Fortis im Weltall: die Official Cosmonauts Chronographen
Weltraumgeprüfte Uhren
Die Official Cosmonauts Chronographen von Fortis tragen ein Prädikat, mit dem sich nur wenig Zeitmesser schmücken können: »weltraumgeprüft«. Derzeit entwickelt die Schweizer Traditionsmarke ein Modell, das bei der Erforschung des Roten Planeten zum Einsatz kommen soll und Teil der Amadee-20-Mission in der Wüste Negev ist.

»Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200 und dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise«, so lautete der Vorspann der legendärsten aller Science-Fiction-Serien, welche in den 1960er-Jahren über die Bildschirme flimmerten. Sie thematisierte einen der größten Menschheitsträume und gleichzeitig eines der bedeutendsten gesellschaftlichen und politischen Anliegen dieses bewegten Jahrzehnts: Die Eroberung des Weltraums als die neue Zielmarke der Menschheit und ultimativer Beweis für technologischen Fortschritt. Unter der Leitung von Jean-Luc Picard alias Patrick Stewart begab sich die 400 Mann starke Besatzung auf eine fünfjährige Mission durch die Galaxien, um »neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisation«. Doch zurück auf den blauen Planeten, ins Jahr 1955. Mit der Ankündigung von US-Präsident Richard Eisenhower, im Rahmen des »Internationalen geophysikalischen Jahres 1957/1958« die Erde umkreisende künstliche Kleinsatelliten für wissenschaftliche Zwecke ins All zu schicken, wurde der extraterrestrische Wettlauf um die Vorherrschaft im Kosmos eröffnet.
Darauf zog die Sowjetunion nach. Dem östlichen Gegenspieler gelang mit dem Launch der Sputnik 1 in die Erdumlaufbahn zur Hochzeit des Kalten Krieges am 4. Oktober 1957 der erste Coup. Damit erhielt die Erde ihren ersten künstlichen »Weggefährten«, dessen Funksignal auf der ganzen Welt empfangen wurde. Dieses Ereignis markierte den Beginn des Weltraumzeitalters, und der Wettlauf um Innovation und Prestige ging in die nächste Runde. Das ultimative Ziel formulierte US-Präsident John F. Kennedy in einer emotionalen Rede vor dem amerikanischen Kongress am 25. Mai 1961: die bemannte Landung auf dem Mond. Sie sollte acht Jahre später, am 21. Juli 1969 Realität annehmen. Millionen Zuschauer verfolgten »den großen Schritt für die Menschheit« live vor den Fernsehgeräten im heimischen Wohnzimmer. Doch zunächst hatten die russischen Kosmonauten die Nase vorn: Den ersten bemannten Weltraumflug absolvierte Juri Gagarin an Bord des Wostok Raumschiffs am 12. April 1961. Der erste bemannte Orbitalflug der USA, Mercury-Atlas 6, erfolgte erst zehn Monate später, im Februar 1962.
Fortis will hoch hinaus
Auch die Schweizer Marke Fortis, die ebenfalls vom Weltraumfieber gepackt wurde, landete in jenem Jahr mit dem ersten, für den Kosmos konzipierten Modell einen Erfolg: Die Spacematic. Der Zusatz »ar«, »all risks«, stand für ultimative Belastung. Der Gründersohn Rolf Vogt ließ es sich nicht nehmen, bei einer USA Reise einen Satz dieser Spacematic an eine der Gemini-Crews zu übergeben. Jupp Philipp, heutiger Inhaber und Geschäftsführer, erzählt von diesem Meilenstein: »Die haben sich sofort in den zeitlosen Stil und den symbolträchtigen Namen verliebt«.
Auch dank der Anerkennung durch die Weltraumprofis gelang Fortis zu jener Zeit etwas, worum andere Hersteller sich oft vergeblich bemühten: ein Themenfeld zu besetzen, das eine starke Markenidentität bildet. Damals wie heute gilt die Konzipierung und Produktion einer weltraumtauglichen Uhr, die abgesehen von ihrer tadellosen Ablesbarkeit unter allen Bedingungen, zum Beispiel hohen Beschleunigungen beim Starten und Landen eines Raumtransporters oder bei extremen Temperaturschwankungen zwischen plus 130 und minus 160 Grad Celsius während eines Aufenthalt im freien Raum standhalten muss, als Königsklasse, die nur wenige beherrschen. Fortis knüpfte damit an einen weiteren Meilenstein des Hauses an, gelang doch auf der Basis von John Harwoods Erfindung in den 1920er-Jahren der automatische Aufzug. Dank der Armbewegung des Trägers und den Gesetzen der Physik folgend, funktioniert dieser auch einwandfrei in der Schwerelosigkeit.

