Seiko Tuna: Markante Taucheruhr für Profis

Thunfisch für Profis

Die Tuna ist die Seiko-Taucheruhr mit der größten Wiedererkennbarkeit und kommt einer Designikone am nächsten. Außerdem polarisiert ihre Gestaltung: Man kann sie nur lieben oder hassen. Unter Seiko-Fans besitzt sie einen hohen Stellenwert. Den Spitznamen „Tuna“ bekam sie, weil ihr Gehäuse an eine Thunfischdose erinnert.

Auf 1978 Exemplare limitierte Quarz-Tuna: Ref. SBBN 040 (Foto: Marcus Krüger)
Auf 1978 Exemplare limitierte Quarz-Tuna: Ref. SBBN 040 (Foto: Marcus Krüger)

Die Entstehung der Tuna ist eine faszinierende Geschichte nach der Suche der besten Taucheruhr der Welt: 1968, einige Jahre bevor Seiko die Tuna entwickelte, hatten die Japaner mit der Referenz 61597000-7001 ihre erste professionelle Taucheruhr vorgestellt. Wie wichtig sie für Seiko war, sieht man unter anderem daran, dass ein modifiziertes Schnellschwingerkaliber von Grand Seiko mit 36.000 Halbschwingungen pro Stunde eingesetzt wurde. Die inoffizielle, unter Sammlern verbreitete Referenz setzt sich übrigens zusammen aus vier Ziffern für das Kaliber, gefolgt von vier Ziffern für das Gehäuse.

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Kurz nach der Vorstellung dieser Uhr erhielt Seiko den Brief eines Berufstauchers, der in Tiefen um 350 Meter vor der japanischen Küste arbeitete. Der Taucher berichtete, dass er bisher keine Taucheruhr gefunden hätte, die seinen rauen Arbeitsbedingungen unter Wasser standhalten konnte. Die empfindlichen Teile der Uhren waren zu exponiert und bekamen daher Schläge ab. Außerdem überstanden sie das Sättigungstauchen nicht: die Gläser sprangen beim Druckabbau heraus, da das in die Uhr eingedrungene Helium nicht schnell genug entweichen konnte.

Entwicklung der robustesten Taucheruhr

Der Brief des Tauchers führte dazu, dass Seiko die robusteste Taucheruhr der Welt entwerfen wollte. Das Entwicklungsteam leitete Ikuo Tokunaga. Der Ingenieur genießt bei der Seiko-Fangemeinde einen legendären Ruf. Er war seit 1970 für Seiko tätig und vor allem mit den Prospex-Taucheruhren und Landmaster-Modellen für Abenteurer befasst. Bis zum Ende seiner aktiven Laufbahn erhielt er mit seinem Team über 100 Patente. Außerdem arbeitete er mit dem japanischen Institut für Industriestandard (JIS) und der Normierungsorganisation ISO zusammen. Er schrieb zahlreiche Bücher und steht Seiko heute mit 72 Jahren noch immer als technischer Berater und Experte für Prospex-Modelle zur Verfügung.

Seiko: Professional 600 Automatic
Die erste Tuna von 1975 war bis 600 Meter druckfest

Nach sieben Jahren war das Entwicklungsteam am Ziel: Seiko konnte 1975 mit der ersten Tuna Ref. 6157-7010 eine Taucheruhr für professionelle Ansprüche vorstellen. Die größte Herausforderung für das Entwicklungsteam stellte das Heliumproblem dar. Die Lösung fanden die Entwickler in einem einteiligen Gehäuse und einer L-förmigen Glasdichtung. So kann das Helium gar nicht erst ins Gehäuse gelangen, und ein Heliumauslassventil, das andere Marken verwenden, ist überflüssig. Eine weitere Innovation ist das runde äußere Schutzgehäuse. Als Material kam beim inneren Gehäuse Titan zum Einsatz. Das Außengehäuse besaß eine kratzfeste Keramikschicht. Mit 600 Metern Wasserdichtheit verfügte die Uhr über eine enorme Druckfestigkeit. Für die erste Tuna erhielt Seiko mehrere Patente, von denen eines das Armband betraf: Die wie eine Ziehharmonika geformten Teile des Kautschukbands passen sich mit der Tiefe an den komprimierten Taucheranzug an, sodass die Uhr nie zu locker sitzt.

