Testreportage: Porsche Design Chronograph 911 GT3 und Porsche 911 GT3

Teamsport

So viel Renntechnik wie der neue 911 GT3 hat noch kein Porsche auf die Straße gebracht. Wir testen ihn zusammen mit dem passend konfigurierten Flyback-Chronographen 911 GT3 von Porsche Design auf der Rennstrecke und im Alltag.

Porsche Design: Chronograph 911 Porsche 911 GT3
Porsche 911 GT3

Die Morgensonne brennt auf den Hockenheimring. Der GT3-Motor brüllt, steigert sich auf den Geraden und schreit die Tribüne zusammen. Ich schwitze im Rennoverall hinterm Steuer. Auf der Rundstrecke des Porsche Experience Center versuche ich, auf der Idealline des Instructors im Wagen vor mir zu bleiben. Die Lenkung folgt auf den Millimeter der gewünschten Spur, nur beim Schalten mit dem knackigen Sechsganggetriebe mit kurzen Wegen und nur einer Hand am ultradirekten Lenkrad muss ich aufpassen, dass ich nicht in die Leitplanken abbiege. Der geniale Saugmotor fordert hohe Drehzahlen, seine maximale Leistung von 510 PS erreicht er erst bei 8.400 Umdrehungen. Gelbe Schaltblitze signalisieren, wann das Limit von 9.000 erreicht ist.

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Porsche 911 GT3 Felge von hinten
Porsche 911 GT3 in Aktion

Am Anfang jeder Runde drücke ich auf den Rückstelldrücker des Porsche Design Flyback-Chronographen und starte eine neue Rundenzeitmessung, ohne vorher stoppen und rückstellen zu müssen. Der gelbe Chronographenzeiger bewegt sich fast so schnell wie die exklusive gelbe Nadel des Drehzahlmessers im GT3, von der er die Farbe übernommen hat. Das Design des Zifferblatts folgt auch sonst dem einzigen analogen Instrument im 911er: Die Kehlung mit den versenkten Leuchtindexen, die bis zum Ende der Schräge reichen, und die feineren gelben Teilstriche dazwischen findet man bei Uhr und Auto. Die mit einem roten Strich gekennzeichnete Drehzahlgrenze wird vom Chronographen durch rote Nullindexe beim Minuten- und Stundentotalisator wiederaufgenommen. Die kleine Sekunde dreht sich als funktionsanzeigende Scheibe mit Zielflagge und GT3-Schriftzug hinter zwei Kreissegmentfenstern. Wie die GT3-Instrumente lässt sich die Porsche Design sehr gut ablesen – die Uhrzeit dank Leuchtmasse auch im Dunkeln.

Porsche 911 GT3 Felge von vorne
Rennwagen auf Abwegen: Die Straße setzt sich als Waldweg fort, der GT3 schafft auch das

10.30 Uhr zeigt sie gerade an, der Wagen darf etwas abkühlen: Zeit für einige Fotos auf und neben der Rennstrecke. Der GT3 ist eine Legende: Handschalter, hochdrehender Saugmotor, Leichtbau und viel Renntechnik aus dem Porsche Motorsport. Noch schneller wäre er mit automatischem Doppelkupplungsgetriebe (das es optional gibt) und turboaufgeladenem Motor (den inzwischen alle anderen 911er haben), aber die Handschaltung ist wie der Handaufzug bei einer Uhr: Es gibt mehr zu tun, aber auch eine innigere Verbindung mit der Technik, und es ist das traditionellere System.

Porsche Design: Chronograph 911
Sharkblue heißt die Farbe des Test-GT3, entsprechendes Blau trägt auch die Uhr als Zifferblattring

Auch den Motor bis 9.000 hochzudrehen unter dem anschwellenden Trompeten der Abgasanlage, das ist wie früher: noch emotionaler als die leiseren Turbomotoren der anderen 911er, die schon ab 2.250 Umdrehungen ihr maximales Drehmoment erreichen. Vielleicht kann man den Saugmotor bei den Uhren mit einer Schraubenunruh vergleichen, die mit ihrem langsamen Schwingen auch schöner aussieht als ein glatter kleiner Unruhreif heutiger Schnellschwinger, die aber natürlich ganggenauer sind. Der Vierliterboxermotor im Heck stammt eins zu eins vom Rennwagen 911 GT3 Cup und leistet 510 PS und 470 Nm.

