Die kleinen Komplikationen: Der Wochentag

Wie bei so vielen alltäglichen Funktionen und Anzeigen einer Armbanduhr denkt man auch beim Thema Wochentag zuerst an Rolex. Ähnlich wie beim Automatikaufzug, bei der Wasserdichtheit oder bei der Datumsanzeige hat die Marke sich des Themas früh angenommen und mit der Day-Date einen bedeutenden Klassiker geschaffen. Laut Rolex selbst war die erste Day-Date von 1956 die erste Armbanduhr mit Kalenderfunktion, die neben dem Datum auch den ausgeschriebenen Wochentag darstellte. Die Day-Date spielte von Anfang an eine Sonderrolle im Rolex-Sortiment: Im Gegensatz zu anderen Modellen bot Rolex sie nicht in Edelstahl, sondern nur in Edelmetall an. Vielleicht auch deswegen wurde sie in den 1960er- und 1970er-Jahren zu einer gern von US-Präsidenten getragenen Uhr. Vor allem von Lyndon B. Johnson existieren mehrere Fotos, auf denen er eine Day-Date trägt. Doch soll sie auch an den Handgelenken von Franklin D. Roosevelt, Dwight D. Eisenhower, John F. Kennedy, Richard Nixon und Gerald Ford gesichtet worden sein. So erhielt sie ihren Beinamen "President". Und das Gliederband, das Rolex für dieses Modell einführte, wurde zum bekannten Präsident-Band. 

Bei der Day-Date befindet sich die Wochentagsanzeige ganz prominent am oberen Rand des Zifferblatts, noch oberhalb der Rolex-Krone, zwischen 11 Uhr und 1 Uhr. Die 7 Wochentage sind auf eine Scheibe aufgedruckt, die synchronisiert zusammen mit der Datumsscheibe um Mitternacht um eine Position weitergeschaltet wird. Insgesamt bietet Rolex den Wochentag in 26 verschiedenen Sprachen an.

Von Rolex abgesehen, sind ausgeschriebene Wochentagsanzeigen selten geworden. Bei Marken wie Breitling oder Omega, die früher Modelle mit einer ähnlichen Anzeige wie die Rolex Day-Date im Programm hatten, findet man sie mittlerweile nicht mehr. Zu den Ausnahmen gehört Hamilton: Dort findet man das gekrümmte Fenster mit dem ausgeschriebenen Wochentag bei 12 Uhr sogar in ganz unterschiedlichen Linien wie Khaki Aviation, Khaki Field oder Jazzmaster.

Sonderfall: Die geschwungene Anzeige

Einen Sonderfall der ausgeschriebenen Anzeige findet man bei Jean Marcel. Die Pforzheimer Marke, die ihre Uhren in der Schweiz fertigen lässt, hat sich auf ungewöhnliche Anzeigeformen spezialisiert (siehe auch weiter unten). Wer einmal die wellenförmige Wochentagsanzeige der Tropical Diver gesehen hat, wird sie nicht mehr vergessen. Sie fügt sich, samt angehängter Datumsindikation, nahtlos in das Wellenmuster des Zifferblatts ein. 

Die häufigste Form: 3 Buchstaben

Die gängigste Anzeigeform ist ein Fenster mit dreibuchstabiger Abkürzung des Tages. Auch wenn sie platzsparender und damit unauffälliger ist als die ausgeschriebene Form, kann ihr eine gestalterische Funktion zukommen. So etwa beim bekannten Chronographenkaliber Eta Valjoux 7750 oder ihren Klonen wie dem Sellita SW500. Da hier die drei Hilfszifferblätter bei 6, 9 und 12 Uhr platziert sind, lässt sich die Lücke bei 3 Uhr besser mit einer Day-Date-Anzeige als mit einem bloßen Datumsfenster füllen. Beispiele dafür gibt es viele, etwa die Fortis Novonaut N-42. Sie bietet sogar eine kleine Extrafunktion: Zwei Pfeile neben Anzeigen informieren darüber, in welche Richtung man die Krone drehen muss, um den Wochentag oder das Datum zu verstellen. Das Tag-Datum-Fenster gibt es natürlich nicht nur bei Chronographen, sondern auch bei Dreizeigeruhren wie der Grand Flieger Airport von Tutima und einer ganzen Reihe anderer. 

A. Lange & Söhne zeigt übrigens mit seiner Odysseus, dass für die Zuordnung des Wochentags auch zwei Buchstaben reichen. Hier wird die Designfunktion der Wochentagsanzeige besonders gut sichtbar: Das Fenster bei 9 Uhr bildet den optischen Widerpart zum Großdatum bei 3 Uhr. Da dieses aus zwei Stellen besteht, war ein Tagesfenster mit drei Buchstaben für Lange keine Option. Technisch ermöglicht wird die doppelt digitale Anzeige der Odysseus durch das automatisch aufziehende Lange-Manufakturkaliber L155.1 mit 50 Stunden Gangreserve.

Die Zeigerindikation

Neben dem Wochentag im Fenster gibt es diesen auch als Zeigerindikation. Oft findet man diese Anzeigeform bei ewigen Kalendern. Vacheron Constantin wählt diese Gestaltungsform bei der Fiftysix Day-Date, dabei steht das Hilfszifferblatt für den Tag bei 9 Uhr direkt gegenüber dem für das Datum bei 3 Uhr.

Die zweisprachige Anzeige

Grundsätzlich stellt sich bei einer Wochentagsindikation – egal, ob mit zwei oder drei Buchstaben oder ausgeschrieben – immer die Frage nach der Sprache. Begnügen sich manche Hersteller mit Englisch, bieten viele deutsche Marken die Indikation auch auf Deutsch an. Bei manchen Modellen kann man als Kunde die Sprache wählen; Rolex bietet, wie oben geschrieben, sage und schreibe 26 Sprachversionen an. Bei Damasko gibt es auch die Möglichkeit, eine zweisprachig deutsch und englisch bedruckte Indikation zu bestellen, zum Beispiel bei der Dreizeiger-Fliegeruhr DK36. So kann man sich von Tag zu Tag entscheiden, welche Sprache man dargestellt haben möchte.

Die retrograde Anzeige

Wie beim Datum, gibt es auch beim Wochentag retrograde Anzeigen. Das heißt, wenn der Zeiger den Sonntag erreicht hat, springt er in der Nacht von Sonntag auf Montag um 0.00 Uhr blitzschnell zurück auf die erste Position, den Montag. Eine retrograde Anzeige allein ist bereits ein Hingucker. Zwei gegenüberliegende sind spektakulär. Roger Dubuis gehört zu den Marken, die diese Anzeigeform einsetzen, um sowohl technisch als auch ästhetisch Zeichen zu setzen. Schon die erste Uhr der Marke war 1995 ein biretrograder ewiger Kalender, auch bei der aktuellen Excalibur Bi-retrograde steht die Funktion im Vordergrund.

Ausgefallene Wochentagsanzeige

Schließlich haben sich verschiedene Marken immer wieder an ausgefallenen Anzeigen versucht. Bei der Jean Marcel Quadrum III Dots wird der Wochentag durch sieben kleine Fenster dargestellt, die sich nacheinander orange färben. Jean Marcel nutzt dafür das automatische Kaliber JM A46, das auf dem Eta 2836-2 basiert.