TAG Heuer Connected: Gleich doppelt verbunden
„Es ist eine Poker-Situation und ich habe mir gesagt, wir sollten zunächst auf niedrigem Niveau mitmachen. Ich mache fünfzehn-, zwanzig- oder dreißigtausend Uhren und gehe dadurch ein überschaubares Risiko ein. Aber auf jeden Fall bin ich in der Pokerrunde.“ So und nicht anders sieht TAG-Heuer-CEO Jean-Claude Biver die Situation rund um die neueste Kreation der Marke, die TAG Heuer Connected, vorgestellt am 9. November 2015 in New York.
Smartwatches sind nicht ganz neu, aber speziell für die Schweizer Uhrenindustrie immer noch echtes Neuland. Dazu nochmals der gleichermaßen agile wie visionäre TAG Heuer-CEO: „Richtig tief war die Schweizer Uhrenindustrie in diese Thematik noch nie involviert. Aber die Apple Watch hat uns aufgeweckt und auch ein wenig aufgeschreckt. Auch für uns bei TAG Heuer war klar, dass wir die Arena mit reichlich Verspätung betreten werden. Aber da wir auf unsere Fahnen Avantgarde geschrieben haben, mussten wir mit unserem Produkt zwangsläufig nach vorne.“ Und genau dieser Maxime sind das Schweizer Traditionsunternehmen sowie seine beiden Partner – Intel, zuständig für die Elektronik, und Android-Wear-Lieferant Google – gefolgt.

Deshalb ist die „Connected“ trotz ihrer natürlich smarten Funktionen auch keine Smartwatch im üblichen Sinn. Genau genommen handelt es sich im einen Mikro-Computer mit beachtlicher Rechenleistung, der nach dem Starten erst einmal hochgefahren werden muss. So lange zeigt sich das Markenlogo auf dem Display. Würde man den Intel „Atom Z34XX“ Prozessor ausbauen und mit den erforderlichen Schnittstellen versehen, könnte man ihn auch mit Tastatur und Bildschirm betreiben. Mit diesem Rechner in der Größe eines 5-Franken-Stücks konnte der Intel-Entwicklungschef den bei der ersten Begegnung ungläubig staunenden Jean-Claude Biver denn auch restlos überzeugen. „Auf den Touchscreen unserer Uhr kann man zwar nicht schreiben, aber sie nimmt Befehle durch Zuruf entgegen.“

Für ein schwarzes Display à la Apple Watch war der einerseits progressive, andererseits aber immer in der Kategorie Uhren denkende TAG Heuer-Chef nicht zu haben. Deshalb präsentiert sich die „Connected“ auch im Sparmodus immer mit einem analogen Zifferblatt. Ansonsten können die Besitzer munter wählen zwischen schwarz, weiß und blau, drei Zeigern samt Datum, einem GMT-Display mit zusätzlichem 24-Stunden-Zeiger oder einem Chronograph im typischen Valjoux-7750-Look. Somit haben sie für jede Stunde des grauen Büro-Alltags eine andere Optik.
Doch damit nicht genug: Per WiFi lassen sich bei TAG Heuer Kreationen beispielsweise von David Guetta, Cara Delevingne oder auch Jean-Claude Biver herunterladen. Vermutlich wird es über kurz oder lang auch möglich sein, eigene Designs zu gestalten. Per Knopfdruck gelangt man in die nächste autonome, also Smartphone-unabhängige Funktionen-Ebene mit Stoppuhr, Timer oder Alarm.
Dann folgen sensorgesteuerte Funktionen unter anderem zur Kontrolle des wie auch immer gearteten Schlafs, der Geschwindigkeitsmessung oder „Google Fit“, einem Activity-Tracker. Auf Sensoren zum Messen der Pulsfrequenz hat das Trio „wegen der noch zu großen Ungenauigkeit“ ganz bewusst verzichtet. Aber natürlich kooperiert die „Connected“ via Bluetooth beispielsweise mit entsprechenden Brustbändern. Ja und dann lässt sich nutzen, was Googles Play Store an Applikationen bereithält. Als Partner von TAG Heuer kann die Deutsche Bundesliga Informationen brandaktuell direkt an die Uhr senden. Fußballfans wären also immer auf dem Laufenden.

Übrigens lassen sich die Apps entweder in sektorale Displays einblenden oder durch Berühren der Miniatur auch bildschirmfüllend darstellen. Das volle Leistungsspektrum bietet in diesem Zusammenhang nur Android Wear. Mit Apples iOS kommuniziert die „Connected“ auch, jedoch mit gewissen Einschränkungen. In jedem Fall aber können beispielsweise die Telefonnummer eines Anrufers, Push-Nachrichten oder Termin-Erinnerungen auf das Uhr-Display beordert werden. Der App-Download und die Verbindung mit einer Cloud gelingen entweder direkt per WiFi oder über Bluetooth via Smartphone. Letzteres macht, sofern mit einer Soundbox verbunden, die 46 Millimeter große, spritzwassergeschützte und trotz Saphirglas-Display sofort als „Carrera“ identifizierbare „Connected“ auch zum Musikspieler. Ihre Batterie muss nach spätestens 30 Stunden an das mitgelieferte Kontakt-Ladegerät. glb