Leistungsstarker Motor

Der Motor der Testuhr heißt Werk 01.200 und wurde vom Schweizer Spezialisten Concepto Watch Factory nach Vorgaben von Porsche Design entwickelt und gebaut. Das Werk verfügt über Kulissenschaltung, automatischen Aufzug, 48 Stunden Gangreserve und ein Chronometerzertifikat der unabhängigen Prüfstelle COSC, das für Präzision sorgt. Auch optische Besonderheiten finden sich: Viele Räder sind skelettiert, einige Brücken geschwärzt und mit dem “pd”-Logo von Porsche Design verziert. Darüber dreht sich der Rotor in Form der GT3-Zentralverschlussfelge. Das ist perfekte Miniaturkunst: Wie bei unserem Porsche ist der Felgenrotor schwarz und trägt einen Ring in der Farbe Sharkblue. Auch der farbige Zifferblattring zeigt sich bei der Testuhr passend zum Wagen in diesem neuen Blau. Denn die Uhr lässt sich wie das Fahrzeug über einen Online-Konfigurator den eigenen Vorlieben und den Farben des Wagens anpassen.

Porsche Design: Chronograph 911 am Handgelenk
Porsche Design: Chronograph 911 am Handgelenk

Das gilt auch für das Kalbslederarmband aus Porsche-Interieurleder mit GT3-Prägung. Es kommt hier in Schwarz mit einer blauen Kontrastnaht daher. Und dieses Farbschema findet sich auch im Innenraum unseres Testwagens wieder. Die schwarze Doppelfaltschließe mit zwei Öffnungsdrückern und eine Dornschließenverstellung der Länge überzeugen auch funktional. Die Verarbeitung ist bei Fahrzeug und Uhr gleich vorbildlich: penibel gesetzte Nähte, geringe Spaltmaße, saubere Oberflächen und solide Anmutung. Beim GT3 ist das schon deshalb eine Erwähnung wert, weil er auf Leichtbau setzt: So bestehen die Hauben sowie der Heckflügel aus kohlefaserverstärktem Kunststoff, und rundum gibt es Leichtbauscheiben; die hinteren Notsitze flogen ganz raus. Mit 1.418 Kilogramm ist er der leichteste aktuelle 911. Auch der Chronograph setzt mit seinem 42 Millimeter großen Titangehäuse auf Leichtbau. Die schwarze Titankarbidbeschichtung der Uhr passt gut zum Wagen, der statt Chrom alle Zierelemente in sportlichem Schwarz trägt. Und natürlich sind die Farbe Schwarz und das Material Titan für Porsche Design genauso wichtige Themen wie ein Chronograph. Schließlich hat F. A. Porsche, nachdem er den 911 designt und sich mit einem eigenen Studio selbstständig gemacht hatte, als erstes Objekt 1972 einen Chronographen in damals ungewöhnlichem Schwarz entworfen. Und mit dem von IWC gebauten Porsche Design Titanchronograph folgte schon 1980 die erste Armbanduhr aus dem Leichtbaumaterial.

Rennwagen auf Abwegen

Nach einem exzellenten Menü im stylishen Restaurant mit Blick auf das Motodrom erkunden wir die Gegend um Hockenheim mit dem GT3. Schließlich ist er zwar für Trackdays auf der Rennstrecke optimiert, soll aber auch im Alltag funktionieren.

Porsche 911 GT3
Der GT3 liebt die Rennstrecke; Motor, Heckflügel mit Schwanenhals-Aufhängung, Vorderachse und Reifen übernimmt er nahezu unverändert von Porsche-Rennwagen

Beim Rangieren und im Stadtverkehr sorgen das giftig ansprechende Gaspedal und die knackige Kupplung allerdings ohne Eingewöhnungszeit für Schweißperlen auf der Stirn und ruckeliges Anfahren. Als Besitzer beherrscht man das Spiel nach einigen Wochen sicherlich besser. Dafür rastet der mit griffigem Alcantara bezogene Schalthebel auf kurzen Wegen zielgenau und satt ein, dass es eine Freude ist, und die optionalen Keramikbremsen, die schon auf der Rennstrecke überzeugt haben, lassen sich auf der Straße ebenfalls optimal dosieren. Auf der Autobahn machen dem Hai in Sharkblue mit schwarzen Kiemen und gewaltiger Heckfinne die anderen erschreckt Platz, selbst wenn er sich vorsichtig nähert. Aber während ich im Porsche 911 Turbo S selbst bei Tacho 330 noch ein sicheres Gefühl hatte, erfordert der GT3 bei 270 km/h schon eine sehr ruhige Hand und eine glatte Fahrbahn. Für den Top Speed von 320 reichte diesmal beides nicht. Neben der Rennstrecke fühlt sich der GT3 also vor allem auf der Landstraße wohl, was keine wirkliche Überraschung ist.

Porsche 911 GT3 Felge
Vorbild für den Rotor der Uhr: die Felge des Porsche 911 GT3

Für die Uhr benötigt man keine Eingewöhnung: der Startdrücker lässt sich leicht betätigen, der Rückstellbeziehungsweise Flyback-Drücker benötigt nur minimal mehr Kraft. Auch die verschraubte Krone erleichtert mit großer und griffiger Oberfläche das Einstellen. Sekundenstopp und Datumsschnellverstellung sind ebenfalls an Bord.

