Ferdinand Adolph Lange (Rufname: Adolph) begründete am 7. Dezember 1845 im abgelegenen Erzgebirgsstädtchen Glashütte eine Uhrenfertigung nach Schweizer Vorbild und gewann die sächsische Regierung für eine entscheidende finanzielle Unterstützung. Bereits im Kaiserreich hatte sie einen erstklassigen Ruf und zählte nicht zuletzt Wilhelm II. zu ihren Kunden.
Feinuhrmacher siedelten sich oft in Tälern an, die in einiger Entfernung zur nächsten Stadt lagen. Das gilt für die Schweiz sowie für den Schwarzwald und auch für Glashütte. Der Ort im Osterzgebirge erhielt 1506 das Stadtrecht und lebte jahrhundertelang vom Erzbergbau, der im 19. Jahrhundert zu Ende ging. Als 1868 die Söhne von Ferdinand Adolph Lange – Richard und Emil – ins Unternehmen eintraten, erhielt die Firma den Namen A. Lange & Söhne. Ende des 19. Jahrhunderts führte A. Lange & Söhne zwei Untermarken namens „Deutsche Uhrenfabrikation” und „OLIW” (Original Lange Internationales Werk). Schubladenpläne aus den frühen 2000er-Jahren, diese wiederzubeleben, existieren heute nicht mehr.
Nach der Enteignung 1948 wurde A. Lange & Söhne ab 1951 dem VEB Glashütter Uhrenbetriebe zugeschlagen. Walter Lange (*29. Juli 1924 in Dresden; † 17. Januar 2017 in Ingolstadt), ein Urenkel des Gründers Ferdinand Adolph Lange und selbst Uhrmachermeister, floh in den Westen Deutschlands. Am 7. Dezember 1990 gründete er A. Lange & Söhne neu, das heißt er erwarb die Markenrechte für „A. lange & Söhne” und das Unternehmen firmiert unter dem Namen Lange Uhren GmbH. Neben Walter Lange ist der Wiederaufstieg der Uhrenmarke insbesondere Günter Blümlein zu verdanken, dem damaligen Präsidenten der IWC. Finanzielle und personelle Unterstützung gabs von der LMH Holding, zu der auch Vacheron Constantin und ein Mehrheitsanteil von Jaeger-LeCoultre gehörte. Bei der Zeichnung der ersten Kollektion von 1994 schuf Reinhard Meis, der damals verantwortliche Produktentwickler, unverkennbare Elemente wie die lanzenförmigen Zeiger oder das Großdatum im Doppelfenster, dessen Seitenlängen nach dem Goldenen Schnitt berechnet wurden. Mit der am 24. Oktober 1994 vorgestellten ersten Armbanduhrenkollektion der „Neuzeit” begann ein rasanter Aufstieg. Die ersten vier Uhrenmodelle waren die Lange 1, das Tourbillon „Pour le Mérite”, die Saxonia und die Arkade. A. Lange & Söhne avancierte schnell zum Synonym für höchste deutsche Uhrmacherkunst. Es gibt kaum einen Uhrenhersteller, der seine Uhrwerke so aufwendig von Hand dekoriert wie A. Lange & Söhne. Die Verzierungen sind so gut, dass sie auch einer vielfachen Vergrößerung standhalten. Ein besonderes Highlight ist der handgravierte Unruhkloben eines jeden Uhrwerks.
Die komplizierteste Armbanduhr von A. Lange & Söhne ist die 2013 vorgestellte Grand Complication. Mit einem Verkaufspreis von knapp 2 Millionen Euro zählt sie auch zu den teuersten Uhren der Welt. Insgesamt werden von dieser Uhr nur sechs Stück gebaut. Die Fertigung eines Exemplars dauert ein ganzes Jahr. Zu den Funktionen gehören unter anderem Grande und Petite Sonnerie, Minutenrepetition, ein Schleppzeigerchronograph mit blitzender Sekunde (Foudrayante) sowie ein ewiger Kalender. Das Werk allein besteht aus 876 Einzelteilen.
A. Lange & Söhne fertigt normalerweise ausschließlich Uhren aus Edelmetall. Einzig Mitte der 1990er-Jahre wurden einige wenige Lange-1-Uhren mit Gehäuse, Schließe und Zeigern aus Edelstahl gefertigt. Aufgrund ihrer Seltenheit erzielen diese Edelstahluhren sehr hohe Preise auf Auktionen. Eine solche Stahl-Lange wurde 2013 bei Christie’s für 148.500 Schweizer Franken versteigert.
Seit 2011 führt A. Lange & Söhne der 1963 geborene Rheinländer Wilhelm Schmid. Der frühere Chef von BMW Südafrika hält die Marke bewusst exklusiv. Es wird geschätzt, dass A. Lange & Söhne circa 7.500 Uhren im Jahr herstellt. Ein Ausweiten der Produktion auf eine fünfstellige Zahl von Uhren pro Jahr kommt für ihn nicht in Frage – Investitionen und Manufakturneubau dienen nicht höheren Stückzahlen, sondern in erster Linie dem Ausbau der mechanischen Kompetenz. A. Lange & Söhne beschäftigt 600 Mitarbeiter und unterhält weltweit 16 Boutiquen. Die Marke gehört seit 2001 zum Luxusgüterkonzern Richemont.
A. Lange & Söhne gehört zu den wenigen Luxusuhrenherstellern, die nicht mit Prominenten werben. Man engagiert sich aber beim Oldtimer-Wettbewerb Concorso d’Eleganza Villa d’Este am Comer See. Auch die Förderung des Nachwuchs spielt eine große Rolle bei A. Lange & Söhne. Seit 1997 verfügt die Manufaktur über eine eigene Uhrmacherschule, in der im Laufe der Jahre über 100 Uhrmacher und Werkzeugmechaniker ausgebildet wurden.
Die Uhren-Klassiker von A. Lange & Söhne
Lange 1
Mit dem exzentrischen Zifferblattaufbau und dem unverkennbaren Großdatum wurde die Lange 1 zu einem Riesenerfolg für A. Lange & Söhne. Kein Wunder, dass ihr Design bis heute unverändert besteht.
Datograph
Mit der Anordnung von Großdatum und Hilfszifferblättern in einem gleichschenkligen Dreieck wurde der 1999 eingeführte Datograph zur zweiten Ikone von A. Lange & Söhne. Weiterentwickelt wurde sie mit Zusatzfunktionen wie einem ewigem Kalender oder einem Tourbillon.
Zeitwerk
2009 gelang A. Lange & Söhne ein Geniestreich: Für die Zeitwerk kombinierte man die klassischen Designelemente mit einer modern anmutenden Digitalanzeige für Stunden und Minuten.