Noch robuster – weitere Verbesserungen der Seiko Tuna

Seikos Entwicklung endete aber nicht mit der ersten Tuna. Die Japaner ruhten nicht und brachten weitere Modelle heraus. Ein wichtiges Modell stellt die „Golden Tuna“ mit Quarzwerk dar.

Seiko: Professional 1000m Quartz
Replik der weltweit ersten Quarzuhr für das Sättigungstauchen von 1978 (1.978 Stück, 2.500 Euro)

Diese 1978 erschienene Referenz 7549-7009 hielt ebenfalls dem Druck bis 600 Meter Wassertiefe stand. Die Oberfläche des Gehäuses war mit besonders hartem und korrosionsbeständigem Titannitrid beschichtet, das auch für die goldene Farbe sorgte.

Seiko: Professional Diver´s 600m Quarz
1978 erhielt die Tuna ein Quarzwerk

Mitte der 1980er-Jahre steigerte Seiko die offizielle Druckfestigkeit auf 1.000 Meter. Die Japaner wollten sich aber nicht an einem Wettrüsten um die druckfesteste Taucheruhr beteiligen und gaben auch später nie mehr als 1.000 Meter auf den Uhren an.

Seiko: Professional 1000m
1986 erhöhte Seiko die Druckfestigkeit der Quarz-Tuna auf 1.000 Meter

Das heißt aber nicht, dass sie nicht mehr aushielten. Um zu zeigen, was die Uhr kann, brachte Seiko zwei Tuna Modelle an einem Tauchboot bis in eine Tiefe von mehr als 4.000 Metern. Das Modell mit Quarzwerk blieb bei 3.284 Metern stehen, und die mechanische Tuna schaffte es in eine Tiefe von 4.299 Metern, bevor sie stoppte. Der Spitzname Tuna passt also doppelt, schließlich können große Thunfische auch bis in Tiefen von mehr als 1.000 Metern vordringen.

Die Tuna heute

Darüber, was eine Tuna ausmacht, gibt es unterschiedliche Meinungen. Für Fans gelten nur Modelle als Tuna, die die wichtigsten Merkmale wie Eignung zum Sättigungstauchen und ein äußeres Schutzgehäuse aufweisen. So gesehen zählen aktuelle Modelle mit Solarwerk trotz der sehr ähnlichen Optik nicht als Tuna. Aktuelle Tuna-Modelle gibt es mit Wasserdichtheitsangaben von 300, 600 und 1.000 Metern. Als Antrieb setzt Seiko auf eine Vielfalt an Quarz-, SpringDrive- und mechanischen Werken mit 28.800 sowie 36.000 Halbschwingungen. Als Material für das innere Gehäuse kommt bei den 300-Meter-Modellen Stahl, bei den druckfesteren Titan zum Einsatz. Das Außengehäuse besteht aus Stahl oder Keramik. Teilweise nutzt Seiko sogar Cermet, einen Verbundwerkstoff aus Metall und Keramik, der kratzfest, aber nicht spröde ist.

Seiko: Prospex Professional 1000m
Moderne Interpretation der ersten Quartz Diver´s 600m Limited Edition S23627 J1 (Cermet, 800 Stück, 3.000 Euro)

Während die ersten Tuna-Modelle als Leuchtmasse noch das radioaktive Material Promethium nutzten, schwenkte Seiko 1993 auf Lumibrite um. Die wiederum verbesserte Version dieser Leuchtmasse, die Seiko nur für bestimmte Modelle nutzt, kam 2015 in alle Tuna-Modelle.

Das Armband besteht heute aus Silikon. Dieses Material hat sich bei Seiko-Tests als widerstandsfähiger bei Hitze erwiesen und altert nicht so schnell wie natürlicher Kautschuk. Seiko verbessert also immer noch weiter auf der Jagd nach der besten Taucheruhr der Welt.

Text: Johan Pergler

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