Porsche Design: Chronograph 911 Gehäuseboden
Der Rotor als perfekte Miniaturkunst: Form, Farben und Zentralverschluss wie bei der GT3-Felge

Bequemlichkeit erwartet man bei einem Rennwagen für die Straße am wenigsten – umso überraschender, dass die Federung des GT3 zwar straff, aber mit erstaunlichem Restkomfort agiert. Sogar als unsere kleine Straße sich als unbefestigter Waldweg mit Wandermarkierungen fortsetzt, hat der Sportwagen keine Probleme. Allerdings überholen uns wegen der vorsichtigen Fahrweise und der Fotostopps schon die Mountainbiker. Die optionalen, besonders leichten Vollschalensitze sind nicht nur enorm haltstark, sondern auch deutlich bequemer, als sie aussehen. Die hohen Sitzwangen erfordern beim Aussteigen allerdings etwas Gelenkigkeit.

Porsche Design: Chronograph 911 liegend
Gelbe Zeiger, blaue Kontrastnähte, schwarze Details statt glänzendem Chrom: alles wie beim Porsche GT3

Die Porsche Design liegt ebenfalls sehr angenehm und fest am Arm; nichts drückt und dank des vorgeformten Bandes aus Porsche-Leder und der festen Bandanstöße umschließt die Uhr das Handgelenk so sicher wie der Schalensatz den Rücken. Porsche Design integriert zudem ein geniales Bandschnellwechselsystem: Mit Drückern an der Innenseite lässt sich das Armband leicht entfernen und durch ein anderes ersetzen. Man kann schon beim Konfigurieren weitere Bänder in anderen Farben und mit anderen Ziernähten bestellen, auch ein schwarzes Titanband ist verfügbar.

Exklusiver Chronograph von Porsche Design

Und wo wir schon beim Bestellen sind, sollten wir über den Preis sprechen. In der getesteten Ausführung kostet der Chronograph 911 GT3 8.600 Euro. Das ist angemessen für das exklusive Flyback-Werk, die gebotene Verarbeitung mit schönen Details wie dem liebevoll gestalteten Felgenrotor und den Individualisierungsmöglichkeiten. Leider gibt es den Flyback-Chrono ausschließlich für Besteller des Porsche 911 GT3. Und für den werden weitere 171000 Euro plus Extras fällig. Das ist gut angelegtes Geld, nicht nur wegen des grenzenlosen Fahrspaßes: Die Nachfrage übersteigt beim GT3 das Angebot, was sich in stabilen Preisen für Gebrauchtwagen ausdrückt. Dem Käufer eines 911 GT3 würde ich in jedem Fall empfehlen, den passenden Chronographen dazuzubestellen: Das sieht nicht nur perfekt aus, sondern erlaubt auch, den Wagen quasi ins Restaurant, an den Strand und in den Flieger mitzunehmen und sich bei jedem Blick auf die Uhr daran erinnern zu lassen, was einen da am Wochenende erwartet.

Porsche Design: Chronograph 911 Interieurleder
Der Chronograph ist bis zum Armband aus Interieurleder auf den Porsche GT3 zugeschnitten

Wer seine Wohnung nicht verkaufen möchte und auf die gelben Chronographenzeiger, den GT3-Rotor und die Flyback-Funktion verzichten kann, hat bei Porsche Design die Möglichkeit, sich auch ohne Kauf eines Porsche einen “Custom-built”-Chronographen nach den eigenen Vorstellungen zu konfigurieren, natürlich im gleichen Titangehäuse, auch mit Drehzahlmesserdesign und Fahrzeuglederband. Los geht es bei 4.950 Euro, und ganz in Schwarz mit Sharkblue-Ring und schwarzem Lederband mit blauer Ziernaht liegt man bei 5.800 Euro. Eine individuelle Textgravur auf dem Boden ist immer dabei. Und wer den GT3 selbst mal brüllen lassen will, kann das in Hockenheim beim Porsche Experience Center buchen.

Jens Koch Chronos-Redakteur
Testet Uhr und Auto: Chronos-Redakteur Jens Koch

Wagen und Uhr sind also ein perfekt aufeinander abgestimmtes Team. Sie machen wegen Renntechnik und Flyback auf Rundtrecke und Landstraße richtig Spaß, eignen sich aber auch für den Alltag, was vor allem für die Uhr uneingeschränkt gilt. Die Möglichkeit, das Design weitreichend dem eigenen Geschmack anzupassen, übernimmt die Uhr vom Auto und bietet damit ein geniales und modernes Luxusfeature. jk

Produkt: Download: Mühle-Glashütte ProMare Chronograph im Test
Download: Mühle-Glashütte ProMare Chronograph im Test
Chronos hat die brandneue Sportuhr von Mühle-Glashütte, den ProMare Chronograph, auf seine sportlichen und Alltagsqualitäten getestet.

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