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Die kleinen Komplikationen: Mondphase

Die Mondphasenanzeige ist die kleine Komplikation par excellence. Sie ist eine aparte Zusatzfunktion, die man auf dem Zifferblatt sofort sieht, ohne dass sie sich zu sehr in den Vordergrund drängen würde. Wir zeigen Varianten der Mondphase und erklären die Technik hinter der Komplikation.
Blancpain Villeret Phase de lune 40 mm Close-up Mondphase
© Blancpain

Mondphasen sind – von Ausnahmen abgesehen – fester Bestandteil von Uhren mit Vollkalender und finden sich auch bei den meisten Jahreskalendern und ewigen Kalendern. Zur richtigen kleinen Komplikation wird sie aber vor allem dann, wenn sie die einzige Zusatzfunktion neben der Zeitanzeige ist. Und neben dem Datum. Denn ähnlich wie es bei der Wochentagsanzeige der Fall ist, sieht man die Mondphase fast nie ohne Datumsindikation

Jaeger-LeCoultre: Master Ultra Thin Moon

Jaeger-LeCoultre: Master Ultra Thin Moon

© Jaeger-LeCoultre

Die reine Mondphasenanzeige spielte eine wichtige Rolle bei der Mechanikrenaissance der 1980er-Jahre. Jean-Claude Biver machte sie schon 1993 in der ersten Kollektion der von ihm wiederbelebten Marke Blancpain populär. In der Folgezeit erlebte die Mondphase Ups and Downs. In Zeiten, in denen die Uhren groß und Sportuhren besonders beliebt sind, schwächelt sie gewöhnlich. In Zeiten wie heute, in denen die Uhrenfans kleinere Gehäusedurchmesser und elegante Uhren bevorzugen, sieht man sie wieder häufiger – zum Beispiel bei Jaeger-LeCoultre mit der im November 2025 eingeführten Master Ultra Thin Moon.

Im Folgenden erklärten wir, wie die Mondphasenanzeige funktioniert und was der Mechanismus kann. Wir stellen aktuelle Modelle vor und sagen, wie man die Mondphasenanzeige seiner Uhr richtig einstellt. 
Kaliber Frédéric Piguet 6395 für die Blancpain Mondphasenuhr von 1983

Kaliber Frédéric Piguet 6395 für die Blancpain Mondphasenuhr von 1983

© Blancpain

Wie bestimmt der Mond unsere Zeit?

Der Mond übt als erdnächster Himmelskörper eine ganz besondere Anziehungskraft auf uns aus. Schon in alten Kulturen spielte er eine religiöse und mythologische Rolle. Laut wissenschaftlichen Studien beeinflusst der Mond das Geschehen auf der Erde nicht nur bei Ebbe und Flut, sondern derart, dass ein Leben ohne ihn nicht möglich wäre. Seine Anziehungskraft bremst die Erdrotation. Gäbe es sie nicht, würde sich der Globus dreimal schneller um seine eigene Achse drehen. Der Tag wäre nur acht Stunden lang, und es gäbe Windbewegungen von 300 bis 500 Kilometern pro Stunde. Mehr noch: Ohne unseren blassen Nachbarn gäbe es große Temperatur- und Klimaschwankungen. Wieso? Die Schwerkraft des Mondes hält die Erde stabil. Ohne sie würde die Erdachse alle paar Millionen Jahre um bis zu 85 Grad kippen. 

Mehr zur Geschichte der Mondphasenuhren finden Sie hier.

Die Menschen nutzten schon früh den regelmäßigen Zyklus des Mondes für die Bestimmung von Zeitspannen und als Basis erster Kalender. Etwa 4000 Jahre v. Chr. bis 700 Jahre n. Chr. zählte man die Zeit von einem Vollmond bis zum nächsten als einen Monat. Diese Zeit, die der Mond für einen Umlauf um die Erde, bezogen auf seine Stellung zur Sonne, benötigt, heißt Lunation (vom lateinischen luna = Mond). Eine Lunation dauert etwa 29,531 Tage (29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2,9 Sekunden). 

H. Moser & Cie.: Streamliner Perpetual Moon Concept Meteorite

Weicht erst nach 1.027 Jahren um einen Tag ab: Streamliner Perpetual Moon Concept Meteorite von H. Moser & Cie.

© H. Moser & Cie.

Seit wann gibt es die ersten Mondphasenuhren?

