5 Fakten über Junghans

Vom Bauhaus bis zur Funkuhr

Junghans war zu Beginn des 20. Jahrhunderts der größte Uhrenproduzent der Welt. Das 1861 in Schramberg im Schwarzwald gegründete Unternehmen machte sich in den 1980er Jahren einen Namen als Pionier in Sachen Funk- und Solaruhren. Heute sucht und findet man bei Junghans aber vor allem schöne Mechanikuhren zu überraschend günstigen Preisen. Dabei bedienen die Schwarzwälder unterschiedlichste Geschmäcker: vom Liebhaber klarer, fast strenger Designformen bis hin zu dem, der sich von emotionalen Retro-Anklängen in frühere Zeiten entführen lassen will. Vorbei sind die Zeiten schwankender Strategiewechsel nach der Jahrtausendwende – der Besitzerwechsel 2009, als die Schramberger Unternehmerfamilie Steim Junghans übernahm – hat der Marke gut getan und sie wieder ein klares Profil gewinnen lassen. Junghans beherrscht alle gängigen Technologien der Uhrmacherei – von der klassischen Mechanik, über die Quarz- bis hin zur hauseigenen Funk- und Solartechnik.

Fakt #1 über Junghans: Der Visionär Erhard Junghans

Dass Erhard Junghans am 14. April 1861 zusammen mit seinem Schwager Jakob Zeller-Tobler die Uhrenbestandteilefabrik Zeller & Junghans gründete, hatte einen fast missionarischen Hintergrund: Erhard Junghans nämlich wollte eine rationelle Uhrenherstellung aufbauen, wie sie in den USA zu dieser Zeit bereits existierte. Informationen aus erster Hand bekam er von seinem Bruder Xaver, der seit 1845 in Amerika lebte und dort in einer Großuhrenfabrik als Schreiner Uhrengehäuse fertigte. Während in der Schweiz und in Deutschland (mit dem Schwarzwald als Zentrum) noch eine rein handwerkliche Fertigung vorherrschte, wusste Erhard Junghans durch seinen Bruder, dass die Zukunft des Uhrenbaus in der industriellen Produktion nach amerikanischem Vorbild liegen würde, also in einer Großserienfertigung mit austauschbaren Teilen. 1862 schickte Xaver Junghans erste Maschinen und Werkzeuge aus den USA und kehrte alsbald nach Deutschland zurück, um Teilhaber der Firma zu werden, die schnell zu wachsen begann. Erhard Junghans bekam nur die Anfänge des Erfolgs seiner Firma mit: Am 8. September 1870 starb er im Alter von nur 47 Jahren.

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Firmengründer Erhard Junghans (1823-1870)
Firmengründer Erhard Junghans (1823–1870)

Fakt #2 über Junghans: Einst größte Uhrenfabrik der Welt

Mit 3.000 Beschäftigten, die über drei Millionen Zeitmesser im Jahr herstellten, galt Junghans 1903 als größte Uhrenfabrik der Welt. Das Unternehmen besaß neun Fabrikationsstätten und Filialen, sogar in Venedig und Paris. 1951 war Junghans der größte Hersteller von Chronometern in Deutschland, mit 10.000 Armbandchronometern im Jahr 1956 nach Rolex und Omega sogar der drittgrößte der Welt. Im Jahr 1957 präsentierte Junghans dann mit dem J83 das erste automatische Chronometerkaliber, das für Sammler heute zu den wichtigsten Junghans-Werken zählt.

Das Junghans-Gelände auf der Schramberger Geißhalde in den 1930er Jahren
Das Junghans-Gelände auf der Schramberger Geißhalde in den 1930er Jahren

Fakt #3 über Junghans: Designklassiker von Max Bill

Junghans legt großen Wert auf das Thema Design und verfügt auch über eine eigene Abteilung dafür. Das Spektrum reicht von klarer Gestaltung mit Bauhaus-Anklängen bis hin zu Retro-Designs. Eine wichtige Rolle spielen die Uhren der Serie Max Bill. Der gleichnamige Bauhaus-Künstler entwickelte in den 1950er Jahren eine Küchenuhr für Junghans – der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Ab 1961 entwarf Max Bill die puristischen Armbanduhren, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Seit 2018 gibt es die Max Bill als Max Bill Mega jetzt auch mit Funkwerk.

Junghans: Max Bill Mega 058/4823.00
Junghans: Max Bill Mega 058/4823.00

Fakt #4 über Junghans: Uhren im Bauhaus-Jahr 2019

Kaum eine andere Uhrenmarke ist so eng mit dem Bauhaus verbunden wie Junghans: ­Bereits in den 1950er Jahren hatte der Architekt, Künstler, Designer und ehemalige Bauhaus-Student Max Bill seine legendäre Küchenuhr für das Schramberger Unternehmen entworfen und 1961 eine Armbanduhr in zwei Designvarianten folgen lassen. Seit den neunziger Jahren bietet Junghans wieder Max-Bill-Uhren an. Zum 100. Geburtstag des Bauhauses bringt Junghans seine Max Bill in verschiedenen limitierten Sondermodellen heraus – dabei symbolisiert das rote Datumsfenster die berühmte rote Tür des Dessauer Bauhausbaus von Walter Gropius. Das ikonenhafte Gebäude sieht man auch auf dem Boden der Uhren. Die Fassade ist hier als Gitter konzipiert, das den Blick auf das jeweilige Uhrwerk freigibt. Ein weiteres Modell im Bauhaus-Jahr ist die Form A 100 Jahre Bauhaus: Ihre Stundenindexe sind kleine Farbquadrate, die den 12 Tönen des Farbkreises von Bauhaus-Meister Johannes Itten entsprechen.

 

1956 kreierte Max Bill diese Küchenuhr mit Kurzzeitmesser für Junghans
Junghans: Max Bill Automatic 100 Jahre Bauhaus
Rückseite der Junghans Max Bill Automatic 100 Jahre Bauhaus
Junghans: Max Bill Chronoscope 100 Jahre Bauhaus in Edelstahl
Junghans: Form A 100 Jahre Bauhaus

Fakt #5 über Junghans: Das Junghans Terrassenbau Museum

Im Juli 2018 eröffnete Junghans in dem 100 Jahre zuvor eingeweihten Terrassenbau auf dem Firmengelände an der Geißhalde in Schramberg sein neues Museum. Das Junghans Terrassenbau Museum beherbergt eine Sammlung alter Schwarzwalduhren sowie Junghans-Zeitmesser aus anderthalb Jahrhunderten.

2018 eröffnet: das Junghans Terrassenbau Museum in Schramberg
2018 eröffnet: das Junghans Terrassenbau Museum in Schramberg

Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im November 2016.

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Produkt: UHREN-MAGAZIN 4/2018
UHREN-MAGAZIN 4/2018
Schwerpunkt Quarzuhren +++ Omega Railmaster +++ Große Marktübersicht: 75 GMT-Uhren +++ Der Polaris Chronograph im Test: Jaeger-LeCoultre +++ 5 Fakten über IWC

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