79,50 Deutsche Mark. Dafür verkaufte Helmut Sinn in den 1960er-Jahren eine Taucheruhr, 200 Meter wasserdicht und mit Schweizer Automatikwerk. Die perfekt ablesbare Uhr war nur ein Modell aus dem Angebot des Flieger-Asses und passionierten Rallyefahrers Helmut Sinn. Im Alter von 37 Jahren gründete er 1953 seinen ersten Uhrengroßhandel, nachdem er vorher schon amerikanischen Soldaten Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald verkauft hatte und dabei gute Gewinne machte. 1956 stellten sich die Bundeswehr und auch die Luftwaffe neu auf. Der Bedarf für präzise Borduhren wuchs, und Sinn beteiligte sich nach sorgfältiger Analyse an einer Ausschreibung. Als Pilot wusste der findige Unternehmer, was gefordert war, und konzipierte auf dem Valjoux-Werk Kaliber VJ 5 seine erste Borduhr, gekrönt von der Version 58 mit Zentralminutenzähler. Er gewann den Auftrag der Luftwaffe – gegen Konkurrenz wie etwa Junghans – und so entstand 1961 die bis heute bestehende Uhrenmarke.
In den 1970er-Jahren verhieß die Sinn-Werbung stolz, dass nicht nur alle Lufthansa-Maschinen der Typen 707, 727 und 737 mit Borduhren von Sinn ausgestattet waren. Auch die Luftwaffe hatte den »Witwenmacher«, die Lockheed F-104 »Starfighter«, ebenso wie die Dornier-Baumuster DO 27, DO 28 und die neuen Hubschrauber UH-1 D von Bell mit Sinn-Uhren versehen.
Für Piloten und Privatleute bot Sinn die 103 A mit dem Handaufzug-Schaltradkaliber Valjoux 72. Die Uhr mit Drehlünette war perfekt ablesbar und komplett auf die Ansprüche schneller und präziser Zeitmessung ausgerichtet.
Mitte der 1970er-Jahre kam eine Modellfamilie 140 ins Programm, mit der auch ein Mysterium verbunden ist: Was trug der deutsche Astronaut Reinhard Furrer im Jahr 1985 tatsächlich am Handgelenk? Das Modell 140 barg ein Lemania 5100 in sich – auf den historischen Fotos von Furrer vor und während der Spacelab D-1-Mission ist allerdings keine 24-Stunden-Anzeige auf der Zwölf-Uhr-Position zu erkennen. Damit käme auch die Sinn 142, ein Zwischenmodell mit dem seltenen Kaliber Lemania 5012, in Frage. Der Vorgänger des 5100 hatte keine Anzeige der 24 Stunden, und die Frequenz der Unruh betrug nur 21.600 Ampere pro Stunde statt 28.800 A/h.
Doch die Sinn-Fans können aufatmen: Furrer trug tatsächlich eine Sinn 140 in schwarz beschichtetem Edelstahl, bei der auf die 24-Stunden-Anzeige verzichtet wurde. Helmut Sinn verkaufte dem Astronauten Furrer und zwei seiner Kollegen diese Uhren – mit 25 Prozent Rabatt, wie er Jahrzehnte später erklärte. Auch heute noch, längst unter der Ägide von Lothar Schmidt, gibt es die Sinn 140 in der Kollektion.
Der optische Zwilling der damaligen Spacelab-Missionsuhr wurde umfassend weiterentwickelt und arbeitet mittlerweile mit einem eigenen Automatikwerk, dem Kaliber SZ01, auf der Basis des erprobten ETA/Valjoux 7750. Ganz wie das legendäre Lemania 5100 verfügt das SZ01 über einen Minutenstoppzeiger aus dem Zentrum. Heute ist das perlgestrahlte Edelstahlgehäuse mit der Tegiment-Technologie oberflächengehärtet, während die Ar-Trockenhaltetechnik das Innere des Chronographen vor Feuchtigkeit schützt.
Lothar Schmidt ist seit 1994 Inhaber und Geschäftsführer von Sinn Spezialuhren zu Frankfurt am Main. Dem Standort ist das Unternehmen treu geblieben, ebenso dem Motto, hochwertige Qualität zu guten Preisen zu fertigen. Nun werden die Uhren auch komplett in Frankfurt montiert, während Helmut Sinn die Modelle noch in der Schweiz fertigen ließ. Klug übernahm Lothar Schmidt Klassiker aus der Kollektion, wozu auch die Sinn 144 zählt. Bis heute ist die Uhr ein zeitloser Klassiker der instrumentellen Chronographen.
Seit 1961 sitzt Sinn Spezialuhren in Frankfurt – und daran wird sich auch nichts ändern. Nichts, bis auf den Stadtteil: 2017 ist das Unternehmen von Rödelheim nach Sossenheim in ein neues Gebäude gezogen. Das alte Gebäude platzte schon lange aus allen Nähten – neue Mitarbeiter bekamen nicht selten zunächst einen Platz in einer Ecke des Archivs. Der Stadt Frankfurt als deutsches Herz der Finanzwelt setzte Sinn mit der »Finanzplatzuhr« ein besonderes Denkmal. Seit 1999 vermischt diese Kollektion Eleganz und perfekte Ablesbarkeit auf einmalige Weise. Den Anfang machte die Sinn 6000, ein Chronograph mit drei Zeitzonen.
Der EZM 1, im Jahr 1997 als erster Einsatzzeitmesser für die Spezialeinheiten der deutschen Bundespolizei und des deutschen Zolls entwickelt, ist eine professionelle Uhr für strapaziöse Aufgaben. Verwendet werden die über 20 verschiedenen Modelle unter anderem bei Flug-, Tauch-, Feuer- und Notfalleinsätzen ebenso wie Antiterror-Aktionen der deutschen Bundespolizei oder Spezialeinheiten der Bundeswehr.
Die wichtigsten Modelle von Sinn Spezialuhren
356 Flieger
1996 entstand dieses Modell und ist Repräsentant der klassischen Fliegerchronographen von Sinn. Mit 38,5 Millimetern fällt er vergleichsweise klein aus, was ihn aber auch im Alltag von Nicht-Piloten tragbar macht.
Taucheruhr U2 (EZM 5)
Als professioneller Einsatzzeitmesser bietet die U2 eine Fülle an Sinn-Technologien: Funktionssicher in einem Temperaturbereich von minus 45 °C bis plus 80 °C dank Spezialöl, Ar-Trockenhaltetechnik für erhöhte Funktions- und Beschlagssicherheit, Gehäuse aus salzwasserbeständigem U-Boot-Stahl, unverlierbarer Drehring mit Tegiment-Technologie für besondere Kratzresistenz, unterdrucksicher, druckfest bis 200 Bar und geprüft in Anlehnung an die europäischen Tauchgerätenormen EN250 und EN14143, zeritifiziert durch DNV GL
Fliegeruhr 856
Sie trägt das typische Gesicht einer instrumentellen Uhr von Sinn und ist mit einiger Sinn-Technologie ausgestattet. Druckfest bist 20 Bar, unterdrucksicher, Magnetfeldschutz bus 80.000 A/m, Ar-Trockenhaltetechnik für erhöhte Funktions- und Beschlagssicherheit und Tegiment-Technologie für erhöhte Kratzfestigkeit.
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