H. Moser & Cie. gelang das mit der Pioneer Cylindrical Tourbillon Skeleton. Diese Uhr ähnelt dem, was Rolls-Royce mit der Black Badge Edition anbietet: traditionelle Handwerkskunst in einem zeitgemäßen, sportlichen Rahmen. Man könnte die Moser eine Sportuhr nennen, aber das würde ihren zusätzlichen Qualitäten nicht gerecht werden.
Bei der H. Moser & Cie. Pioneer Cylindrical Tourbillon Skeleton teilen sich Zifferblatt und Tourbillon die Bühne © www.djaccomo.nl
Während das Fumé-Zifferblatt sonst im Mittelpunkt steht, ist es hier verkleinert, gewölbt und und bei 12 Uhr platziert. Es weiß mit seiner Farbe Funky Blue und den kräftigen Globolight-Indexen aus einem Leuchtmasse-Keramik-Verbund, wie man die Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber es muss sich die Bühne mit dem Tourbillon teilen. Moser kombiniert eine zylindrische Spirale mit einem fliegenden Minutentourbillon und erreicht so eine höhere Präzision auf eine ästhetisch unwiderstehliche Art. Die Skelettierung des Werks unterstreicht den zeitgemäßen Charakter und hebt die technische Leistung hervor.Sogar eine Marke mit der Strahlkraft von Rolls-Royce steht vor ähnlichen Herausforderungen. Obwohl Fahrzeuge in diesem Segment immer rar sein werden, gibt es für Kunden auch andere Verlockungen. Neue Marken können mit einem weißen Blatt Papier starten, während Rolls-Royce die Grenzen im Rahmen seiner Geschichte immer weiter ausdehnen muss. Diesen Spagat meistert die Marke erfolgreich. Oft wie H. Moser & Cie. es mit der Pioneer Cylindrical Tourbillon Skeleton tut: die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einer Kreation zusammenbringen.Autor: Martin Green

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