Bereits im frühen 16. Jahrhundert gaben die ersten Wanduhren den Stand des Mondes wieder. Mit der Quarzkrise in den 1970er-Jahren verlor die mechanische Uhr an Bedeutung und damit auch diese astronomische Komplikation. Nachdem Blancpain mit der Wiederentdeckung der Mondphasenanzeige sehr erfolgreich war, nahmen viele andere Hersteller die kleine Komplikation in ihr Programm auf. Heute finden sich Mondphasenanzeigen in Uhren beinahe jeder Preiskategorie, allerdings mit unterschiedlicher Präzision. 

Die erste Tudor mit Mondphase: 1926 Luna

Arnold & Son: Luna Magna Steel Turquoise

Arnold & Son: Luna Magna Steel Turquoise

© Arnold & Son

Wie funktioniert eine Mondphasenuhr?

Die Mondphase dauert astronomisch betrachtet genau 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2,9 Sekunden. Die klassische Mondphasenkonstruktion wird auf 29,5 Tage abgerundet. Da sich ein halber Tag jedoch nur schwer in ein mechanisches Räderwerk übersetzen lässt, nutzt man bei der einfachen Art der Mondphasenanzeige ein Rad mit 59 Zähnen, für zweimal 29,5 Tage. Auf der Mondscheibe befinden sich zwei gegenüberliegende Monde, von denen immer nur einer auf dem Zifferblatt zu sehen ist. Das Räderwerk bewegt die Scheibe automatisch einmal pro Tag um einen Zahn weiter, um die Mondphase korrekt darzustellen. Die Schaltung erfolgt zumeist um Mitternacht. Diese Art der Mondphasenanzeige geht jährlich rund 8 Stunden oder in drei Jahren einen ganzen Tag falsch. Dann muss man sie korrigieren. Dank mitgeliefertem Korrekturmechanismus lässt sich die Anzeige mit einem kleinen Knopfdruck korrigieren.

Glashütte Original: Senator Excellence Panoramadatum Mondphase

Glashütte Original: Senator Excellence Panoramadatum Mondphase

© Glashütte Original

Wie präzise kann eine Mondphasenanzeige sein?

Natürlich geht es mit komplizierteren Mechanismen noch deutlich präziser. Meistersinger stellt mit der Stratoscope eine Einzeigeruhr mit hochpräziser Mondphasenanzeige. Die fotorealistische Mond auf dem Zifferblatt leuchtet zudem im Dunkeln. Im Video erklären wir die Mondphasenuhr im Detail:

 

Bei der IWC Portugieser Ewiger Kalender weicht die Anzeige erst nach 577,5 Jahren um einen Tag vom tatsächlichen Mondumlauf ab. Möglich macht dies das automatische Manufakturkaliber 52615. Die Richard Lange Ewiger Kalender “Terraluna” von A. Lange & Söhne besitzt eine sogenannte orbitale Mondphasenanzeige auf der Gehäuserückseite.  Dabei zeigt das astronomische Miniaturschauspiel nicht nur die einzelnen Mondphasen, sondern über drei rotierende Scheiben auch die Konstellation des Mondes zur Erde und zur Sonne. Die Positionen des Mondes und die Entstehung der Mondphasen sind somit exakt nachvollziehbar. Im Zentrum der Anzeige befindet sich die Erde, die sich täglich einmal gegen den Uhrzeigersinn um ihre eigene Achse dreht. Die Unruh fungiert als Sonne, auf dieser Seite ist es also Tag. Die Mondphasenanzeige muss erst in 1.058 Jahren um einen Tag korrigiert werden.

A. Lange & Söhne: Richard Lange Ewiger Kalender "Terraluna", Rückseite

A. Lange & Söhne: Richard Lange Ewiger Kalender "Terraluna", Rückseite

© A. Lange & Söhne

In einer anderen Sphäre der Präzision ist der Schweizer Meisteruhrmacher Andreas Strehler zu Hause: Seine aus vier Komponenten bestehende Mondphasenanzeige hat eine Fehlerquote von einem Tag in zwei Millionen Jahren. Dazu kombiniert er bei der Sauterelle à heure mondiale noch eine Weltzeitfunktion. 

Den Rekord hat IWC 2024 mit seiner Portugieser Eternal Calendar aufgestellt: Seine "Double Moon"-Anzeige erreicht eine Abweichung um einen Tag erst nach sage und schreibe 45.361.055 Jahren. Für den Besitzer der Uhr spielt das eine Rolle? Kann man so sehen. Allerdings faszinieren uns alle ja gerade die Grenzen, die mit rein mechanischer Uhrmacherei erreichbar sind. Und die Ultrapräzision passt gut zu einem säkularen ewigen Kalender, der weit über das Jahr 2100 hinaus keine Korrektur bedarf.