Die kosmische Feuertaufe bestand Fortis 1994 an Bord der MIR. Vorangegangen war ihr ein aufwändiges Prozedere im Kosmonauten Ausbildungszentrum Juri A. Gagarin in Moskau. Während einer Prüfzeit von sechs Monaten wurden 60 Zeitmesser mit den Chronographen-Kalibern Lemania 5100 und 1873 sowie dem Eta-Valjoux 7750 unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt. Die strikten Tests erfolgten zum Teil unter simulierten Weltraumbedingungen, während des Trainings der Kosmonauten und später auch im freien Raum in der Erdumlaufbahn.

Zur Simulation von Druckbedingungen, wie sie auf der elliptischen Flugbahn um unseren Planeten in einer Höhe von 350 bis 400 Kilometern herrschen, wurden die Chronographen zum Beispiel in einer Testkabine extremem Unterdruck ausgesetzt. Eine weitere Prüfung erfolgte auf Funktions- und Druckfestigkeit der Uhren bei Überbelastungen von sechs- bis zwölffacher Erdbeschleunigung in drei Ausrichtungen. Auch in einer Spezial-Zentrifuge wurden die Uhren getestet.

Das alles konnte den Fortis-Chronographen nichts anhaben. Stolzes Durchatmen: 1994 erhielten die Zeitmesser das russische Diplom zur Bestätigung ihrer Weltraumtauglichkeit. Seitdem ist der Official Cosmonauts Chronograph mit dem automatischen Lemania-Kaliber 5100 Ausrüstungsgegenstand der russischen Weltraumfahrer und später auch aller Besatzungsmitglieder an Bord der ISS.

Sein Nachfolger ist der B-42 Official Cosmonauts Chronograph aus dem Jahr 2003, der bis heute als Standardausrüstung bei Raumfahrttests an Bord der ISS dabei ist. B-42 steht für Beobachtungsuhr mit 42 Millimeter Durchmesser. Das größere Gehäuse, welches das Eta/Valjoux 7750 birgt, erleichtert die Handhabung mit Weltraumhandschuhen und verbessert die Ablesbarkeit des Zifferblatts. Die Tachymeter-Skala des Vorgängermodells wurde durch eine Skala von Null bis Sechzig ersetzt, die es ermöglicht, Count-Ups einzustellen und dabei die bereits verstrichene Zeit leichter zu verfolgen. Die Kosmonauten tragen die Uhr sowohl innerhalb als auch außerhalb der Station, bei Temperaturen zwischen minus 120 Grad Celsius nachts und plus 100 Grad Celsius am Tag.

Countdown zum Roten Planeten
Der Mars ist das nächste Ziel für Fortis. Bereits von 2007 bis 2011 stattete das Unternehmen die Mars-500-Mission aus. Das von der Europäischen Weltraumorganisation, Russland und China durchgeführte psychosoziale Isolationsexperiment hatte die Zielsetzung, einen bemannten Raumflug zum Mars vorzubereiten. Das Experiment fand in einem speziell konstruierten Komplex statt, der ein Shuttle Raumschiff, ein Aufstiegs- und Abstiegsfahrzeug und die Marsoberfläche simulierte. Für diese Mission entwarf Fortis eine Sonderedition des Official Cosmonauts Chronographen B-42 mit dem Zusatz Mars 500.

Seit 2017 kooperiert Fortis mit dem Austrian Space Forum, um weitere Kompetenzen aufzubauen und natürlich, um sich für die ersten realen bemannten Mars-Missionen vorzubereiten. Die erste Analog-Mission fand erfolgreich im Februar 2018 in der Wüste von Dhofar im Oman statt.

Der Official Cosmonauts Amadee-18 Chronograph begleitete die Analog Astronauten bei allen Experimenten. Im Gegensatz zum bekannten Modell in Edelstahl ist dieses schwarz PVD beschichtet und trägt das Logo der Mission im Hilfszifferblatt der Kleinen Sekunde bei neun Uhr. Im Innern des 42 Millimeter großen, bis 20 Bar druckfesten Chronographen arbeitet hinter einem massiven Edelstahlboden, das Eta-Valjoux 7750.

Für Herbst 2020 ist die nächste Amadee-Mission geplant. Sie soll in Partnerschaft mit der Israelischen Weltraumbehörde und dem Forschungsinstitut D-Mars im Ramon Krater in der Wüste Negev stattfinden. Im Fokus steht dabei die verzögerte Kommunikation, die sich aus der Entfernung von bis zu 54,6 Millionen Kilometern ergibt. Um das Funksignal präzise zu timen, hat Fortis eine limitierte Edition mit spezieller Markierung auf der Countdown Lünette entwickelt.

Nach Abschluss der Mission wird diese im November präsentiert. Mehr über Uhren, die schon mal im All waren, erfahren Sie hier.
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Uhren von Fortis in der Datenbank von Watchtime.net