Manufakturmacher: Werkentwicklung bei Armin Strom
Da Greisler auch ein Design für die Uhr entworfen hatte, das überall Anklang fand, erhielt er zusätzlich zu seiner Aufgabe als Entwickler auch die Verantwortung für die Gestaltung. Die einzige Vorgabe lautete, dass das Design zwar eigenständig und zeitgemäß, aber nicht modisch ausfallen sollte.

Die Uhren sollten auch in zehn Jahren noch schön sein. Dass das Design der Uhr und die Konstruktion des Werks aus einer Hand stammen, bietet durchaus Vorteile: Abstimmungsprozesse entfallen, alles geht schneller. „Ich kann am Design arbeiten, und wenn es damit technische Probleme gibt, versuche ich diese über die Konstruktion zu lösen. So entwickelt sich das Ganze in vielen kleinen Schritten“, erklärt Greisler. Das Konzept von Armin Strom mit dem von vorn sichtbaren Werk profitiert von dieser Arbeitsweise besonders und das Design der Uhr muss mit einem fertig konstruierten Werk erfolgen.
Werkkonstruktion bei Armin Strom
Wie läuft so ein Konstruktionsprozess ab? Zuerst müssen Größe und Ort des Federhauses festgelegt werden. Dann folgen die Positionen der Räder und der Hemmungsbaugruppe, danach der Aufzugsmechanismus und eventuelle Zusatzfunktionen wie die Anzeige von Datum oder Gangreserve. Dabei werden viele Skizzen von Hand gezeichnet, damit man beispielsweise sehen kann, wie groß die Bauhöhe der einzelnen Räder ausfallen muss.

Danach wird das Werk vollständig im Computer gezeichnet. Dort kann man auch die Bewegungsabläufe dreidimensional animieren und sehen, ob alles funktioniert. Das Programm kann sogar anhand der Materialstärke und Form einer Feder ihre Kraft und Geschwindigkeit berechnen sowie die Materialermüdung simulieren. Um die Teile für einen Prototypen zu bauen, müssen schließlich noch die Toleranzen festgelegt werden. Der Prototyp wird auf Herz und Nieren getestet und dann entschieden, ob noch konstruktive Änderungen vorgenommen werden müssen, oder ob eine Vorserie gebaut werden kann.
Maschinenpark: Armin Strom plant auch hier genau
Zur gleichen Zeit wie die Konstruktion wurden auch die Maschinen gekauft und entsprechende Mitarbeiter eingestellt. Auch wenn Greisler zugibt: „Während der ersten vier Monate haben wir mit den Maschinen eher Späne als Teile produziert. Aber das hatten wir von Anfang an eingeplant. Es ist einfach wichtig, die Maschinen vor Ort zu testen und einzustellen.“ Dabei diente ein fehlerhaftes Teil sogar als Inspiration für das Design: Um den dreidimensionalen Effekt zu verstärken, konstruierte Greisler das Werk so, dass die Kronräder sich auf der Zifferblattseite drehen.

Allerdings sahen die Zahnräder flach und langweilig aus, also sollten sie skelettiert werden. Zu dieser Zeit produzierte die Drehmaschine fehlerhafte Scheiben, die gewölbt waren. „Das sah aus wie eine Autofelge. Wir haben diesen Effekt dann gewollt herbeigeführt und dazu passend die Schenkel dreidimensional geformt.“
Armin Strom entwickelt sich rasant
Von der im Sommer 2008 getroffenen Entscheidung, Manufaktur zu werden, bis zur Vorstellung der ersten Uhr mit Manufakturwerk im November 2009 verging nur etwas mehr als ein Jahr. Dieses Tempo wäre bei einer größeren Marke wohl unmöglich gewesen. Doch die kurzen Entscheidungswege und die Tatsache, dass Entwicklung, Design und Planung der Produktion aus einer Hand stammen, haben eine solche Geschwindigkeit ermöglicht. Dass Armin Strom überhaupt Manufaktur wurde, verdankt das Unternehmen den vielfältigen Fähigkeiten von Claude Greisler. Und seinem und dem Mut des Investors, diesen Weg zu gehen. jk
Fotos: Stefan Hofmann und Armin Strom
Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im Mai 2015