IWC: Portugieser Eternal Calendar

IWC: Portugieser Eternal Calendar

© IWC

Mondphasenuhr mit Anzeige der südlichen und nördlichen Hemisphäre

Uhren, die gleichzeitig die Mondphasen der südlichen und der nördlichen Hemisphäre anzeigen sind recht selten. Eine dieser Mondphasenuhren ist die 2019 vorgestellte Arceau l’heure de la lune von Hermès. Das Modell besitzt nicht wie üblich ein Hilfszifferblatt für die astronomische Anzeige, stattdessen kreisen auf dem Zifferblatt zwei Mondscheiben für die beiden Hemisphären. Über ihnen liegen eine Scheibe für die Uhrzeit- beziehungsweise eine für die Datumsanzeige. Durch die langsame Bewegung der oberen über den unteren Scheiben verändern sich die Ausschnitte, die man von den beiden Monden sieht: mal ist er Sichel, mal Halbmond, mal freiliegender Vollmond. Das bewegliche Gestell schwebt in 59 Tagen einmal über das Zifferblatt. Möglich macht die Funktion das Manufakturkaliber H1837 mit Handaufzug. Die erste Arceau l’heure de la lune war auf 100 Exemplare limitiert; 2025 hat Hermès neue Interpretationen vorgestellt.

Hermès: Arceau L'heure de la lune Blue Grey Moon

Hermès: Arceau L'heure de la lune Blue Grey Moon

© Hermès

Alle Mondphasen auf einen Blick: TAG Heuer

TAG Heuer hat 2025 eine Uhr vorgestellt, bei der man alle wichtigen Mondphasen auf einen Blick sieht: die Carrera Astronomer. Dargestellt sind 7 Mondphasen zwischen Neumond und Neumond, dabei weist ein Doppelzeiger auf einer drehbaren Scheibe nicht nur auf die jeweilige Phase, sondern auch auf das sogenannte Mondalter, also die seit dem letzten Neumond abgelaufene Zeit.

TAG Heuer: Carrera Astronomer

TAG Heuer: Carrera Astronomer

© WatchTime

Wie stellt man die Mondphasenanzeige einer Uhr ein?

Die Mondphasenanzeige der Uhr wird entweder über einen eigenen Drücker oder über die Krone eingestellt. So unterscheidet sich auch das jeweilige Vorgehen zum Einstellen der Mondphasenanzeige. Die Verfahren können auch bei den einzelnen Uhrenherstellern variieren.

Einstellen der Mondphasenanzeige mit separatem Drücker

Betätigen Sie den Drücker so oft, bis der Vollmond in der Anzeige erscheint. Finden Sie anschließend heraus, an welchem Tag der letzte Vollmond war. Zählen Sie die vergangenen Tage seit dem letzten Vollmond und betätigen Sie der Anzahl entsprechend den Drücker. Nun ist die Mondphasenanzeige richtig eingestellt.

Beispiel: Sie wollen am 9. August 2023 die Mondphase Ihrer Uhr richtig einstellen. Der letzte Vollmond war am 1. August 2023, er liegt folglich 8 Tage zurück. Das heißt, Sie müssen den Drücker 8 Mal betätigen bis die Mondphasenanzeige der Uhr mit der aktuellen Phase des Mondes übereinstimmt.

Frederique Constant Classics Carrée Moonphase

Frederique Constant: Classics Carrée Moonphase

© Frederique Constant

Einstellen der Mondphasenanzeige über die Krone

Ziehen Sie die Krone auf die erste Position heraus. Bei den meisten Uhren ist die halb herausgezogene Krone für das Einstellen von Datum und/oder Mondphase zuständig. Diese Einstellung kann jedoch von Hersteller zu Hersteller variieren. Drehen Sie die Krone solange im Uhrzeigersinn bis das Datum mit dem des letzten Vollmonds übereinstimmt. Stellen Sie jetzt wieder das aktuelle Datum ein. Die Mondphasenanzeige ist nun richtig eingestellt.

Blancpain Villeret Phase de lune 40 mm

Blancpain war ein Pionier der Mondphasenanzeige in den frühen Achtzigern. Hier die heutige Villeret Phase de lune 40 mm

© Blancpain
Blancpain Meistersinger IWC A. Lange & Söhne Arnold & Son Jaeger-LeCoultre Hermès H. Moser & Cie.

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